Hagen. . Seitdem die Firma Hawker aus dem Arbeitgeberverband austrat, war sie nicht mehr tarifgebunden. Nun aber wurde ein Haustarifvertrag vereinbart.

Der Batteriehersteller Hawker hat sich mit Betriebsrat und IG Metall über den Abschluss eines Haustarifvertrages geeinigt. Wie IG-Metall-Geschäftsführer Jens Mütze am Freitag mitteilte, sei die Vereinbarung ein großer Erfolg für die Arbeitnehmerseite: „Wir sind stolz auf diesen Haustarifvertrag.“

Der Kontrakt beinhaltet eine Lohnerhöhung um 3,75 Prozent rückwirkend zum Mai sowie die schrittweise Angleichung der Urlaubstage an das in der Metall- und Elektroindustrie übliche Niveau. Neueingestellte Mitarbeiter erhalten 26 Urlaubstage und Pro Jahr Betriebszugehörigkeit einen weiteren Tag, bis die maximale Zahl von 30 Urlaubstagen erreicht ist.

Keine Rückkehr in Arbeitgeberverband

Vor allem aber einigten sich beide Seiten über die wöchentliche Arbeitszeit. Sie soll für die meisten Beschäftigten bei 35 Stunden liegen, in Einzelfällen, etwa wenn betriebliche Gründe es erfordern, könne sie jedoch bis zu 40 Stunden heraufgesetzt werden, so Hawker-Geschäftsführer Magnus Becker: „Das wird aber dann einzelvertraglich geregelt.“

Der Streit um die Arbeitszeit war es auch, der vor mehr als zehn Jahren zum Austritt von Hawker aus dem Arbeitgeberverband und damit der Tarifbindung geführt hatte. Seinerzeit pochte das Unternehmen auf die 40-Stunden-Woche. Eine Rückkehr in den Arbeitgeberverband sei mit dem nun erzielten Haustarifvertrag allerdings nicht verbunden, so Becker: „Diese Frage stellt sich für uns momentan gar nicht.“ Der Haustarifvertrag, den seitens der Geschäftsführung Personalleiter Helmut Jakobs aushandelte, sei jedoch ein Kompromiss, der die Interessen beider Seiten berücksichtige: „Und mit dem beide Seiten gut leben können.“

Regelmäßige Gespräche

IG-Metall-Geschäftsführer Mütze wies darauf hin, dass der Vertrag das Unternehmen zu regelmäßigen Gesprächen über die Entwicklung der Entgelte in der Metall- und Elektroindustrie verpflichte und Azubis die unbefristete Übernahme garantiere. Zudem sei es einem Teil der Belegschaft in diesem und im nächsten Jahr möglich, frühzeitig in den Ruhestand zu gehen. „Sie verzichten im Endspurt ihrer Erwerbstätigkeit auf Teile ihres Entgeltes und erhalten einen Zuschuss, um bis zu eineinhalb Jahre vor Beginn der Altersrente von der Arbeit freigestellt zu werden.“

Gute Gesprächsatmosphäre

Viele der 400 Beschäftigten des Hagener Traditionsunternehmens, das 1887 von Adolph Müller als Accumulatorenfabrik Tudorschen Systems (AFA) in Wehringhausen gegründet wurde, hatten sich monatelang, u.a. mit Demonstrationen vor dem Werktor, für den Haustarifvertrag eingesetzt.

Traditionsreiche Unternehmensgeschichte

Seit 1923 gehörte die Firma AFA zum Besitz des Unternehmers Günter Quand, in den 60er-Jahren wurde sie in Varta Aktiengesellschaft umbenannt.

Hawker ist wiederum Nachfolger von Varta und gehört zum US-Konzern Enersys. Der Großteil des früheren Firmengeländes gehört heute zur Bahnhofshinterfahrung.

„Dank des Engagements vieler Kollegen in der Tarifkommission wurde nach langen und fairen Verhandlungen dieses positive Ergebnis erzielt“, lobte Jan Schweizer, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Hawker, die Atmosphäre bei den Verhandlungen. Und Arbeiter Milan Kuseta, der in der Verhandlungskommission saß, resümierte: „Ich persönlich habe mir einen höheren Entgeltzuwachs vorgestellt, aber ein Tarifvertrag ist eben ein Kompromiss. Und mit Blick auf unsere Geschichte ist er eine echte Errungenschaft für die gesamte Belegschaft.“