Rummenohl. . Es geht einfach nicht voran am Bahnübergang in Rummenohl. Die Bewohner der Hagener Ortschaft haben die Nase inzwischen gestrichen voll.

Wenn ein Zug einrollt in den Bahnhof von Rummenohl, entwickelt sich stets die gleiche parodistische Szenerie, die doch sehr an einen Laurel- und Hardy-Film erinnert. Zwei Mitarbeiter eines von der Deutschen Bahn beauftragten Sicherheitsunternehmens entrollen girlandenähnliche Bändel und sperren damit – in Ermangelung ordentlicher Schranken – den Bahnübergang ab.

Seit vielen Monaten geht das jetzt schon so. „Man will gar nicht glauben, was man hier sieht“, beschreibt Hans Hiermer den sich täglich mehrmals wiederholenden Vorgang.

Flatterband-Provisorium

Die Schranken, die das Flatterband-Provisorium ersetzen sollen, liegen zwar seit Wochen im Gleisbett. Es kommt nur niemand, der sie einbaut. Wie immer, so der Eindruck von Hans Hiermer und den anderen Einwohnern des 1200-Seelen-Dorfes, lässt sich die Deutsche Bahn sehr viel Zeit, wenn es um die Instandsetzung des Rummenohler Bahnhofs geht. „Es kann nicht sein, dass ein weiterer Sommer ins Land geht und wir einen großen Teil unserer wohlverdienten Freizeit im Stau am Bahnübergang verbringen müssen“, schimpft Rüdiger Ludwig.

Zur Erinnerung: Seit 2007 sorgt der Bahnübergang für Diskussionsstoff. Damals fiel erstmals die Schrankenanlage aus. Es folgten Sicherheitsposten wie jetzt, Reparaturen, erneute Defekte, Informationsveranstaltungen und wieder Sicherheitsposten. Die Baustelle, die den Verkehr im Ort massiv behindert, existiert inzwischen seit zwei Jahren. Nach Auskunft von Ludwig muss das einzige im Ort vorhandene Fachgeschäft zur Nahversorgung, eine Metzgerei, um ihre Zukunft bangen, weil viele der von auswärts kommenden Kunden von der Warterei am Bahnübergang völlig entnervt sind.

Keine Barrierefreiheit

Aber auch mit dem Bescheid, dass der Bahnsteig nicht barrierefrei ausgebaut werden soll, wollen sich die Rummenohler nicht abfinden. Hiermer empfindet es als zynisch, dass die Deutsche Bahn das nicht für nötig hält, weil in Rummenohl lediglich 200 Fahrgäste pro Tag und nicht 1000 Reisende ein- und aussteigen: „Es sind Erbsenzähler, die hier die notwendigen Hilfen für Behinderte auf Rot stellen. So darf sich ein öffentlicher Betrieb wie die Bahn nicht verhalten.“

Tatsächlich muss die Deutsche Bahn nur dann für einen barrierefreien Zugang sorgen, wenn der nächste behindertengerechte Bahnhof weiter als 30 Kilometer entfernt läge.

Kampf gegen Windmühlenflügel

Doch sowohl der Halt in Dahlerbrück als auch der Hagener Hauptbahnhof unterschreiten diese Distanz und sind behindertengerecht ausgebaut. Die Rummenohler bringt diese Argumentation auf die Palme: „Ein Rollstuhlfahrer oder eine Mutter mit Kinderwagen müssten also bis Dahlerbrück fahren und von dort mit dem Bus zurück nach Rummenohl“, erregt sich Ludwig. „Geht´s noch?“

Regina Kurch vergleicht den Schriftwechsel und die Gespräche mit den Verantwortlichen der Bahn mit dem Kampf gegen Windmühlenflügel: „Aber wer aufgibt, der hat schon verloren.“ Die Rummenohler dagegen wollen weiter kämpfen. Derweil versieht der Sicherheitsdienst am Bahnübergang seine Arbeit und hängt das Flatterband auf und ab, auf und ab. . .

Nur Ärger für Metzgermeister Braun

Zu den Leidtragenden der Dauerbaustelle in Rummenohl gehört Metzgermeister Olaf Braun (50) mit seinem Betrieb in der Rölveder Straße. „Wir fühlten uns eine Zeitlang von der Außenwelt abgeschnitten“, beschreibt er die Situation: „Die Ampelschaltung war eine Katastrophe.“ Denn während die beiden Geradeaus-Richtungen auf der B 54 inzwischen gleichzeitig grünes Licht angezeigt bekommen, waren sie früher hintereinander geschaltet, was die Wartezeiten unerträglich verlängerte. Einige Kunden hätten von Ambrock bis zu seiner Metzgerei geschlagene 90 Minuten benötigt, berichtet Braun.

Was ihm zusätzlich zu schaffen macht, ist die derzeitige Sperrung der Heedfelder Straße. Seine Kundschaft aus dem Märkischen Kreis muss einen weiten Umweg fahren, um ihn zu erreichen.

>>Hintergrund: Keine Stellungnahme der Bahn

  • Die Deutsche Bahn (DB) sah sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu einer aussagekräftigen Stellungnahme bezüglich der Situation am Bahnübergang in Rummenohl imstande. „Bevor wir uns verbindlich äußern können, wird es bestimmt Mitte Juli werden“, hieß es in einer Mitteilung der DB-Pressestelle in Düsseldorf.
  • Die Tester des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) haben den Rummenohler Bahnhof 2017 als „akzeptabel“ eingestuft.
  • Im Oktober war der Bahnübergang wegen des Einbaus einer Entwässerungsrinne eine Woche lang komplett gesperrt. Autofahrer mussten eine Umleitung über Schalksmühle nehmen.