Hagen. . Auf dem Hof Pfingsten in Hagen-Haspe befinden sich große Streuobstwiesen. Vor allem Äpfel gedeihen dort prächtig. Die Ernte fällt reichlich aus.
Der Lieblingsapfel von Sebastian Lietz (29) heißt Harberts Renette. Diese alte, ausgesprochen süße Kultursorte ist eigentlich erst Mitte Oktober reif zum Pflücken. Doch im Jahrhundertsommer 2018 ist das anders. Harberts Renette ist, wie die anderen Apfelsorten auf den Streuobstwiesen von Swantje Pfingsten und Sebastian Lietz, bereits geerntet. „Die Sonne hat dem Obst gut getan“, berichtet Lietz: „Unsere Ernte ist sehr, sehr reichlich ausgefallen.“
Mir Schere und Säge
Weit über 100 Apfel- sowie einige Birn- und Zwetgschenbäume auf dem Hof Pfingsten am Quambusch bilden die größte Streuobstwiese in Hagen. Sebastian Lietz hegt und pflegt die Bäume aus Leidenschaft – eine Leidenschaft, mit der viel Arbeit verbunden ist. Jedes Jahr zieht er mit einer Rosenschere und manchmal auch mit der Motorsäge über die Wiese, um seinen Bäumen den richtigen Schnitt zu verpassen, was wiederum Einfluss auf den Ertrag hat.
Vor allem aber bedeutet die umweltverträgliche Bewirtschaftung für Lietz einen Dienst an der Natur: „Eine Streuobstwiese ist ja ökologisch wertvoll. Es kommt für mich nicht in Frage, Schädlingsbekämpfungsmittel oder dergleichen einzusetzen. Ein gesunder Baum hilft sich im übrigen allein. Er bildet Abwehrstoffe, um Invasoren fernzuhalten.“
Eule am Abend
Guten Gewissens kann man die Streuobstweise als natürliches Refugium am Rande der Großstadt bezeichnen. Sogar eine Schleiereule hat Lietz hier in der Abenddämmerung schon beim Mäusefang beobachtet.
Auch frisches Fall- und Schüttelobst willkommen
Die alljährliche Apfelsammel-Aktion der Biologischen Station Hagen findet, bedingt u.a. durch die frühe Reife der Äpfel, voraussichtlich nur an einem Termin statt: Samstag, 29. September, 9 bis 16 Uhr, Haus Busch 2.
Pro 100 kg angelieferter Früchte werden 12 Flaschen Apfelsaft oder bei mehr als 200 kg Anlieferungsmenge 13 Euro pro 100 kg vergütet.
Voraussetzung ist, dass die Bäume und der Unterwuchs nicht mit Pestiziden behandelt und auf Kunstdünger verzichtet wurde.
Angenommen wird gepflücktes, aber auch frisches Fall- und Schüttelobst, sofern es reif und nicht angefault ist.
Parallel dazu findet ein Herbstfest mit Aktionen der Naturschutzverbände statt.
Die Apfelbäume wurden vor knapp 20 Jahren als Ausgleichsmaßnahme für den Bau einer nahen Gasleitung gepflanzt, klassische Sorten wie Berlepsch, Boskoop und Jakob Lebel wachsen hier ebenso wie der schon Mitte Juli pflückreife, mehlige Klarapfel, der Rheinische Bohnanpfel und der gelbe Seestermüher Zitronenapfel. „Leider beschäftigt sich kaum noch jemand mit den alten Sorten“, bedauert Lietz, der hierzu immerhin einen bescheidenen Beitrag leistet.
Glück mit dem Wetter
Geld verdienen seine Lebensgefährtin und er mit den Äpfeln (noch) nicht. Vielmehr steuern sie ihre Früchte der Apfelsaftaktion der Biologischen Station bei, die am kommenden Wochenende wieder in Helfe stattfindet (siehe Box). 100 Kilogramm gelieferter Früchte werden dort mit zwölf Flaschen Apfelsaft bzw. 13 Euro vergütet. „Wir machen das gern, wenngleich wir darüber nachdenken, unsere Äpfel zukünftig direkt zu vermarkten.“ Ob zu Saft gepresst oder als Tafelobst, das wird sich zeigen.
Ein Apfelbauer müsse auch Glück mit dem Wetter haben, sagt Lietz und verweist auf das Jahr 2017, in dem später Frühlingsfrost die Blüten erfrieren ließ. Auch die Streuobstwiese am Quambusch war betroffen, die Ernte entsprechend mager. Gegen solche Geschehnisse ist Lietz machtlos, doch um die Bestäubung seiner Apfelkulturen zu fördern, arbeitet er nun mit zwei Imkern zusammen, die ihre Stöcke verstreut auf der Wiese positioniert haben. Jens Schultheis (26) ist einer von ihnen: „Der Honig wird ein eigenes Label bekommen“, berichtet er. „Streuobstwiesenhonig zum Beispiel oder Apfelblütenhonig.“