Hagen. . Felix Lang hat in seinen drei Backwerk-Filialen in Hagen alle gebrochenen Preise abgeschafft. Kunden zahlen nur runde Beträge – aufgerundete.

Felix Lang ist 52 Jahre alt, er kennt noch die Zeiten, in denen man am Kiosk ein Fruchtgummi für zwei Pfennig bekam oder Veilchenpastillen für einen Pfennig. „Für einen bzw. zwei Cent bekommt man heute nichts mehr“, sagt er. Und hat die Konsequenz daraus gezogen. In den drei Backwerk-Filialen, die er in der Hagener Innenstadt betreibt, hat Lang alle gebrochenen Preise abgeschafft: „Wir verkaufen unsere Waren ausschließlich zu runden Preisen“, berichtet er: „Und das hat für Mitarbeiter und Kunden nur Vorteile.“

Beschleunigter Kassiervorgang

Als gebrochene oder Schwellenpreise bezeichnet man Preise, die knapp unter einem runden Betrag liegen, zum Beispiel 0,99 Cent statt 1 Euro, 2,48 statt 2,50 Euro oder 49,50 statt 50 Euro. Der Einzelhandel erhofft sich von dieser geringfügigen Preissenkung im Unterbewusstsein der Kunden den psychologischen Effekt, es handele sich um ein besonders günstiges Angebot. An der Tankstelle (125,9 Cent für 1 Liter Kraftstoff) wird diese Strategie auf die Spitze getrieben.

Felix Lang hat mit dieser Theorie gebrochen. Er verkauft das Weizenbrötchen, den Sennerfladen oder die Geflügelrolle zu runden Preisen und hat damit beste Erfahrungen gemacht. „Die Herausgabe von Wechselgeld wird erheblich beschleunigt“, sagt er. Überhaupt gehe der Kassiervorgang schneller vonstatten. Die Kundschaft sei hellauf begeistert, auch die Mitarbeiter profitierten vom neuen Preissystem: „Ihnen unterlaufen weniger Fehler, weil das Nachrechnen nicht mehr so kompliziert ist.“

Nur runde Preise in Hagens Backwerk-Filialen

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    Gebühren für Münzrollen

    Zwar gibt es in zahlreichen Backwerk-Filialen in Deutschland keine gebrochenen Preise mehr, doch als Franchise-Unternehmer hätte Lang die neue Strategie nicht mittragen müssen und in Hagen bei der alten Preispolitik bleiben können. „Das wollte ich aber gar nicht, weil ich von den runden Preisen voll und ganz überzeugt bin.“

    Schließlich bedeutet die Verbannung der 1-, 2- und 5-Cent-Münzen bares Geld für ihn, muss er doch für jede Münzrolle, die er zu seiner Hausbank bringt oder von dort holt, 50 Cent Gebühr zahlen: „Was bedeutet, dass ich bei 1-Cent-Rollen draufbezahlen würde.“

    Leere Fächer in den Kassen

    Also hat er alle Preise bis zur nächsten 10-Cent-Grenze aufgerundet. Das sei eine versteckte Preiserhöhung, werde ihm bisweilen vorgeworfen, erzählt der Geschäftsmann und erwidert, im Gegenzug verkaufe er mehrere Produkte zum Dauertiefpreis. Die Münzfächer für 1 und 2 Cent in seinen Kassen bleiben seitdem leer, nur im 5-Cent-Fach klimpern einige Münzen, die vor allem bei der Rückgabe von Pfandflaschen benötigt werden.

    Doch Kunden, die mit 200 1-Cent-Münzen in eine Filiale kommen, um dafür einen Cappuccino für 2 Euro zu erstehen, weist er höflich, aber entschieden zurück: „Solche Münzberge nehme ich nicht an. Das muss ich auch nicht.“ In den Niederlanden sei es gang und gäbe, Schwellenpreise beim Bezahlvorgang zu ignorieren. „Dort wird auf- und abgerundet.“

    Mit der Verachtung kleiner Geldbeträge hat Langs Preissystem nichts zu tun, schließlich leben die Backwerk-Filialisten vom Verkauf preisgünstiger Lebensmittel. Aber es gebe eben kein Produkt mehr, dass nur 1 Cent koste, betont Lang: „Im Grunde könnten die Kleinmünzen komplett abgeschafft werden. Unserer Volkswirtschaft würde das keinen Schaden zufügen.“

    >>> DREI FRAGEN an Karina Brühmann (Handelsverband Südwestfalen)

    • 1. Liegt die Runde-Preis-Politik von Backwerk im Trend?

    Brühmann: Das Thema kocht immer mal wieder hoch, aber dass andere Geschäfte es so konsequent umsetzen, ist mir nicht bekannt. Dabei ist allein die Beschaffung von Centmünzen sehr kostenintensiv, allein schon weil Banken für ihren Wechselgeldservice Gebühren verlangen.

    • 2. Gibt es den psychologischen Effekt der Schwellenpreise überhaupt?

    Brühmann: Ja, ob ein Artikel 1,99 oder 2 Euro kostet, ist in der Wahrnehmung ein Unterschied. Und es gibt Kunden, die auf jeden Cent achten. Anderen wiederum dürfte es lieb sein, wenn sie nicht mehr mit den ungeliebten Kleinmünzen hantieren müssen.

    • 3. Plädiert Ihr Verband dafür, die Kleinmünzen komplett abzuschaffen?

    Brühmann: Das soll jeder Geschäftsinhaber so halten, wie er es für richtig hält. Die Frage ist, ob der Markt für so einen Schritt reif genug ist oder ob das nicht zuviel Unruhe bringen würde. Langfristig wird der Münzverkehr sicherlich weiter abnehmen. Bei den Kleinmünzen kommt hinzu, dass ihr Materialwert höher ist als der Nennwert.