Hagen. 40 Jahre ist es her, dass sich in Hagen die ersten Bands der Neuen Deutschen Wellte formiert haben. Die Stadt feiert das mit einem Festival.
Er befindet sich gerade auf einer dauerhaften Zeitreise. Fotos, alte Berichte, die goldenen Platten, die erste LP, die in aller Bescheidenheit bereits den Titel „Ihre größten Erfolge“ trug. Dazu all die Erinnerungen, die sich dieser Tage immer wieder ihren Weg suchen . . .
40 Jahre ist es her, dass Rolf Möller als Drummer mit der Band Extrabreit („Hurra, hurra, die Schule brennt“) sich anschickte, mit Sängerinnen wie Nena und Annette Humpe ein Stück Deutscher Rock- und Pop-Geschichte zu prägen. Eine Keimzelle der Neuen Deutschen Welle liegt in Hagen. Zum Geburtstag einer Bewegung feiert das die Stadt im September mit einem Festival, das aus Konzerten, einer Ausstellung. Lesungen, Führungen und weiteren Veranstaltungen besteht.
Auststellung zur Neuen Deutschen Welle im Osthaus Museum
„Wahnsinn“, sagt Möller, der heute noch bei Konzerten in ganz Deutschland mit Extrabreit auf der Bühne steht, angesichts der Veranstaltungen, die beim Campusfest der Fernuniversität am 1. September ihren Höhepunkt erleben soll. „Dass es möglich geworden ist, so etwas zu präsentieren – unglaublich.“
Möglich geworden ist unter anderem eine Ausstellung im Osthaus-Museum. Titel aus einem Extrabreitsong: „Komm nach Hagen, ... mach dein Glück“ Heike Wahnbaeck hat sie kuratiert und gemeinsam mit dem Kultursoziologen Professor Frank Hillebrandt (Fernuni Hagen) konzipiert. Sie selbst, Gattin des verstorbenen Extrabreit- und Grobschnitt-Bassisten Wolfgang „Hunter“ Jäger, hat die Zeit als Managerin miterlebt und gleichzeitig aus heutiger Sicht einen externen Blick auf die Szene: „Rund 100 Menschen haben mir 300 Exponate und Fotos zur Verfügung gestellt.“
Grobschnitt zur besten Liveband gewählt
Rund drei Jahre hat sie für die Ausstellung und das begleitende Buch recherchiert, rund 40 Zeitzeugen interviewt. „Herausgekommen ist eine Art Lehrpfad, der versucht, die Hagener Sonderstellung zu erklären“, sagt Heike Wahnbaeck, „warum hat Hagen dieses Potenzial? Warum haben sich von hier aus so viele Karrieren entwickelt? Hagen hatte zu dieser Zeit eine Leuchtturmstellung. Grobschnitt hat 1978 im WDR-Rockpalast den ersten Platz bei der Zuschauerwahl zur besten Deutschen Liveband belegt.“
Parallel dazu hat Frank Hillebrandt vom Institut für Kultur- und Sozialwissenschaften über das Phänomen der Neuen Deutschen Welle geforscht. „Die Neue Deutsche Welle ist eines der wichtigsten Ereignisse der Popmusik“, so der Wissenschaftler, „Hagen muss noch viel stolzer auf das sein, was es hervorgebracht hat.“
Meilenstein in Stadtgeschichte
Ein Stolz, der bei den Offiziellen der Stadt gerade wächst. „Hagen war das deutsche Liverpool“, sagt Oberbürgermeister Erik O. Schulz – Jahrgang 1965 – mit Blick auf die englische Industriestadt, aus der die Beatles hervorgegangen sind. „Aber selbst wenn man einen nüchternen Blick auf jene Zeit wirft, so ist das schon jetzt ein historischer Meilenstein in der Stadtgeschichte.“
Einer, der zwischen dem 31. August und dem 23. September noch einmal aufleben soll. Und einer, der in der Vergangenheit und in der Zukunft von Rolf Möller noch eine so große Rolle spielt: „Wir“, so sagt der Schlagzeuger, „wir halten Hagen aufrecht. Wir spielen bis zum letzten Mann.“