Hagen. . Auch Fledermäuse finden an gedämmten Hausfassaden keinen Unterschlupf mehr. Biologische Station setzt sich für das Anbringen von Nisthilfen ein.
Die energetische Sanierung von Gebäuden wird als umweltfreundlich gepriesen und staatlich gefördert. Doch hat dieses Klimaschutzprogramm auch Verlierer, und die sind ausgerechnet ein Teil der Natur, die man doch bewahren will: Fledermäuse und Singvögel, die an den gedämmten Hausfassaden keinen Unterschlupf und keinen Brutplatz mehr finden. „Das bedeutet eine massive Gefahr für diese Arten, zahlreiche Nistmöglichkeiten gehen verloren“, berichtet Franco Cassese von der Biologischen Station Hagen.
Die Naturschützer aus Haus Busch an der Feldmühlenstraße haben deshalb das Programm „Ein Platz für Spatz & Co.“ ins Leben gerufen, um bei Bau- und Sanierungsarbeiten den Bedürfnissen der Tiere Rechnung zu tragen.
Senkung des Energieverbrauchs
An alten Häusern gebe es häufig Nischen und Fugen, die klassischen Gebäudebrütern wie dem Mauersegler, dem Haussperling oder dem Hausrotschwanz ideale Brutstandorte böten, so Cassese: „Wenn Fassaden gedämmt werden, verschwinden diese Hohlräume jedoch.“
Das senke erfreulicherweise den Energieverbrauch, die an Gebäuden brütenden Vögel und auch Fledermäuse gerieten dadurch jedoch in akute Wohnungsnot. Nistkästen an bzw. in den Fassaden können hier Abhilfe schaffen, weshalb sich die Biologische Station dieser Wohnungsbauförderung für die Vögel verschrieben hat.
Mittlerweile gebe es ein Angebot an funktionalen, formschönen Nisthilfen für jede Art, die dezent in die Wärmedämmung integrierbar seien, erläutert Cassese. Die klassische Nisthöhle etwa werde aufgesetzt, indem ein Kasten auf die Fassade montiert werde: „Solche Kästen sollten nicht nur artgerecht sein, sondern auch gut aussehen, denn sie gestalten das Gesamtbild des Gebäudes mit.“
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408 Nisthilfen
Eine architektonisch besonders ansprechende Variante sei es jedoch, die Kästen in das Mauerwerk bzw. die Dämmschicht einzufügen. Schließlich seien nur noch die Einfluglöcher sichtbar: „Viele Bewohner, gerade auch Familien mit Kindern, erfreuen sich an der Beobachtung der Tiere.“
In Hagen wurden seit 2010, als das Programm ins Leben gerufen wurde, schon 408 Nisthilfen an Gebäuden angebracht. Die Biologische Station arbeitet eng mit den Wohnungsgenossenschaften zusammen, da sie auf diese Weise bei Sanierungen und Neubauten oft ganze Straßenzüge oder Siedlungen mit den Vogelwohnungen ausstatten kann. „Aber auch Privatleute beraten wir gern und unentgeltlich.“
Immobilienbesitzer muss zahlen
Die Anbringung der Nisthilfen ist in der Regel ein freiwilliges Entgegenkommen des Immobilienbesitzers und muss von diesem auch bezahlt werden. Je nach Vogelart kostet ein Einzelkasten zwischen 48 und 67 Euro. „Es entstehen jedoch keine Folgekosten“, betont Cassese.
Das Schöne beim Einsatz von Nisthilfen sei der Umstand, dass der Hausbesitzer die Tiere gezielt an bestimmten Bereichen seines Gebäudes ansiedeln könne, die aus seiner Sicht kein Konfliktpotenzial böten, so der Experte von der Biologischen Station: „Ich empfehle zum Beispiel, einen Kasten wegen des Vogelkots nicht über einer Fensterbank oder oberhalb eines Balkons anzubringen.“
Auch die Wetterseite des Hauses sollte man meiden, um Schlagregen und Winddruck vom Unterschlupf fernzuhalten. Andererseits könnten die Nisthilfen dazu beitragen, dass die Vögel eine Zukunft im urban geprägten Raum haben, findet Cassese: „Insofern bietet die energetische Sanierung die einmalige Chance, unsere Gebäudebrüter durch die Anbringung von Nisthilfen einen dauerhaften Platz an unserer Seite zu bieten.“