Hagen. . Bastian Rissling, Meteorologe des Wetternetzes Hagen, analysiert das Wetter der vergangenen Wochen in Hagen.

Eine lang andauernde Hitzewelle über der Stadt ist seit heute vorerst zu Ende. Bastian Rissling, Meteorologe des Wetternetzes Hagen und regelmäßiger Beobachter des monatlichen Wetters für unsere Zeitung, analysiert die vergangenen ­Wochen mit Blick auf Hagen und schaut auf das Hagener Wetter der nächsten Tage.

Herr Rissling, war es das jetzt mit der Hitze und wir können langsam die Übergangsjacken rauskramen?

Bastian Rissling: Aufgrund der fortgeschritten Jahreszeit werden Temperaturen wie am vergangenen Dienstag nur noch schwer zu erreichen sein. Tendenziell geht es erstmal sommerlich weiter, wenn auch nicht mehr ganz so heiß. Am heutigen Donnerstag drohen aber zum Teil kräftige Gewitter in Hagen.

Liegen ältere Hagener, die behaupten, so einen heißen Sommer an der Volme noch nie erlebt zu haben, statistisch auch richtig?

Die sommerliche Witterung bleibt uns seit April erhalten. Deutschlandweit gesehen war es in diesem Zeitraum noch nie so warm. Zudem ist es in einigen Regionen seit Wochen und Monaten extrem trocken. Ein Rückblick in die lange Messreihe der Sternwarte und in andere historische Messreihen der Stadt zeigt, dass es auch schon trockener gewesen ist. Insbesondere die Jahre 1959, 1964 und 1921 stechen da hervor. Weitere Jahre wie 1952 und 1995 sind vergleichbar.

Im Zeitraum von April bis Juli fielen 165 Liter Regen pro Quadratmeter. Im Dürrejahr 1959 waren es im gleichen Zeitraum nur 127 Liter. Temperaturmäßig gab es aber kein Jahr, was mithalten konnte. Insgesamt gab es in diesem Jahr bereits 59 Sommertage (Maximum 25 Grad und mehr) sowie 12 heiße Tage (30 Grad und mehr). Der bisherige Rekord aus dem Jahr 2006 mit 55 Sommertagen wurde bereits überschritten. Ob wir in diesem Jahr aber noch mehr als sieben heiße Tage bekommen, um auch diesen Rekord zu brechen, ist fraglich.

Ist der ewige Hitze-Rekord der Stadt Hagen denn nun geknackt worden oder nicht?

Am Dienstag erreichte die seit Ende Juli andauernde Hitzewelle ihren Höhepunkt. An der Sternwarte am Eugen-Richter-Turm wurde mit 36,5 Grad ein neuer Rekordwert in der über 60-jährigen Messreihe der Station verzeichnet.

Der alte Rekord aus dem Jahr 2003 wurde um ein halbes Grad überschritten, obwohl es damals in NRW noch heißer war. Grund waren die nur noch wenig belaubten Bäume und der ausgetrocknete Boden rund um die Sternwarte, der eine sehr starke Erwärmung ermöglichte. In den Tal­lagen unserer Stadt wird es naturgemäß bei Strahlungswetterlagen noch heißer.

An der ehemaligen Messstation des Deutschen Wetterdienstes in Fley wurde 2003 ein Wert von 38,0 Grad gemessen. Am vergangenen Dienstag wurden an der Fleyer Messstation des Wetternetz-Hagen „nur“ 37,8 Grad erreicht. Spitzenreiter im Stadtgebiet war Dahl mit 38,1 Grad. Viele weitere der insgesamt elf Messstationen meldeten Werte zwischen 37 und 38 Grad. Ein neuer Rekordwert für das Stadtgebiet war es aber nicht. In Dahl wurde 2003 ein Wert von 38,9 Grad registriert.

Viele Hagener haben bei sich daheim aber Thermometer beobachtet, die über die 40-Grad-Marke kletterten.

Die Temperaturen werden im Groben stimmen, werden aber völlig falsch gemessen. Die Thermometer hängen an Hauswänden, Gartenhütten oder Balkonen und messen irgendwas, aber nicht die Lufttemperatur.

Und wie kommen dann die „realen“ Temperaturen des Wetternetzes Hagen zustande?

In unserem Messnetz werden zwangsbelüftete Wetterhütten eingesetzt, so wie es auch beim Deutschen Wetterdienst der Fall ist. Aber auch die Standortwahl in von entscheidender Bedeutung. In Deutschland wird in zwei Meter Höhe über Rasen gemessen und der Standort sollte den ganzen Tag über von der Sonne beschienen werden können.

Mit Bastian Rissling
sprach Mike Fiebig