Hagen. . Der Restrukturierungsprozess bei der Enervie AG greift: Das Jahresergebnis 2017 liegt wieder auf Vorkrisenniveau und es fließt eine Dividende.

Erik Höhne und Wolfgang Struwe, Vorstände der Enervie AG, steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Während Bilanzzahlen nach den existenzbedrohenden Krisenjahren zuletzt eher in Moll vorgetragen wurden, können die Konzernführer der Holding (Mark-E, Stadtwerke Lüdenscheid und Enervie Vernetzt) ihre Wirtschaftsdaten statt mit Sorgen- schon wieder mit Lachfalten präsentieren.

Ergebnis 2017

„Wir sind aus dem tiefen Tal deutlich schneller herausgekommen als erwartet.“ Ein Ergebnis vor Steuern von 34,6 Millionen Euro (+14,2 Prozent und 3,3 Millionen Euro über Plan) bei einem Umsatzerlös von 838 Millionen Euro sprechen da eine klare Sprache. „Damit bewegen wir uns wieder auf Vorkrisenniveau – auch ohne das Kraftwerksgeschäft“, interpretiert das Vorstandsduo dieses Resultat als „sehr zufriedenstellend“ und als Ausdruck einer deutlichen Effizienzsteigerung.

Dividenden-Ausschüttung

Eine Entwicklung, von der in diesem Jahr auch wieder die Anteilseigner profitieren dürfen: Acht Millionen Euro Dividende werden ausgeschüttet, die Stadt Hagen erhält als größter Aktionär (42,7 Prozent) gut 3,4 Millionen Euro. Der verbleibende Betrag aus dem Bilanzgewinn (ca. 17,9 Mio. Euro) wird auf die nächste Jahresrechnung vorgetragen. Möglich wurde diese Ausschüttung durch eine Streckung des gutverzinsten Aktionärsdarlehns, das jetzt in zwei Tranchen erst in den Jahren 2020 und 2022 an die Geldgeber Hagen, Lüdenscheid und Remondis zurückgezahlt wird.

Kritik an der Windkraftpolitik der Landesregierung

Trotz der angespannten Wirtschaftssituation hat die Enervie AG im vergangenen Jahr 23,8 Millionen Euro in den Erhalt der Netze investiert. Zumal die stabilen Ergebnisse der Geschäftsfelder Vertrieb und Netze die wesentliche Basis für den Unternehmenserfolg bilden. Die Investitionssumme soll bis zum Jahr 2020 auf 30 Millionen Euro gesteigert werden.

Seit zwei Jahren bewegt sich der Deckungsbeitrag für das Gaskraftwerk am Herdecker Ufer des Harkortsees wieder kontinuierlich nach oben und macht den Betrieb somit rentabel. Daher fühlt der Vorstand sich in seiner Entscheidung bestätigt, Herdecke – ähnlich wie das Pumpspeicherkraftwerk in Rönkhausen – im Rahmen der Restrukturierung nicht zu schließen.

„Wir halten an der Windkraft fest, weil sie eine sinnvolle Entwicklung für Südwestfalen ist“, kritisiert der Enervie-Vorstand den Kurs der Landesregierung, die einen Weg eingeschlagen habe, der rechtlich gar nicht möglich sei. Enervie habe 25 Windkraftprojekte für die Region in der Pipeline, für die sie einen Genehmigungsantrag einreichen möchte.

„Diese acht Millionen Euro sind schon ein riesiger Schritt“, betont Höhne, dass es „ein Spagat ist, einerseits die frühzeitigen Erfolge des Restrukturierungsprozesses in Dividenden sichtbar zu machen und andererseits nicht in die Fehler der Vergangenheit zu verfallen und Dinge zu machen, die man sich nicht leisten kann.“ Daher möchte er für das kommende Jahr auch noch keine Dividenden-Erhöhung in Aussicht stellen, sondern lieber das jetzige Niveau absichern.

Eigenkapitalquote

Vor dem Hintergrund des Konzernergebnisses und des anhaltenden Schuldenabbaus konnte auch die Eigenkapitalquote auf 24 Prozent (+2,7 Prozent) gesteigert werden. Darin enthalten sind auch die 60 Millionen Euro Gesellschafterdarlehn, die als wirtschaftliches Eigenkapital gelten. Ziel ist es, wieder eine Eigenkapitalquote von 25 bis 30 Prozent ohne das Geld der Aktionäre zu erreichen. Im schlimmsten Krisenjahr 2014 drohte der Eigenkapitalanteil gar in den einstelligen Bereich abzudriften.

Bankverbindlichkeiten

Seit Beginn der Restrukturierung ist es der Enervie AG gelungen, die langfristigen Bankverbindlichkeiten bei mehreren Dutzend Finanzpartnern um über 150 Millionen Euro auf etwa 135 Millionen Euro Ende 2017 zu reduzieren. Die Nettoverschuldung liegt sogar schon unter der 100-Millionen-Euro-Marke – „wir kommen von mehr als 300 Millionen Euro“, betont Höhne.

Neue Finanzierung

Angesichts dieser Kennzahlen konnte der Vorstand eine neue Unternehmensfinanzierung zu verbesserten Konditionen mit inzwischen nur noch sieben Bankhäusern schmieden. Allein dieser Schritt bringt jährliche Zinsvorteile im Volumen von fünf Millionen Euro. Insgesamt geht die Enervie-Führung davon aus, dass das Unternehmen seine finanzielle Robustheit wiedererlangt habe.

Restrukturierungserfolge

Zumal die eingefädelten Restrukturierungsmaßnahmen, die bereits zu 93 Prozent abgeschlossen sind, auch greifen. Kernstück bleibt dabei die Personalreduzierung und die Schließung des Steinkohle-Kraftwerksblocks in Elverlingsen. Der eingefädelte Abbau von 509 Stellen ist längst vertraglich gesichert, heute zählt die Enervie AG noch 1090 Beschäftigte. Dazu zählen auch 51 Mitarbeiter, die gezielt für neue Geschäftsfelder eingestellt wurden.