Hagen. . Kompetenzgerangel in der Stadtverwaltung: Das Ehrenmal in Vorhalle droht zu verfallen, weil niemand für das Bauwerk zuständig sein will.
Die Bezirksvertretung Nord hat 20.000 Euro für die Sanierung des Ehrenmals in Vorhalle zurückgezogen. Damit kann das Mahnmal, das an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert, nicht erneuert werden, obwohl es dringend sanierungsbedürftig ist.
Grund für den Sinneswandel der Ortspolitiker ist ein Kompetenzgerangel in der Stadtverwaltung. Wirtschaftsbetrieb (WBH) und Amt für Gebäudewirtschaft (GWH) konnten sich nicht darüber einig werden, wer für die Instandsetzung des Kriegerdenkmals zuständig ist.
Geld würde sonst verfallen
„Bevor das Geld weg ist und alles den Bach runter geht, ziehen wir den Zuschuss lieber zurück“, verdeutlichte Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt die einstimmige Entscheidung.
Tatsächlich würden die 20.000 Euro unwiederbringlich verfallen, wenn sie nicht bis zum Ende des Jahres ausgegeben werden. Und das wäre nach der Weigerung von WBH und GWH, das Denkmal auf Vordermann zu bringen, der Fall.
Dienstanweisung von OB Schulz
Die Mitglieder der Bezirksvertretung sind höchst verärgert über den Vorgang. Eine Sprecherin des WBH erklärte auf Anfrage unserer Zeitung, man sei nur für Grün- oder gepflasterte Flächen rund um das Ehrenmal verantwortlich, nicht aber für Instandsetzungen am Bauwerk selbst. Diese lägen im Verantwortungsbereich der Gebäudewirtschaft Hagen.
„Der WBH irrt“, entgegnet Volker Bald, Leiter der GWH. Vor drei Jahren habe Oberbürgermeister Erik O. Schulz höchstpersönlich per Dienstanweisung die Kompetenzen der städtischen Ämter und Betriebe geregelt und ausdrücklich aufgeführt, dass Ehrenmale nicht mehr in den Verantwortungsbereich der GWH fielen, so Bald.
„Hausherrenamt“ für jede Immobilie
Zudem sei jede städtische Immobilie einem sogenannten „Hausherrenamt“ zugeordnet. Für Denk- und Ehrenmale in Hagen sei das Bauverwaltungsamt als Hausherrenamt verantwortlich. „Zwar steht nirgendwo geschrieben, dass der WBH für das Denkmal in Vorhalle zuständig ist.“ In der Praxis müsse das Bauverwaltungsamt dem WBH jedoch den Auftrag zur Sanierung des Denkmals erteilen.
Dass das nicht geschehen sei, bedauert Bald außerordentlich. Er äußert auch Verständnis dafür, dass die Bezirksvertretung die schon zugesagten 20.000 Euro wieder einkassiert hat, damit sie nicht an die Stadtkasse zurückfallen.
Dezernent spricht Machtwort
Der Sims des Bauwerks, das 1926 zum Gedenken an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Vorhalle errichtet wurde, wird seit 2015 von zwei deutlich sichtbaren Stahlringen zusammengehalten. Denn der Tuffstein, der stetig Wind und Wetter ausgesetzt ist, bröckelt ab und würde sich ohne die stählernen Klammern auflösen. „Immerhin ist gewährleistet, dass kein Unglück geschehen kann“, so Bezirksbürgermeister Kohaupt, der nun nicht weiß, wann die Schäden behoben werden können.
Zwar hat Baudezernent Thomas Grothe inzwischen ein Machtwort gesprochen und die GWH mit der Reparatur des Mahnmals beauftragt, doch jetzt steht kein Geld zur Verfügung. Es sei denn, die Bezirksvertretung unternimmt 2019 einen Rückzug vom Rückzug und stellt wieder 20.000 Euro bereit. . .
Stahlhelm mit Lorbeerkranz
Das kreisrunde Kriegerdenkmal am Europaplatz in Vorhalle erhebt sich über einem Sockel mit einer Treppe. Acht rechteckige Pfeiler tragen einen Ring mit leicht vorstehendem Gesimse.
In die beiden Eingangspfeiler des Kriegerdenkmals sind Lorbeerzweige und Pferdeschädel eingearbeitet. Über dem Eingang steht: „Vorhalles Heldensöhnen geweiht. 1914-1918.“
Auf die Innenflächen der Pfeiler sind die Namen der getöteten Soldaten eingraviert. Inmitten des Rundbaus befindet sich auf einem Felsblock ein Stahlhelm mit Lorbeerkranz. Das Ehrenmal steht unter Denkmalschutz.
So wird das Geld jetzt verwendet
Die Bezirksvertretung Nord hat beschlossen, die für die Sanierung des Ehrenmals bestimmten 20.000 Euro (plus weitere 2400 Euro) nun folgendermaßen zu verwenden:
- 7400 Euro für die Erneuerung der Sitzbänke am Boeler Marktplatz,
- 5500 Euro für die Erneuerung von Sitzbänken am Hengsteysee,
- 4000 Euro für die Errichtung eines Gerätehauses beim SV Boele-Kabel,
- 2500 Euro für die Heidefreunde für Renovierungsbedarf,
- 1500 Euro für die Beschaffung von Werkzeug für die Feuerwehr Boele-Kabel,
- 800 Euro für die Weihnachtsmarktbeleuchtung am Wasserschloss Werdringen,
- 500 Euro für den Yacht-Club Harkortsee zur Anschaffung von Segelzubehör,
- 200 Euro für die Ausrichtung des Weihnachtsmarktes Garenfeld durch die örtlichen Vereine.