Vorhalle. . Die muslimischen Gemeinden setzen sich seit Jahren dafür ein, auf dem Vorhaller Friedhof ein Waschhaus zu errichten. 2019 kann der Bau beginnen.

Seit 2006 setzen sich Hagens muslimische Gemeinden dafür ein, dass auf dem muslimischen Friedhof in Vorhalle ein Waschhaus entsteht. Nun ist das Projekt auf der Zielgeraden. Im Frühjahr 2019 könnte mit dem Bau begonnen werden. Damit soll auch endlich die Anzahl der Beisetzungen auf dem muslimischen Friedhofsteil erhöht werden.

„Wir kämpfen schon so lange dafür“, sagt Sükru Budak, selbst Muslim und Vorsitzender des Hagener Integrationsrates, „jetzt wird es endlich Wirklichkeit.“ Dass zwischen der Eröffnung des Friedhofs im Jahr 2006 und heute „nur“ 161 Personen bestattet wurden, führt Budak darauf zurück, dass es auf dem Friedhof eben kein muslimisches Waschhaus gibt. „Wenn das endlich da ist, wird der Friedhof auch für Muslime aus dem Umland interessant.“

Gebetsstein unter einem Vordach

Rund 250 000 Euro soll das Waschhaus, das von der Architektin Jutta Heinze aus Duisburg entworfen wurde und unter Federführung des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) gebaut wird, kosten. Das Gebäude wird im Wesentlichen aus einem gefliesten Waschraum und einem Platz unter einem Vordach, wo ein Gebetsstein (etwa 80 Zentimeter Länge) aufgestellt wird, bestehen.

Bisher wird Sezierraum am Loxbaum angeboten

In Hagen leben, andere Nationalitäten mit möglichem muslimischen Glaubenshintergrund ausgeklammert, allein über 7000 Türken, die nahezu alle als potenzielle Nutzer des muslimischen Grabfeldes in Frage kämen.

Der bisher von der Stadt angebotene Waschraum ist der Sezierraum am Loxbaum, den auch die kriminaltechnische Abteilung der Polizei nutzt. Größtes Problem: Die Distanz zwischen Raum und Grabfeld in Vorhalle stört die traditionellen Abläufe, weil der Leichnam unverzüglich nach Waschung begraben werden muss.

„Muslime werden meistens noch am Tag ihres Versterbens bestattet“, erklärt Sükru Budak das Ritual, das bald auf dem Vorhaller Friedhofsteil möglich sein soll. Ein muslimischer Bestatter bringt den Leichnam so schnell wie möglich in das neue Waschhaus in Vorhalle. Auf dem dortigen Waschtisch werden die Verstorbenen meistens von einem Verwandten gewaschen und anschließend in ein Leinentuch gehüllt und draußen auf dem Vorplatz auf den Gebetsstein gelegt, wo sich die Trauergemeinde vom Verstorbenen verabschieden kann.

Danach wird der Leichnam in einem Sarg zur Grabstelle gebracht und ohne Sarg und nur im Leinentuch mit dem Kopf Richtung Mekka gelegt. „Die erste Generation der eingewanderten Muslime hat sich noch nicht in Hagen bestatten, sondern sich zurück in die ursprüngliche Heimat bringen lassen, wenn sie verstorben waren“, sagt Sükru Budak.

Schriftzug auf der Außenseite

Die Folgegenerationen aber, die Hagen als ihre Heimat begreifen, hätten den Wunsch, hier ihre ewige Ruhe zu finden. Zu klären sind noch Details. Geplante Toilettenanlagen sollen beispielsweise quer Richtung Mekka installiert werden, damit die Schambereiche nicht in Richtung des Leichnams deuten.

Auf der Außenseite des Waschhauses soll ein Schriftzug angebracht werden: „Jedes Leben lernt den Tod kennen.“ Auf Arabisch und auf Deutsch. „Das Waschhaus wird von allen muslimischen Glaubensrichtungen nutzbar sein können“, erklärt Budak. Was jetzt noch aussteht, ist die Baugenehmigung.