Hohenlimburg. . Die Bürgerinitiative Gegenwind Hagen hat am Stoppelberg ein Rotmilan-Horst entdeckt und die Aufzucht der Jungtiere dokumentiert.

Die Hohenlimburger Bürgerinitiative „Gegenwind Hagen“, die sich - wie mehrfach berichtet - gegen den Bau von Windenergieanlagen oberhalb des Nahmertales und des Wesselbachtales in einem Abstand zur Wohnbebauung von weniger als 1500 Metern ausspricht, hat bereis im Mai 2017 in der Nähe von Brechtefeld einen Rotmilan-Horst entdeckt. Die Mitglieder haben über einen Zeitraum von ca. 15 Monaten dokumentiert, dass ein Rotmilan-Pärchen darin Jungvögel aufzieht hat.

Beschert diese Dokumentation möglicherweise der oberhalb des Wesselbachtales von Investoren geplanten Windenergieanlage das Aus, weil Rotmilane gefährdet und deshalb besonders schützenswerte Vögel sind?

Bürgerinitiative vor Ort

Die Erkenntnisse über den Rotmilan-Horst wurde deshalb von den Mitgliedern der Bürgerinitiative in Kooperation mit Andreas Welzel vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Timothy Drane (Bund für Vogelschutz) sorgfältig dokumentiert und mit Fotos belegt. „Das ist ein toller Moment, wenn man so etwas entdeckt und Jungvögel in einen solchen Horst sieht“, versichert Marcos Piesche, Vorsitzender der Bürgerinitiative.

Mit der gebotenen Vorsicht, um die Vögel nicht zu vertreiben, haben in den zurückliegenden Monaten die Mitglieder der Bürgerinitiative das Geschehen um den Horst festgehalten. So die Zeit der Verweildauer der Mitglieder und insbesondere die Entdeckungen, die sie dabei gemacht haben: Kotspuren, Flaumfedern der Jungtiere und auch Gewölle (ausgewürgte unverdaulichen Nahrungsreste).

Helgoländer Papier

Ein solcher Rotmilan-Horst schließt, so Piesche, in einem Umkreis von 1500 Metern den Bau einer Windenergieanlage aus. So steht es im sogenannten „Helgoländer Papier“. Darin sind die Abstandsempfehlungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten geregelt. „Alle Bundesländer haben sich verpflichtet, diese Empfehlung mitzutragen“, versichert Marcos Piesche. „Diese Empfehlung ist nach Auskunft unseres Rechtsanwaltes sogar einklagbar.“

Was den Hohenlimburger verwundert, ist, dass dieser Rotmilan-Horst in der Nähe des Stoppelberges nicht in der Artenschutzprüfung II auftaucht. Hat oder wollte der Gutachter diesen nicht sehen? Piesche: „Das kann nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Das ist für uns nicht erklärbar.“

Diese Artenschutzprüfung ist ein Mosaiksteinchen der aktuell von der Hagener Verwaltung forcierten Windenergie-Planung. Gegenwärtig treibt die Stadt Hagen die Offenlegung voran. Deshalb ist es der Bürgerinitiative wichtig, die Verwaltung für die weiteren Planungen über den Rotmilan-Bestand am Stoppelberg in Kenntnis zu setzen. Das ist in dieser Woche geschehen. Da schickte die Bürgerinitiative eine ausführliche Information mit Fotos an die Stadt. Anhängend die Aussagen zu jenen Beobachtungen, die Andreas Welzel (Bund) und Timothy Drane (Bund für Vogelschutz) gemacht haben.

Anträge der Parteien

Frank Schmidt (Bürger für Hohenlimburg) hat deshalb kurzfristig zur Umweltausschutzsitzung am Donnerstag folgende Fragen an die Verwaltung gestellt: Warum wurde der Horst nicht in der Artenschutzprüfung I oder der Artenschutzprüfung II entdeckt? Muss die Artenschutzprüfung II vor der Offenlage veröffentlicht werden? Muss die Fläche 5 (Anmerkung: in der Grafik eingekreist) angesichts der dokumentierten Horst-Bebrütung neu bemessen werden? Und auch die CDU hakte umgehend zum Thema Stoppelberg nach und wollte von der Verwaltung wissen, welche „Folgen eine Ausweisung der Fläche 5 als „Harte Tabuzone“ aufgrund des Vorkommens eines Rotmilan-Horstes für den Teilflächennutzungsplan hat“. Zu einer Beantwortung kam es nicht, weil die Umweltausschuss nicht mehr beschlussfähig war (siehe Lokalseite 3 Hagen; Mein Hagen) und abgebrochen werden musste.

Frank Schmidt kündigte deshalb gestern an, einen Antrag an den Bezirksbürgermeister zu stellen, in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung den Teilflächennutzungsplan Windenergie erneut zum Thema zu machen.

Offenlegung der Pläne

Die Stadt Hagen machte auf Anfrage deutlich, dass die Artenschutzprüfungen von den Investoren bezahlt werden. Auch deshalb sei ein Offenlegungsverfahren vorgesehen. Darin könne dann auf mögliche Fehler und Versäumnisse hingewiesen werden. Das sei u.a. auch für die Bürgerinitiative möglich.

Wann die Offenlegung der Pläne erfolgen wird, ist noch nicht terminiert. Bis Mitte Dezember (siehe Info-Box) laufen noch die politischen Beratungen.

Die weitere Beratungsfolge zum Thema Windenergieplanungen: Bezirksvertretung Hohenlimburg (5. Dezember, 16 Uhr, Rathaus Hohenlimburg); Umweltausschuss der Stadt Hagen (11. Dezember, Rathaus Hagen); Rat der Stadt Hagen (13. Dezember, Rathaus Hagen).