Hagen. . Vor einem Hagener Behindertenwohnheim hat ein Mann eine 27 Jahre alte Rollstuhlfahrerin überfallen. Junge Frau bekommt danach spastischen Anfall.
Einem anderen das Handy abzuziehen – diese Tat an sich ist schon niederträchtig genug. Geradezu verabscheuungswürdig ist es aber, einen Menschen im Rollstuhl zu überfallen und dessen Hilflosigkeit auszunutzen.
Lisa, 28 Jahre jung, leidet an einer spastischen Lähmung. Sie kann nicht laufen, sich nur eingeschränkt bewegen, ist an ihren Elektro-Rollstuhl gefesselt. Weil auch ihr Sprechvermögen eingeschränkt ist, kann sie sich nur schwer ausdrücken, kann nicht einmal um Hilfe schreien.
Vielleicht hätte ein lauter Hilfeschrei am letzten Samstag Schlimmeres verhindern können. Lisa, die eigentlich so fröhliche junge Frau, war alleine unterwegs, wollte einen Freund besuchen, der im St.-Barbara-Haus der Caritas an der Boeler Straße wohnt. „Lisa hatte den Hund unserer Nachbarn mitgenommen“, sagt ihre Mutter Christa Wedel.
Täter muss Frau beobachtet haben
Vor dem Haus bleibt die junge Frau stehen. Sie zögert kurz, überlegt, ob es wohl erlaubt sei, ein Tier mit in das Wohnhaus für Menschen mit Behinderung zu nehmen. „Sie hat ihr Handy hervorgeholt und ihrem Freund eine kurze Textnachricht geschickt“, sagt Christa Wedel.
Schon dabei muss der mutmaßliche Täter die junge Frau beobachtet haben. Er tritt an Lisa heran, hat eine Schale frischer Erdbeeren dabei, und spricht Lisa zunächst ganz harmlos an. „Er hat gefragt, ob er den Hund mit einer Erdbeere füttern dürfe“, sagt Christa Wedel, „das hat Lisa natürlich abgelehnt.“
Nach wenigen Augenblicken nähert sich der Mann, den Lisa als dunkelhäutig mit schwarzen Haaren beschreibt, erneut. Diesmal allerdings von hinten, so dass Lisa es im ersten Moment gar nicht bemerkt. Er packt blitzschnell das goldene Handy (Marke Samsung, Modell S7) und sprintet von dannen.
Totale Verkrampfung
Lisa ist geschockt. „Immer wenn sie sich erschreckt, fällt sie in eine Spastik, kann sich nicht mehr bewegen, kein einziges Wort mehr sprechen“, sagt Christa Wedel. So sitzt sie in ihrem Rollstuhl völlig hilflos an der Boeler Straße. Erst als ihr Freund nach einiger Zeit aus dem Haus kommt und die junge Frau beruhigt, löst sich die Verkrampfung.
Lisa Wedel und ihre Mutter haben Anzeige erstattet, bei der Polizei eine Foto-Kartei mit potenziellen Tätern eingesehen. Wiedererkannt hat die Rollstuhlfahrerin den Mann aber nicht.
Versicherung zahlt Schaden nicht
Dafür bleibt sie vermutlich auf ihrem Schaden sitzen. Neben dem Handy sind auch noch wichtige Dokumente (Personal- und Behindertenausweis, Wertmarke für den ÖPNV) verschwunden. „Unsere Versicherung hätte lediglich bei einem schweren Raub die Kosten übernommen“, sagt Christa Wedel. „Wenn jemand sich lediglich das Smartphone schnappt, zählt das aber nicht als solcher. So makaber das klingt: Dafür hätte er Lisa auch noch schlagen müssen.“
>>>ZEUGEN GESUCHT
- Bei der Polizei Hagen haben Christa und Lisa Wedel nach dem Überfall Anzeige erstattet.