Altenhagen. . Es war ein leiser Abschied: Zum Schuljahresende hörte die Luise-Rehling-Realschule auf zu existieren. An ihren Platz rückt die Sekundarschule.

Die Realschule Altenhagen ist 95 Jahre alt geworden. Es ist der letzte Geburtstag der altehrwürdigen Lehranstalt im Schulzentrum des gleichnamigen Hagener Stadtteils. Die Realschule Altenhagen gibt es nicht mehr. Sie ist mit Ablauf des vergangenen Schuljahres geschlossen worden.

Es war ein Sterben auf Raten, verordnet vom Stadtrat, der die Real- und mit ihr die einstmals benachbarte Hauptschule in einer Sekundarschule aufgehen lassen wollte. Schon seit vier Jahren durften die beiden Schulen keine Fünftklässler mehr aufnehmen, und jedes Klassenzimmer, das sie räumten, wurde von der inzwischen auf fünf Jahrgänge und rund 350 Schüler herangewachsenen Sekundarschule belegt. Eine neue Ära hat begonnen im Schulzentrum von Altenhagen.

Benannt nach CDU-Politikerin

Doch mit der Realschule, die nach der Hagener Politikerin Luise Rehling (1896 bis 1964) benannt war, traten bekannte Gesichter ab, die den unmittelbar neben dem St.-Josefs-Hospital gelegenen Schulstandort geprägt haben. Christa Müller-Kort war 42 Jahre lang als Lehrerin tätig, Rainer Nitschke 38 Jahre. „Wir haben uns hier immer wohl gefühlt“, berichten die beiden Pädagogen: „Man kann sagen, wir sind mit dieser Schule alt geworden.“

Namensgeberin in Hagen beigesetzt

Die letztjährigen Neuntklässler der Schule wechseln mit Beginn des kommenden Schuljahres an die Realschule Hohenlimburg und werden dort ihren Realschulabschluss erwerben.

Luise Rehling stammte aus einer evangelischen Pfarrersfamilie. 1944 versteckte sie mit ihrem Mann drei ausgebrochene Kriegsgefangene im Keller vor den Nazis.

Nach dem Krieg war sie 1945 Mitbegründerin der CDU in Hagen und später Vorsitzende des Schulausschusses. Von 1949 bis 1964 gehörte sie dem Bundestag an, zuletzt als stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU.

Luise Rehling starb 1964 und ist auf dem Rembergfriedhof begraben.

Zum Abschied seien Tränen geflossen, sagt Nitschke, der neben Erdkunde und evangelischer Religion auch Kunst unterrichtet hat und von dessen Schülern noch zahlreiche Bilder die Räume und Flure des Schulgebäudes schmücken. „Viele von ihnen dürfen auch hängen bleiben“, hat er sich mit Sekundarschulleiter Theo Kleinhofer geeinigt. Nitschke war zuletzt Klassenlehrer im 10. Jahrgang, er hätte an einer anderen Schule noch zwei weitere Jahre Unterricht erteilen dürfen, aber es erschien ihm wie ein Fingerzeig, seine Laufbahn mit den letzten Tagen der Schule, die ihn und die er geprägt hat, zu beenden: „Für meine Zehner war es ein schöner Abschluss mit Pizzaessen und einem Sportfest in der Lenne-Arena.“

Seit 1996 Luise-Rehling-Realschule

Das Schulgebäude mit den ausladenden Laubbäumen auf dem Hof strahlt ein einzigartiges Flair aus. Es wurde 1923 als Mittelschule im sogenannten Hagener Jugendstil, der zwischen Historismus und Bauhaus angesiedelt ist, errichtet. 1996 erfolgte die Umbenennung in Luise-Rehling-Realschule.

Der Tradition der Namensgeberin, die sich sowohl im politischen wie auch im kirchlichen Leben für ihre Mitmenschen einsetzte, fühlte sich die Schule stets verpflichtet und pflegte intensiven Kontakt zur evangelischen Markus- und zur katholischen Josefs-Gemeinde. In beiden Gemeinden wurden regelmäßig ökumenische Schulgot­tesdienste gefeiert.

Alle Gesichter auf dem Schulhof waren bekannt

„Wir waren eine überschaubare Schule“, sagt Christa Müller-Kort: „Als Lehrer kannte man jeden Schüler, ein fremdes Gesicht auf dem Schulhof fiel sofort auf. Vielleicht herrschte auch deshalb all die Jahre immer ein angenehmes Arbeitsklima.“ Ihre Nerven seien auch nach Jahrzehnten als Englisch-, Sport- und Französischlehrerin noch intakt, am liebsten hätte sie wahrscheinlich für immer weiter unterrichtet an ihrer geliebten Realschule.

Doch eine neue Ära hat begonnen im Schulzentrum von Altenhagen. Und eine alte ist zu Ende gegangen.