Hagen. . Nächstes Jahr um diese Zeit dürften die ersten Autos über die komplette Bahnhofshinterfahrung rollen. Noch fehlt die letzte Ennepe-Brücke.
Noch klafft in der Streckenführung der Bahnhofshinterfahrung ein gewaltiges Loch: Dort, wo einst das rosafarbene Haus für erhebliche Verzögerungen im Bauablauf sorgte, fehlt bis heute das entscheidende Brückenbauwerk über die Ennepe hinweg, das die ersten beiden Bauabschnitte der für die Luftreinhaltung in der Innenstadt so wichtigen Verkehrsachse verbindet.
Entlastung vor dem Hagener Hauptbahnhof
Die Bahnhofshinterfahrung, deren Fertigstellung stets für die zweite Jahreshälfte 2019 angekündigt wurde, wird zu einer Entlastung des Graf-von-Galen-Ringes, insbesondere vom Schwerlast- und Durchgangsverkehr führen.
Daneben eröffnet der Bau die Möglichkeit, teils seit Jahrzehnten , zum Beispiel die des ehemaligen Postbahnhofes westlich des Hauptbahnhofes, wieder gewerblich zu nutzen. Auch das Grundstück am Zusammenfluss von Ennepe und Volme soll als Grünfläche öffentlich zugänglich gemacht werden.
Die im Jahr 2012 begonnene Baumaßnahme liegt voll im Kostenrahmen von kalkulierten 65 Millionen Euro. Daran wird sich auch auf der Zielgeraden nichts Wesentliches ändern. Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen fördern die Maßnahme mit rund 42,5 Millionen Euro.
Dennoch bleibt Matthias Hegerding, Projektleiter des federführenden Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH), optimistisch, dass im nächsten Jahr um diese Zeit der Champagner für ein wie auch immer gestaltetes Eröffnungsspektakel des 65-Millionen-Euro Projektes kalt gestellt werden kann.
Die Ennepe-Brücke
Denn die wesentliche Hürde für die letzte Flussquerung ist inzwischen genommen. Die beauftragte Firma, die ihre Margen noch zu einer Zeit kalkuliert hatte, als in der bis zum Anschlag ausgelasteten Baubranche nicht mit satten Hochkonjunktur-Zuschlägen operiert wurde, hat nach Irritationen mit diversen Planern inzwischen die Gründungsarbeiten des 59 Meter langen und zwölf Meter breiten Stahlbeton-Bauwerks erledigt.
Insgesamt 27 Bohrpfähle wurden für die beiden Widerlager sowie den erforderlichen Mittelpfeiler bis zu acht Meter tief in den Untergrund-Fels versenkt. „Damit sind wir jetzt endgültig aus dem Risikobereich raus“, erinnert Hegerding daran, dass in diesem Abschnitt noch immer Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet wurden. Ab sofort kann die schiefwinkelige Brücke, die ursprünglich bereits im August dieses Jahres fertiggestellt sein sollte, in die Höhe gezogen werden. Neuer Fertigstellungstermin: Juni 2019.
Die Gleis-Brücke
Bis zu diesem Zeitpunkt dürfte auch die größte Brückenkonstruktion der Bahnhofshinterfahrung, die über die Gleise der Bahn hinweg den Anschluss an die Eckeseyer Straße schafft, komplett fertig sein. Gleiches gilt für den beampelten Kreuzungsanschluss an die B 54, für den aktuell bereits die Bordsteinkanten und Verkehrsinseln gesetzt werden.
Über die 60 Meter lange Brücke, die sechsspurig auf die bestehende Trasse mündet (siehe Grafik), werden künftig etwa 25.000 Fahrzeuge am Tag rollen. Noch hängt das weitgehend fertiggestellte Bauwerk allerdings im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig in der Luft. Doch nur so konnten die 580 Tonnen schweren Stahlelemente, die das Rückgrat bilden und mit 150 Tonnen Betonstahl als Bewehrung ummantelt wurden, entsprechend verschalt und mit 750 Kubikmetern Beton ausgegossen werden.
In der Zeit zwischen dem 5. und 19. November werden die Gleise unter dem Koloss noch einmal für den Bahnverkehr gesperrt, um die Schutzgerüste über den Oberleitungen abzubauen. Im Anschluss kann das Bauwerk mit Hilfe von hydraulischen Pressen um etwa 1,50 Meter auf das endgültige Fahrbahnniveau abgesenkt werden.
Die Grünflächen
Im Anschluss geht es lediglich noch um die Asphaltierungsarbeiten, die den Anschluss an den zweiten Bauabschnitt der Bahnhofshinterfahrung zwischen der Kuhlestraße und dem Anschluss Philippshöhe schaffen. Dies soll im Frühjahr 2019 gelingen. Parallel dazu wird auch die Begrünung der Randflächen angegangen. Hier muss noch der Oberboden aufgebracht und eingesät werden.
Stabilisiert wird zudem der Philippshöhen-Steilhang am Rand der Ennepe: „Hier muss auf einer Länge von etwa 40 Metern mit Drahtgittermatten eine zusätzliche Sicherung fixiert werden, um einen soliden Steinschlagschutz für den Fuß-/Radweg zu schaffen“, erläutert Hegerding. Außerdem gilt es nach der Winterpause entlang der Häuser an der Taubenstraße noch eine Gabionen-Wand zu errichten, die für Lärmschutz sorgt.
Der Radfahrer-Tunnel
Keine Perspektive gibt es bislang für die Öffnung der weiterhin bestehenden Unterführung Werdestraße. Diese Verbindung zwischen dem sogenannten „Westside“-Areal und dem Bahnhofsquartier soll, so die Vorstellung von Stadt und Politik, künftig zumindest für Fußgänger und Radfahrer wieder freigegeben werden.
Hier hätte im Zuge des Bahnhofshinterfahrungsprojektes gleich die entsprechende Verbindung zum Abzweig Plessenstraße geschaffen werden können. Zumal mit diesem Schritt sich auch für die Anwohner der Philippshöhe wieder kurze Wege zum Bus- und Hauptbahnhof eröffnen würden. Doch bislang gibt es keine Ambitionen, diese komfortable Verbindung gleich mitentstehen zu lassen.