Hagen. . Ein 44-Jähriger steht vor Gericht: Bei seinem Hauptverdienst, dem Verkauf von Dönern, soll er das Finanzamt ausgetrickst haben.

Der Angeklagte (44) lässt wahrlich nichts aus, was ihm Geld bringen könnte: Er backt Pizza, betreibt ein Internetcafé, einen Obststand oder stellt Bubble-Tea her. Bei seiner Haupteinnahmequelle, dem Verkauf von Dönern, soll er aber „in großem Ausmaß“ das Finanzamt ausgetrickst haben.

Vor der 1. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts lautet der Vorwurf deshalb: Steuerverkürzung in 20 Fällen. Und Beihilfe zur Steuerhinterziehung in 21 Fällen – der Dönerladen-Betreiber habe mit seinem Lieferanten vereinbart, die Fleischspieße ohne Rechnung zu erhalten.

Verkürzte Umsatzsteuer

In den Jahren 2009 bis 2013 sollen zudem über die Umsätze in dem Dönerimbiss unrichtige Angaben gegenüber dem Fiskus gemacht worden sein. Dadurch sei Umsatzsteuer in Höhe von gut 185 000 Euro verkürzt worden.

Auch bei der Einkommenssteuer wurde demnach gemogelt: 273 800 Euro sollen zu wenig gezahlt worden sein, so der Vorwurf. Auch seien 170 600 Euro Gewerbesteuer hinterzogen worden.

„Ich lebe seit zehn Jahren von den Einnahmen aus dem Imbiss und vom Kindergeld“, schildert der Angeklagte seinen rasanten sozialen Aufstieg, angefangen in einem türkischen Dorf bis hin zum Millionär in Hagen.

Hier stellte sein Vater vor 29 Jahren einen Asylantrag, „aus politischen Gründen“, denn die Tätigkeit in einer kurdischen Partei hatte ihm in der Türkei eine Gefängnisstrafe eingebracht.

Vier Konten gepfändet

Bezog die Familie anfangs noch Sozialleistungen, war sie bereits wenige Jahre später in der Lage, eine Immobilie in der Hagener City zum Preis von 710 000 Euro zu erwerben.

Rechnungs-Tricksereien mit Dönerlieferanten

Am 19. Mai 2015 hatten Steuerfahnder den Imbiss in der Hagener City durchsucht. Dabei entdeckten sie sechs eingefrorene Dönerspieße (aus Pute oder Hack) in der Tiefkühltruhe.

Da jeder Spieß 25 Kilo wog, befanden sich insgesamt 150 Kilo Dönerfleisch in der Truhe. Der Lieferant hatte jedoch offiziell nur 87 Kilo geliefert.

Darin befindet sich seitdem der Dönerladen. „Wir werden das Gebäude verkaufen. Ich will, dass die Sache endlich ein Ende hat. Mit diesem Haus habe ich mir mein Leben ruiniert“, so der Angeklagte.

Er hat derzeit gut eine halbe Million Euro Schulden, das Finanzamt hat ihm vier Konten gepfändet.

Bewährungsstrafe kommt in Betracht

Nach einem Rechtsgespräch lockte die Kammer unter Vorsitz von Richter Andreas Behrens mit einem großzügigen Angebot: „Es könnte noch eine Bewährungsstrafe in Betracht kommen, wenn ein voll umfängliches Geständnis des Angeklagten erfolgt und ein beträchtlicher sechsstelliger Betrag auf die Steuerschuld gezahlt wird.“

Das Verfahren wird am Donnerstag,4. Oktober, fortgesetzt.