Wehringhausen. . Pelmke-Chef Jürgen Breuer weiß, wie wichtig die Mischung aus sozio-kulturellem Angebot und aus Party ist – gerade in Zeiten knapper Kassen.

„Man muss sich bewegen“, sagt Jürgen Breuer. Womit der Geschäftsführer der Pelmke nicht etwa auf seine eigene körperliche Fitness, sondern vielmehr auf die Programmgestaltung in seinem Kulturzentrum anspielt. Und die hat sich in den vergangenen 31 Jahren enorm gewandelt.

„Anfang der 2000er Jahre lief bei uns der Ska-Bereich super, darin waren wir top“, blickt Jürgen Breuer zurück. Doch nach zehn Jahren waren Ska-Bands nicht mehr angesagt, „überhaupt hat der gesamte Konzertbereich nachgelassen“.

Kompensation ist wichtig

Kompensation muss natürlich das Schlagwort lauten, da weniger Besucher auch weniger Einnahmen bedeuten.

„Die Trash-Discos mit 90er-Jahre-Musik wurden im Laufe der Jahre immer mehr zu U-25-Partys; wir veranstalten die Partys für sehr junge Leute alle drei Monate und sie laufen gut “, gibt der Geschäftsführer ein Beispiel für „Bewegung“.

Mit Poetry Slam Vorreiter in der Szene

Oder Poetry Slam. Darunter versteht man einen Wettbewerb, bei dem innerhalb einer bestimmten Zeit selbst geschriebene Texte vorgetragen werden. Damit ist die Pelmke vor über zehn Jahren gestartet und war damit Vorreiter in der Szene.

„Das Ganze lief damals noch total experimentell ab, mittlerweile hat sich Poetry Slam etabliert. Wir haben pro Veranstaltungsabend gut 100 Besucher und sind eine der ersten Adressen in Südwestfalen.“

Mit ein wenig Stolz in der Stimme spricht Jürgen Breuer über Jan Philipp Zymny, „er hat als Bochumer Junge bei uns in der Pelmke angefangen und wurde vor wenigen Jahren Deutscher Meister.“

Einige Slammer der ersten Stunde seien heute auch im gängigen Lesungsbereich erfolgreich, „und einige können tatsächlich vom Slammen leben“.

Das mache Sozio-Kultur aus, sagt Jürgen Breuer, „jungen, noch unbekannten Leuten die Chance zum Auftreten geben, damit sie irgendwann vielleicht von ihrer Kunst ihren Lebensunterhalt bestreiten können.“

Neue Angebote

Neues anbieten – auch Events, die ihn persönlich vielleicht nicht ansprechen – heißt ebenfalls die Devise des Pelmke-Chefs. Zum Beispiel Karaoke. Vor einem Jahr gab’s im großen Saal die erste Veranstaltung, „heute ist der Saal an Karaoke-Abenden rappelvoll, zu uns kommt eine Karaoke-Gemeinde, die durchs ganze Ruhrgebiet zieht“.

Mischung und Ausgleich

Mischung und Ausgleich schaffen sind zwei Begriffe, die Jürgen Breuer bei seiner Programmplanung im Visier haben muss. Die Mischung zwischen Kleinkunst, Bildungs- und Spaßangeboten muss ausgewogen sein.

Was er mit Ausgleich meint? „Obwohl wir ein sozio-kulturelles Zentrum sind, wollen wir nicht nur Probleme wälzen, sondern auch Party machen.“

Städtischer Zuschuss

Themenwechsel: Die Pelmke bekommt einen jährlichen städtischen Zuschuss von 65 000 Euro; die Summe ist bis Ende 2019 festgeschrieben. 2004 hätte der Zuschuss, so Breuer, noch bei 74 000 Euro gelegen. „Wenn ich die Inflationsrate einbeziehe, stehen uns 20 Prozent weniger Geld als 2012 zur Verfügung – darüber muss mit der Stadt gesprochen werden.“

Die Pelmke in der Pelmkestraße 14 wurde vor 31 Jahren eröffnet.
Die Pelmke in der Pelmkestraße 14 wurde vor 31 Jahren eröffnet. © Michael Kleinrensing

2017 wies das Kulturzentrum in seinem Jahresbericht ein Minus von 5300 Euro aus, „das ist keine dramatische Zahl, aber wir haben zum zweiten Mal in Folge ein Minus – und das werte ist als Warnsignal“.

Aufgrund der städtischen Sparvorgaben auch im Kulturbereich geht Breuer von keiner Erhöhung des Zuschusses in den kommenden Jahre aus, „daher ist es unser Ziel, den Status Quo zu halten“.


Allerdings, unterstreicht der Geschäftsführer, sei eine Einnahmeerhöhung kaum machbar, „räumlich sind wir komplett ausgebucht und die Eintrittspreise zu erhöhen, wäre der falsche Weg“.

Kooperationspartner

Eine kleine Stellschraube sieht Breuer in Kooperationen, heißt, der Saal wird an Kooperationspartner wie VHS, DGB oder Wehringhauser Einzelhändler vermietet, „das macht uns nicht reich, aber wir nehmen etwas Geld ein“. Oder der seit jüngster Zeit angebotene Spieleabend, „die 15 bis 20 Spieler nutzen den Saal kostenlos, doch wir verdienen daran, was in der Kneipe verzehrt wird“.

Projektförderung

Auch im Bereich Projektförderung müsse man sich stets informieren. Vom Land gebe es einige Projekttöpfe, „für unser Theaterangebot mit Deutschen und Migranten bekommen wir eine Förderung, ebenso für den Unterhalt unseres Kulturladens, in dem wir mit Kindern aus Südosteuropa arbeiten“.

Den Stadtteil Wehringhausen mit seinen Stärken und Problemen im Bick zu haben, sieht Breuer als eine zentrale Aufgabe an, „denn wir sind Anlaufstelle, Wohnzimmer und Institution in einem“.

>>>OPEN-AIR-KINO STARTET AM 20. JULI

  • Neben Geschäftsführer Jürgen Breuer arbeiten vier Teilzeitkräfte auf 20- bzw. 30- Stunden-Basis in der Pelmke. Dem Verein Kulturzentrum Pelmke gehören 100 Mitglieder an.
  • 2017 fanden in der Pelmke 147 Veranstaltungen mit knapp 17 000 Besuchern statt. Im angeschlossenen Kino Babylon gab es 372 Vorstellungen mit knapp 8200 Zuschauern.
  • Am Freitag, 20. Juli, um 22 Uhr startet das Sommerkino auf dem Innenhof mit der US-Tragikomödie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“.