Breckerfeld. . Im Ortskern Breckerfeld ist es zu laut. 30 Menschen, so haben es Experten errechnet, sind an der Frankfurter Straße tagsüber stark belastet.

Dass eine kleine Kommune wie Breckerfeld einen eigenen Lärmaktionsplan aufstellen muss – unumstritten ist das nicht. „Zumal die einzige relevante Lärmquelle die Landstraße 528 ist und wir als Kommune ohnehin keinen Einfluss auf mögliche Maßnahmen haben“, wie Bürgermeister André Dahlhaus (CDU) betont.

Das Europäische Recht lässt aber keinen Spielraum. Und so bringt eine entsprechende Untersuchung des Büros „LK Argus“ wenig Überraschendes hervor. Allerdings liefern die Ergebnisse, die jetzt im Bauausschuss vorgestellt wurden, der Politik gute Argumente im Ringen um eine Umgehungsstraße.

Denn es ist laut im Ortskern. Zu laut. 30 Menschen, so haben es die Experten errechnet (nicht gemessen) sind an der Frankfurter Straße tagsüber einer Belastung von bis zu 75 Dezibel ausgesetzt. 90 Breckerfelder müssen bis zu 70 Dezibel ertragen. 100 bis zu 65 Dezibel und noch einmal 90 bis zu 60 Dezibel.

Ortskern hat höchste Priorität

„Es gibt zwar keinen festen Grenzwert, der Maßnahmen zwingend erforderlich macht“, erklärt Gutachterin Antje Jansen, „aber ab durchschnittlich 65 Dezibel verteilt über den Tag ist eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht auszuschließen.“

Aus dieser Sicht habe der Ortskern höchste Priorität. „Die Ortsumgehung“, so Antje Jansen, „ist eine wichtige Perspektive.“

Leise Beläge machen Sinn

Ob und wann die Trasse, die unterhalb des Königsheider Kopfes abzweigen und bis hinter den Wengeberg führen soll, Wirklichkeit wird, steht noch in den Sternen. Maßnahmen, die den Lärm mindern, legen die Experten auch in der Zwischenzeit nahe. „Generell macht ein stetiger, langsamer Verkehr auf leisen Belägen Sinn“, sagt Antje Jansen.

Geschwindigkeitskontrollen und Displays könnten dafür sorgen, dass sich Verkehrsteilnehmer an Tempo 30 hielten. Eine Reduzierung des Schwerlastverkehrs (sechs Prozent am Tag, acht Prozent in der Nacht) durch ein weiträumiges Lkw-Durchfahrtsverbot würde erhebliche Effekte zeigen. Lärmmindernde Asphalte könnten die Werte um rund zwei Dezibel reduzieren.

Umsetzen kann die Stadt diese Maßnahmen jedoch nicht. Sie ist nicht Straßenbaulastträger. „Wir dürfen bei den Menschen keine falschen Erwartungen wecken“, sagt André Dahlhaus.

Politik fühlt sich bestärkt

Immerhin: Bestärkt fühlt sich die Politik in ihren Argumenten. „Im Grunde haben wir noch einmal bestätigt bekommen, was wir alle jeden Tag erleben“, so Uli Ferron (FDP). Und bei allen Zweifeln an der Sinnhaftigkeit eines solchen Gutachtens unterstreicht auch Rainer Giesel (CDU): „Die Umgehungsstraße können wir jetzt härter diskutieren.“

Bindend sind die Vorschläge (SPD-Ratsherr Jefferson Gerbothe: „Eigentlich ein zahnloser Tiger“) nicht. Der Rat muss jetzt in seiner Sitzung am 10. Juli einen Beschluss zur Auslegung des Plan-Entwurf fassen. Im Anschluss haben Bürger die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. Beschlossen wird der Lärmaktionsplan dann in der Dezembersitzung der Stadtvertretung.

Keine Alternative ist für die Gutachterin eine Umleitung des Verkehrs über Ost- und Westring. „Das ist nicht die Lösung. Im Gegenteil: Die Probleme würden größer.“

>>>HINTERGRUND

  • Anfang Juni waren Bodo Middeldorf, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, sowie der CDU-Abgeordnete Thorsten Schick nach Breckerfeld gekommen, um sich selbst ein Bild von der Verkehrssituation im Ortskern zu machen (unsere Zeitung berichtete).


  • Beide Politiker sowie Vertreter aller Fraktionen sprachen sich für den Bau einer Ortsumgehung aus. Gleiches gilt für den SPD-Abgeordneten Hubertus Kramer.