Hagen. . Hunderttausende Becher fliegen jährlich in den Müll, wenn Hagener sich einen Coffee to go holen. Ein Unternehmen steuert in Hagen jetzt dagegen.
Als Sven Hennebach im August die WESTFALENPOST gelesen hatte, da war ihm sofort klar: „In Hagen steigen wir ein.“ Unsere Zeitung hatte berichtet, dass CDU, Grüne, Hagen Aktiv und FDP in Hagen ein Pfandsystem für Coffee-to-go-Becher einführen wollen, um den riesigen Müllbergen Einhalt zu gebieten, die durch so genannte Coffee-to-go-Becher entstehen. Also Pappbecher, die einmal benutzt und dann weggeschmissen werden. An allen politischen Ausschüssen vorbei hat Hennebach mit seinem Unternehmen „Cup for Cup“ nun einfach mal gehandelt.
Das Prinzip, das Hennebach und sein Team in mittlerweile über 25 deutschen Städten etabliert haben, ist eigentlich kinderleicht. Bei einem teilnehmenden Imbiss, Bistro, Restaurant oder Bäcker kauft man seinen „Coffee to go“ in einem so genannten „Good Cup“ (zu deutsch: Gute oder nachhaltige Tasse). Diese Tasse besteht aus einem bestimmten Kunststoff und ist rund 400-mal wieder benutzbar. Zum Kaffeepreis kommt ein Euro Pfand hinzu. Ist der Kaffee leer, gibt man ihn direkt oder bei nächster Gelegenheit wieder in einem teilnehmenden Lokal ab und erhält einen Euro zurück. In dem Lokal wird der Becher dann gespült und an den Nächsten ausgegeben, der gerne einen Kaffee auf die Hand haben möchte.
Elf Partner sind schon am Start
Und Hagen fängt in diesem Rahmen bereits an, umzubechern. Elf Shops sind dabei. Zweimal die Bäckerei Niemand, sechs Filialen des Bäckermeisters Kamm, das „Coffee Town“ am Friedrich-Ebert-Platz, das Café „Goldbergs Törtchen“ in der Goldbergstraße und das Allerwelthaus am Ferdinand-David-Park. „Wir haben in Hagen jetzt erstmal rund 3000 Becher im Umlauf“, sagt Sven Hennebach, der jeden Tag aus mindestens einer deutschen Stadt eine Anfrage zur Teilnahme am Mehrweg-Becher-System erhält.
Drei Milliarden Becher jährlich
Nach Recherchen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) werden deutschlandweit stündlich rund 320 000 Coffee-to-go-Becher verbraucht (drei Milliarden im Jahr), für deren Produktion Bäume gefällt werden müssen.
Für Gastronomen, Bäckereien oder Shops, deren Inhaber darüber nachdenken, gibt Hennebach eine Beispielrechnung ab: „Wenn ein Bäcker 24 Filialen anschließen würde, hieße das, dass für die Filialen eins bis fünf jeweils 15 Euro pro Monat fällig würden. Für die Filialen sechs bis 15 jeweils zehn Euro EUR und ab der 16. Filiale sieben Euro pro Monat. Unsere Becher schlagen mit 84 Cent pro Stück zu Buche.“
Die Gebühren würden sich in so einem Fall für ein Jahr auf 2856 Euro belaufen. Hinzu kämen 2016 Euro für die Becher. Das macht in Summe 4635 Euro Investitionskosten. Hennebach: „Kauft der Bäcker einen eigenen Becher, liegt der im Einkauf bei drei bis sieben Euro. Gehen wir hier mal von 4,50 Euro aus. Bei 100 Bechern pro Standort liegen Sie bei diesem Modell bei Investitionskosten von 10.800 Euro. Hinzu kommt folgender Effekt: Die eigenen Becher werden von den Kunden zwar gekauft, im weiteren Verlauf aber nicht mehr genutzt, da die Kunden diese zu Hause vergessen. Der Bäcker erreicht damit eine Mehrwegquote von gerade mal ein bis zwei Prozent. Die Ersparnis bei den Einwegbecher ist also eher gering.“
Hennebach hat in Hagen auch größere Kantinen angesprochen. Beispielsweise die der Hagener Entsorgungsbetriebe. Eine Entscheidung steht noch aus.