Hagen. . „Hagen, Popstar, Glück!“ heißt das Neue-Deutsche-Welle-Festival. Extrabreit haben beim Campusfest an der Fernuni vor fast 7000 Fans gespielt.

Eine Party ganz im Zeichen der Neuen Deutschen Welle: Das Campusfest der Fernuniversität am Samstag gerät zur Zeitreise. Als Stargast hätte wohl keine andere Band so gut gepasst wie Extrabreit. Die Hagener Urgesteine legten bereits 1978, fünf Jahre vor Nenas „99 Luftballons“, in der Volmestadt den Grundstein der NDW-Ära.

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Moderator Robin Hiermer holt die „phantastischen Fünf“ mit einem Geburtstagsständchen zum 40-jährigen Bandjubiläum auf die Bühne. Um 21.30 Uhr, mit genau einer halben Stunde Verspätung. Mehrere Coverbands hatten das Publikum zuvor im NDW-Zeitgeist warm gespielt.

Gespräche über die Entstehung einer Szene

Und auch aus wissenschaftlicher Sicht ist der Tag ein Erfolg: Soziologie-Professor Frank Hillebrandt und Heike Wahnbaeck, Frau des verstorbenen Grobschnitt-Gitarristen Hunter, haben mit Besuchern über die Entstehung einer Musikszene in Hagen diskutiert, an der damals auch Extrabreit maßgeblich beteiligt war.

Die Band um Frontmann Kai Havaii gibt über anderthalb Stunden lang alles. Die fast 7000 Zuschauer sind begeistert. Für die meisten von ihnen bedeutet das Konzert eine Rückkehr in die 80er-Jahre. „NDW war die Zeit, als wir jung waren und dachten, alles sei möglich“, sagt ein Hagener Fan.

Lange Schlangen an den Getränkeständen

Es ist ein nahezu perfekter Abend: Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gebe, sagen viele Besucher, dann die unverhältnismäßig langen Schlangen an WCs und Getränkeständen. Ein solcher Andrang scheint die Veranstalter überrascht zu haben. Dazu kommen umweltschädliche Einwegbecher, die die Campuswiese in ein Meer aus Müll verwandeln.

Aber dafür können die „Breiten“ nun wirklich nichts. Zwanzig Songs stehen auf ihrer Setlist. Die größten Hits erkennt man im Jahr 2018 auch bei Extrabreit nicht mehr nur daran, dass am lautesten mitgesungen wird – sondern ebenso an der Menge der in die Höhe gereckten Smartphones. Die summieren sich schon früh bei „Polizisten“. Und natürlich zum Finale mit „Hart wie Marmelade“ und „Flieger, grüß mir die Sonne“. Damit verabschieden sich Extrabreit zunächst.

Drei Zugaben für die fast 7000 Zuschauer in Hagen

Es folgen die obligatorischen Zugaben „Hurra, hurra, die Schule brennt“ und „Junge, wir können so heiß sein“. „Danke, Hagen! Danke, Heimat!“, ruft Havaii. Dann geht es noch ein drittes Mal auf die Bühne. Mit „Alptraumstadt“ ist endgültig Schluss. Die schmeichelhaftere Hommage an die Heimat wäre „Komm nach Hagen“ gewesen. Doch der Song, dessen Text titelgebend für das dreiwöchige Festival „Hagen, Popstar, Glück!“ ist, erklingt nicht.

Das Repertoire dieser Band ist wohl einfach zu „extrabreit“, um an einem Abend alles abzudecken. Dafür werden während des anschließenden Feuerwerks noch zu viele nicht erfüllte Musikwünsche laut. Für viele Besucher etwa hätten gerne „rote Rosen regnen“ dürfen. Aber das Hildegard-Knef-Cover von 1992 verfehlt natürlich das Thema des Abends: die Neue Deutsche Welle.