Hagen. . Die Hagenerin Eva-Maria Stein wird für ein Jahr in einem Jerusalemer Altenheim arbeiten. Möglich macht das „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“.
Eva-Maria Stein sitzt im Café Mundial im Allerwelthaus, während sie bei einer Tasse Tee über ihr bevorstehendes Abenteuer spricht. Der Ort des Gesprächs ist bewusst gewählt, hat Symbolcharakter, versteht er sich doch als „Schnittpunkt der Kulturen“. Nicht weniger als ein Zusammenkommen zweier Kulturen wird die Hagenerin im September erleben, wenn Sie Ihren zwölfmonatigen Dienst in einem Seniorenheim in Jerusalem antreten wird.
Möglich macht das der Verein „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ (ASF), der seit 60 Jahren bereits langfristige internationale Friedensdienste für junge Männer und Frauen organisiert, mittlerweile in über 13 verschiedenen Ländern.
Gelebte Geschichtsstunde
Von Hagen nach Jerusalem. Über 4000 Kilometer liegen die beiden Städte räumlich auseinander. Die kulturelle Distanz zwischen den beiden Orten kann nicht in Zahlen bemessen werden. Wo liegt die Motivation, diesen großen räumlichen wie privaten Schritt zu wagen? „Ich möchte einen Friedensdienst leisten, um etwas über unsere Geschichte zu lernen und Menschen mit ihren Geschichten kennenzulernen“, sagt Eva. Konkret bedeutet das Lernen über das dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit – und das über die Lektüre hinaus.
Durch die Interaktion mit denjenigen, die den Horror des Nationalsozialismus noch persönlich erlebten und überlebten. Im Altenheim „Beit Bart“ in der israelischen Hauptstadt wird sie mit den jüdischen Bewohnern des Hauses arbeiten, sie individuell betreuen, gemeinsame Besorgungen erledigen und Aktivitäten gestalten. Besonders der direkte persönliche Umgang und die Gespräche, die daraus entstehen, sind Eva wichtig: „Durch eine persönliche Begegnung mit Opfern kann man zwar nicht wiedergutmachen, aber man zeigt damit, dass man sich um Versöhnung bemüht“, begründet sie ihre Motivation weiter.
Projekt hat absolute Priorität
Die Erfahrungen aus Israel möchte sie mit nach Hause bringen, sie weitergeben: „Ich finde, Geschichte sollte niemals in Vergessenheit geraten und denke, dass jeder Deutsche die Verantwortung hat, bewusst und sensibel mit unserer Geschichte umzugehen.“ Eva ist froh im ASF einen Verein gefunden zu haben, der dies altersunabhängig ermöglicht, da sie mit ihren 34 Jahren im Vergleich zu anderen Teilnehmern zu den älteren gehört. In den meisten Fällen bewerben sich frisch gebackene Abiturienten oder Studienabbrecher.
Engagement als ASF-Pate unterstützen
Das Gespräch wurde initiiert von Bundestagsabgeordneten René Röspel (SPD), der Eva-Maria Steins Engagement in Israel unterstützt.
Wer Eva-Maria Stein unterstützen möchte, kann über diesen Link Pate werden:
https://www.asf-ev.de/de/spenden/freiwilligen-patenschaften/ Im Anschluss an eine Patenschaft erhält Eva-Maria die E-Mail-Adresse des Paten und kann so in Kontakt treten und Updates aus Jerusalem schicken.
Eva kommt aus dem Beruf, den sie für dieses Vorhaben gekündigt hat, da das Projekt „wichtiger ist als der Beruf. Das musste jetzt kommen“, sagt sie. Als Executive Assistant kann sie bereits auf viele Berufsjahre, unter anderem auch in den Niederlanden, zurückblicken. Dort kam ihr der Gedanke, dass etwas fehlen würde. Auf der Suche nach mehr Sinnhaftigkeit, mehr sozialem Tun, stieß sie schließlich auf den ASF.
Arbeit mit Geflüchteten aus Eritrea und Sudan
Neben der Auseinandersetzung der Projekte mit dem Nationalsozialismus, werden auch aktuelle Formen von Antisemitismus, Rassismus und Flucht an verschiedenen Stellen thematisiert und aktiv angegangen, weshalb Eva neben dem Dienst im Altenheim noch mit einer anderen Aufgabe vertraut wird: In der „Terem Romema“ Klinik wird sie zehn Stunden pro Woche die Arbeit mit Flüchtlinge unterstützen, die meisten kommen aus Eritrea und den Sudan.
Patenschaften für Projektumsetzung notwendig
Da ASF ein gemeinnütziger Verein ist, trägt jeder Freiwillige zur Finanzierung des Jahres bei. Insgesamt benötigen Eva und die anderen Teilnehmer 15 Paten, die das jeweilige Projekt monatlich mit 15 Euro unterstützen. Ob sie nach den zwölf Monaten wieder zurück in den Job geht? „Einen Plan für danach gibt es noch nicht. Der Fokus liegt nun erst einmal auf dem, was kommt“, sagt sie und schließt dabei nicht aus, auch länger in Israel zu bleiben. In wenigen Wochen beginnt die Arbeit, aber auch das Abenteuer.