Hagen. . Zu enge Parkplätze ärgern viele Hagener. Doch die Stadt setzt nicht in erster Linie auf breitere Stellplätze, sondern auf weniger Autoverkehr.

2,45 Meter Breite sollen es eigentlich sein, doch der größte Teil der Hagener Parkplätze entspricht nicht den aktuellen Vorgaben des NRW-Verkehrsministerium. Das ist die Einschätzung des städtischen Verkehrsplaners Jörg Winkler. Dabei wird das Problem durch eine steigende Zahl breiterer Autos dringlicher, der Unmut bei Bürgern größer. Die Stadt will die Herausforderung aber von der anderen Seite angehen und mit dem neuen „Masterplan Mobilität“ mehr Menschen zu Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Rad bewegen.

Das sagen Bürger

„Die Parkbuchten sind zu schmal. Nicht nur in Hagen, eigentlich überall“, klagt Silke Falkenroth im Gespräch mit der WP auf dem Rewe-Parkplatz in Eilpe. „Und nicht nur die Parkplätze, auch die Parkhäuser. Ich sage nur Kaufhof, da geht gar nichts.“ Und Walter Otto sagt: „Ich habe früher einen Opel Kadett gefahren, der war 20 Zentimeter kleiner, jedenfalls gefühlt.“

Das sagt der Wissenschaftler

Das Gefühl von Walter Otto und sicherlich auch vielen anderen wird wissenschaftlich vom Center Automotive Research (CAR), einer Forschungsgruppe der Universität Duisburg-Essen, mit Zahlen bestätigt. So waren 2017 neu zugelassene Autos im Schnitt 180 Zentimeter breit. Zum Vergleich: 1990 waren es nur 167,9 Zentimeter. Besserung oder Verkleinerung ist nicht in Sicht. „Das Breitenwachstum wird in den nächsten Jahren weitergehen“, sagt Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts auf Anfrage der WP.

Das besagt die Vorschrift

Der Gesetzgeber hat bereits reagiert: Seit Herbst 2016 müssen neu geschaffene Parkplätze eine Mindestbreite von 2,45 Metern vorweisen – das schreibt die Sonderbauver-ordnung des Verkehrsministeriums NRW vor. Da jedoch die meisten Parkplätze der Stadt nicht in den vergangenen zwei Jahren gebaut wurden, suchen Autofahrer in Hagen fast vergeblich nach einem ausreichend breiten Parkplatz. Zumal die meisten Bebauungspläne für Parkflächen bis zu der Neuregelung 2016 auch in Hagen noch aus den 1970er-Jahren stammen, als eine Mindestbreite von 2,30 Metern vorgeschrieben war. Und selbst diese Breite wird nach Einschätzung des städtischen Verkehrsplaners auf vielen Parkplätzen nicht erreicht.

Das sagt die Stadt

Paul Eckhardt vor einem seiner drei Parkplätze in der Hagener Innenstadt.
Paul Eckhardt vor einem seiner drei Parkplätze in der Hagener Innenstadt. © Michael Kleinrensing

Um das Problem anzugehen, könnten in Hagen nun also öffentliche Parkflächen verbreitert werden. Dies gestaltet sich in Hagen jedoch alles andere als einfach. Zumal keine detaillierten Zahlen zur Ausstattung der einzelnen Parkflächen bei der Stadt vorliegen, wie Verkehrsplaner Jörg Winkler bestätigt. Vor allem aber verfolgt die Stadt eigentlich ein anderes Ziel: Laut Masterplan „Nachhaltige Mobilität“, den die Stadt in Auftrag gegeben hat, nutzen die Bürger derzeit hauptsächlich das Auto. Von allen in Hagen zurückgelegten Wegen werden derzeit in Hagen nur 38 Prozent zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt. Im Jahr 2035 sollen es 50 Prozent sein. Eine Ausweitung des Parkplatzangebots scheint da eher kontraproduktiv.

Das sagt der Betreiber

Informationen zu Parkhäusern in Hagen

In der Hagener City finden ­Bürger und Touristen insgesamt 18 Parkhäuser und private Parkplätze.

Von den insgesamt 4229 Parkplätzen, die zur Verfügung stehen, bietet das Parkhaus Volme die meisten Stellplätze mit 515 Plätzen.

Zuständig für die Regelung von Parkplätzen in Hagen ist das Verkehrsministerium Nordrhein-Westfalen. Informationen dazu finden Sie im Internet unter: www.vm.nrw.de

Von 18 innerstädtischen Parkhäusern in Hagen könnten lediglich seine drei eine ausreichende Parkplatzbreite vorweisen. Das sagt Paul Eckhardt, Betreiber der „Parken-mit-Herz“-Parkplätze. Er bietet mit 2,60 Metern mehr als die geforderte Mindestbreite an. Eckhardt ist seit über 30 Jahren in der Parkhausbewirtschaftung tätig, führte bis vor zehn Jahren zusätzlich zum Standort Hagen in mehreren Städten des Ruhrgebiets Parkhäuser. Warum setzt er schon jetzt – obwohl für bestehende Flächen nicht vorgeschrieben – die neue Mindestbreite ein? „So, wie ich selber gerne parken möchte, sollen die Kunden meiner Parkhäuser ebenfalls parken können.“ Der dadurch geringere Profit werde durch die „innere Zufriedenheit“, wie er sagt, ausgeglichen.

Der Löwenanteil der Hagener Parkhäuser liegt allerdings in den Händen des internationalen Parkraumbewirtschafters „Q-Park“, der insgesamt 3199 von den vorhandenen 4229 Parkhaus-Plätzen in Hagen verwaltet. Wäre ein Umdenken in Sachen Stellplatzbreite in Zukunft auch bei „Q-Park“ denkbar? Trotz mehrfacher Nachfrage der Redaktion blieb eine Antwort seitens des Betreibers bis heute aus.