Hagen. . Das Hagener Traditionsrestaurant Zum Würzburger schließt. Die Pächterin hat im Juli einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt.
Das Traditionsrestaurant „Zum Würzburger“ an der Feithstraße 91 schließt Ende des Monats. Pächterin Inci Akseki hat Mitte Juli einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt.
Auch das „Brauhaus“ an der Hochstraße 108 – der Traditionsbetrieb existiert seit 62 Jahren – streicht Ende September die Segel.
Kader Sevdiren, der das „Brauhaus“ im März nach einem fast fünfjährigen „Wirte-kommen-und-gehen-Marathon“ als Pächter übernommen hatte, zeigt sich enttäuscht:
„Ich war von mehr Gästen ausgegangen. Aber die Konkurrenz in der Innenstadt durch Franchise-Betriebe wie ,Bar Celona’ und ,Vapiano’ ist einfach zu groß.“
Doch einige Traditionshäuser – egal, ob in der City oder in Außenbereichen – agieren seit vielen Jahren erfolgreich am Markt.
Wie die „Spinne“ in der Hohenzollernstraße, „Humpert am Höing“ an der Fleyer Straße, das Landhaus Tomas an der Feithstraße, Gasthaus Schöne auf Emst oder das Landgasthaus Staplack auf Haßley.
Der Gastronomie-Experte
Für Gastro-Kenner Bernd Luxenburger keine Ausnahmeerscheinung. Der Fachberater für Hotellerie und Gastronomie, der auch für den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband zuständig ist und den unsere Zeitung im Rahmen der großen Sommerserie „So isst Hagen“ um Einschätzung diverser Themen gebeten hat, sieht keinesfalls ein unwiderrufliches Sterben der Traditionsgaststätten.
„Der Fortbestand eines Hauses entscheidet sich an der Frage: Entwickelt sich ein Haus weiter?“ prophezeit der Experte. Nur zu sagen: „Ich habe eine Tradition, ich habe meine Stammgäste“ reiche nicht aus. Betreiber müssten neue Zielgruppen ins Auge nehmen und Angebote für sie schaffen.
Luxenburger warnt davor, den für ein Restaurant vielleicht typischen Schweinebraten oder das Schnitzel von der Karte zu verbannen, „doch auch Speisen wie Flammkuchen, leichte Küche und ein Angebot für Vegetarier müssen dazu gehören“.
Neuer Ratskeller ab März
Der Ratskeller, der nach langem Leerstand im Sommer 2017 wiedereröffnet wurde, jedoch nach neun Monaten aus Insolvenzgründen wieder geschlossen wurde, steht noch immer leer. Eine Mitarbeiterin der Paulaner Brauerei erklärt, dass Gespräche mit Neu-Pächtern geführt werden, „die Wiedereröffnung ist für Frühjahr geplant“.
Der Standort Würzburger
Aber zurück zum Traditionshaus „Zum Würzburger“, das Ende der 1990er Jahre eröffnet wurde und 18 Jahre (bis Herbst 2016) von Matthias Hummer betrieben wurde.
„Für mich ist die Entwicklung des ,Würzburgers’ total traurig“, sagt Hummer, der vor zwei Jahren das damals von ihm noch frisch renovierte Restaurant samt neugestaltetem Biergarten an seine damalige Mitarbeiterin verpachtet hat.
Grünkohlessen und Oktoberfeste
„Wenn die Küche gut und das Servicepersonal freundlich ist und man obendrein authentisch ist, läuft ein solcher Laden“, resümiert Hummer und fügt an: „Es war eine schöne Zeit. Wenn ich an all die Schnitzelaktionen, Gänse- und Grünkohlessen und die Oktoberfeste mit bayrischen Spezialitäten denke . . .“
Als Restaurant- und Catering-Betreiber habe er im „Würzburger“ viel ausprobiert, „was nicht lief, haben wir fallen gelassen“.
Inci Akseki wird am Samstag, 29. September, zum letzten Mal hinter der Theke stehen und sagt enttäuscht: „Viele Gäste verstehen es gar nicht, dass wir schließen müssen.“
Wo sie sich künftig sieht? „Frühere Mitbewerber aus der Gastronomie haben mir eine Stelle als Angestellte angeboten“, sagt die Gastrofrau.
Die Perspektive
Wie es mit dem Restaurant „Zum Würzburger“ weitergeht? Rechtsanwältin Christina Bernath zu Bernathfalva, die zur vorläufigen Insolvenzverwalterin eingesetzt ist, erklärt auf Nachfrage der WP, dass es der Inhaberin bereits unmittelbar nach Übernahme der Gaststätte im Jahr 2016 schwer gefallen sei, durch den Gaststättenbetrieb die notwendigen Betriebsausgaben darzustellen.
Auch wenn der Würzburger viele Stammkunden gehabt hätte, hätte die Gesamtauslastung nicht ausgereicht, um genügend hohe Umsätze zur Deckung aller Kosten zu generieren, geschweige denn darüber hinaus ihre persönlichen Lebenshaltungskosten zu decken.
Christina Bernath: „Ich bedaure sehr, dass kein Interessent gefunden wurde, der zur Übernahme der Gaststätte bereit war. Etwaige Interessenten können sich an mich wenden.“