Hagen-Mitte. . Das Fachgeschäft Leder Lingenberg schließt im Februar. Seit fast 30 Jahren ist der Laden in der Hohenzollernstraße beheimatet.

Das Fachgeschäft Lingenberg verschwindet aus der Innenstadt. Im Februar schließt der Laden, der in der Hohenzollern­straße 13 fast 30 Jahre beheimatet war und in dem Taschen, Reisegepäck und Accessoires angeboten werden, seine Pforten.

Das sagt der Eigentümer

„Es war für mich eine bittere Entscheidung, aber es hat keinen Zweck mehr“, sagt Jens Lingenberg, Inhaber des gleichnamigen Traditionsunternehmens mit vier Fachgeschäften in Dortmund, Düsseldorf, Gevelsberg und Hagen. Eineinhalb Jahre habe er mit dem Vermieter verhandelt, sagt Lingenberg, „ohne Ergebnis“.

Mietvertrag läuft Ende Januar aus

Viele Jahre war das Gebäude in der Fußgängerzone in Privatbesitz eines Hageners, dann kamen Besitzerwechsel, der jetzige Eigentümer lebt in Bochum. „Er lässt in Sachen Pachthöhe nicht mit sich reden. Der Mietvertrag läuft Ende Januar aus, vor diesem Hintergrund verlängern wir ihn natürlich nicht.“

Weiterer Grund, warum sich ­Lingenberg als Einzelhändler aus Hagen verabschiedet: „Die Anlieferungszeiten sind katastrophal.“ Werktags können Lieferanten zwischen 7 und 9.30 Uhr und 19 und 22 Uhr die Hagener Fußgängerzone ansteuern, „diese rigiden Zeiten kenn’ ich von meinen anderen ­Geschäften nicht.“

Das sagt der City-Manager

„Das Thema Lieferzeiten ist in Hagen ein Problem“, räumt City-Manager Wladimir Tisch ein. „Herr Lingenberg ist leider nicht der erste Händler, der sich darüber ärgert.“

Andererseits müsse man aber auch an die Fußgänger denken: „Ich ­habe schon Lieferfahrzeuge beobachtet, die regelrecht durch die Fußgängerzone gebrettert sind und die Passanten in Gefahr gebracht haben.“

Fachgeschäft seit 1936

Das Fachgeschäft wurde 1936 von Julius Lingenberg in Wetter gegründet und später vom Sohn Friedrich-Wilhelm übernommen. Jens Lingenberg ist seit einigen Jahren Eigentümer; er betreibt die vier zum Unternehmen zählenden Geschäfte. In den 1980er Jahren wurde Lingenberg in der Mittelstraße eröffnet, in den 90ern kam die Filiale in der Hohenzollernstraße hinzu. Vor einigen Jahren wurde der Laden in der Mittelstraße geschlossen.

Auch das Thema hohe Pacht für Ladenlokale in der Innenstadt ist für Wladimir Tisch nicht neu: „Etliche Einzelhändler berichten von schwierigen Gesprächen mit Eigentümern, die starr bei ihren Mietvorstellungen bleiben, auch wenn sich die Lage des Ladens in den letzten Jahren vielleicht von einer 1-A- zu einer 1-B-Lage verschlechtert hat.“

Man könne nicht grundsätzlich jeden Eigentümer eines Geschäftshauses verteufeln, aber im Grunde gelte die Regel: Je weiter der Eigentümer von der Immobilie entfernt lebt, desto weniger emotionale Bindung hat er zum Haus und zum Standort Hagen.

Lingenbergs Zukunft

„Die vier Mitarbeiter, die derzeit in Hagen beschäftigt sind, bleiben weiterhin bei uns und können in unse

ren anderen Geschäften arbeiten“, verspricht Jens Lingenberg.

In Hagen sei schon seit einiger Zeit ein Umsatzrückgang festzustellen. „Es kommen weniger Kunden und die durchschnittliche Einkaufshöhe fällt niedriger aus. Viele Einzelhändler in Hagen sind, seit es die beiden Einkaufspassagen gibt, ordentlich am Rudern.“

Außerdem würden Firmen wie Rimowa, ein Anbieter für hochwertiges Reisegepäck, oder die französische Edelmarke „Longchamp“ Städte wie Hagen kaum noch beliefern. „Sie bestücken nur noch Geschäfte in echten Großstädten und haben sehr hohe Auflagen, sprich Verkaufserwartungen“, konkretisiert Jens Lingenberg.

In seinen Fachgeschäften in Düsseldorf und Dortmund sei das keine große ­Hürde, in Hagen hingegen schon. „Wir wollten wahrlich nicht aus Hagen weg, aber der Kampf ist zu hart.“

Schlag für den Standort

Für den Standort Hohenzollernstraße bedeutet die Schließung des Ledergeschäftes einen weiteren derben Schlag: Im Sommer 2017 zog bereits der Herrenausstatter Engbers aus der Hohenzollernstraße 7 in die Elberfelder Straße 39. Und die Betreiber des Nachbargeschäfts „Schmuck Jeep“ schlossen im Frühjahr aus Altersgründen ihren Laden.