Breckerfeld. . Zehn Therapiepferde hat Anna Trier ausgebildet. Auf dem Hof Wengeberg bietet die Sozialpädagogin Therapien für Kinder und Erwachsene an.

Luis ist mit 1,10 Meter Stockmaß das kleinste, Kevin mit 1,59 Meter das größte Therapiepferd.

„Das zierliche Shetland-Pony hat genau so viele Fans wie der kräftige Irish-Tinker-Hengst“, beteuert Anna Trier. Sie leitet gemeinsam mit ihrem Mann Raphael den Hof Wengeberg.

Es handelt sich um keinen gewöhnlichen Reiterhof, auf dem Kindern das Reiten beigebracht wird oder auf dem sie Reiterferien verbringen. Der Hof Wengeberg versteht sich als Praxis für Reittherapie und Reitpädagogik.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene kommen – meist durch Vermittlung einer sozialen Einrichtung – auf den Hof, um ihren Alltag besser meistern zu können.

Behutsames Lernen

„Wir arbeiten mit Kindern mit leichter Entwicklungsverzögerung, mit ADHS-Kindern und mit jenen, die Wahrnehmungsstörungen haben“, erklärt Anna Trier. Einige Kinder hätte Schwierigkeiten, auf Reize wie Schmerz zu reagieren, „wir arbeiten mit und an den Pferden, damit die Kinder ganz behutsam lernen, eigene Empfindungen besser wahrzunehmen“, sagt die Sozialpädagogin.

Außerdem würde der Umgang mit Pferden dabei helfen, Nachreifungsprozesse in Gang zu setzen.

Was Anna Trier darunter versteht? „Einige Kinder haben Probleme, laufen, fahrradfahren oder schwimmen zu lernen. Sitzungen mit Therapiepferden können da häufig helfen.“

Sie verfolge einen ganzheitlichen Ansatz, der die Motorik schule sowie die soziale Kompetenz und das Selbstbewusstsein stärke.

Tiere dürfen nicht schreckhaft sein

Was die zehn Pferde, die allesamt von Anna Trier zu Therapiepferden ausgebildet wurden, verbindet? Sie sind vom Charakter gelassen und nicht schreckhaft.

Einige Eltern melden ihre Kinder, die vielleicht besonders schüchtern, unruhig oder zu Aggressivität neigen, auch privat auf dem Hof Wengeberg an, „aber das ist die Ausnahme“, sagt Anna Trier.

In der vergangenen Woche war die Jugendhilfe Selbecke mit einer Gruppe von 5- bis 14-jährigen Heimkindern auf dem Hof zu Gast, derzeit sind neun Erwachsene der Schwelmer Einrichtung „Kontakt und Krisenhilfe“ dort. „Die erwachsenen Klienten besuchen normalerweise eine Tagesstätte für psychisch Kranke“, erläutert Anna Trier.

© Yvonne Hinz

Eine der Frauen, die an der Reittherapie teilnimmt, ist Bärbel. Sie geht mit den Pferden wie selbstverständlich um. „Ich war schon als Kind verrückt nach Pferden“, lacht die 68-Jährige.

Vom Alltag entspannen

Und heute? „Es geht mir einfach besser, wenn ich mit Pferden zusammen bin. Hier kann ich mich vom Alltag entspannen und schöpfe Kraft für die Woche.“

Seit zehn Jahren kommt Bärbel auf den Hof Wengeberg. Zur Therapie gehört nicht nur der Kontakt zu den Tieren und das Reiten, sondern auch das Putzen und Füttern der Pferde. „Es ist gut, wenn ich eine feste Struktur in meinem Tag habe“, sagt Bärbel.

Ihr Lieblingspferd? Bärbel schmunzelt, „Nepomuk, ich kenne den Tinker seit vielen Jahren. Er strahlt Ruhe aus.“

>>>HINTERGRUND

  • Auf dem Hof Wengeberg (der Hof liegt direkt an der L 528 am Ortsausgang von Breckerfeld) werden Einzel- und Gruppentherapien (für zwei bis vier Personen) angeboten.
  • Nähere Infos gibt’s unter www.hof-wengeberg.de