Hagen. . Hinter der altehrwürdigen, mehr als 100 Jahr alten Fassade des Albrecht-Dürer-Gymnasiums verbirgt sich eine „Zukunftsschule“. So zumindest nennt das NRW-Bildungsministerium das AD aufgrund seines Lerncoaching-Konzepts, das dort mit zehn Lehrern seit 2015 praktiziert wird. Gestern stellten die zu Lerncoaches ausgebildeten Lehrer vom AD Kollegen aus ganz NRW das Konzept vor und nahmen damit an der landesweiten Themenwoche zu individueller Förderung teil.

Hinter der altehrwürdigen, mehr als 100 Jahr alten Fassade des Albrecht-Dürer-Gymnasiums verbirgt sich eine „Zukunftsschule“. So zumindest nennt das NRW-Bildungsministerium das AD aufgrund seines Lerncoaching-Konzepts, das dort mit zehn Lehrern seit 2015 praktiziert wird. Gestern stellten die zu Lerncoaches ausgebildeten Lehrer vom AD Kollegen aus ganz NRW das Konzept vor und nahmen damit an der landesweiten Themenwoche zu individueller Förderung teil.

Schüler, die bei einer schwierigen Frage anfangen zu weinen oder in schriftlichen Überprüfungen versagen, obwohl sie mündlich hervorragend sind – das sind Probleme, bei denen Lerncoaching helfen kann. Beim Lerncoaching geht es nicht um Inhalte eines bestimmten Fachs, sondern um die Bewältigung von Notendruck oder Prüfungs- und Versagensangst. Auf diesem Gebiet ist das AD Referenzschule und fungiert so als Vorbild und Beispiel für andere Schulen, die überlegen, das Konzept ebenfalls zu etablieren.

Diskussion in Kleingruppen

Die 33 interessierten Lehrer diskutierten ausgiebig in kleinen Gruppen mit Lehrern, Eltern und Schülern, die am Lerncoaching teilgenommen haben. Sie bekamen außerdem einen Einblick in die Gesprächsführung, die dafür wichtig ist. So müssen sich die Lehrer von der sonst in Schulen vorherrschenden Hierarchie und ihrer Lehrerrolle lösen und „den Schülern auf Augenhöhe begegnen“, wie AD-Lehrer Mathias Soost erklärt. Es sei wichtig, sich als Lehrer zurückzunehmen, um die Lösung im Schüler selbst entstehen zu lassen. Das falle ihm und seinen Kollegen nicht immer leicht. In praktischen Übungen konnten die Interessierten gestern schon einmal selbst ausprobieren, wie sich ein Gespräch als Lern­coach anfühlt.

In den meisten Fällen finden die Gespräche zwischen Schüler und Lerncoach einmal pro Woche statt. Dafür gibt es einen dedizierten Raum im Verwaltungstrakt der Schule, den Christine Neumann, Initiatorin des Projekts am AD, als einen der wichtigsten Bestandteile des Lerncoachings lobt. Für manche Schüler reicht ein einziges Gespräch dort, um die Wurzel ihrer Schwierigkeiten zu erkennen, andere benötigen fünf Sitzungen oder mehr. Schließlich führen die Schüler ihre Probleme häufig auf mangelnde Begabung im entsprechenden Fach zurück: „Ich kann Mathe einfach nicht“ ist zum Beispiel ein Satz, den Lerncoach Katja Smolarczyk von einer Schülerin hörte. Dass deren eigentliches Problem jedoch nicht die Inhalte, sondern Schwierigkeiten mit ihrer Lehrerin war, stellte sich erst nach einigen Gesprächen heraus. Daraufhin arbeiteten sie am Verhältnis der beiden und die fachlichen Probleme gaben sich.

In anderen Fällen fand ein Lerncoach heraus, dass ein Schüler Angst davor hat, vor der Klasse zu sprechen und dementsprechend schlechte mündliche Leistungen lieferte. Auch das Gegenteil kommt vor: im Unterricht beteiligte sich ein Schüler rege, die Klausuren waren jedoch katastrophal, da er unter Prüfungsangst litt. Häufig liegt das an mangelndem Selbstbewusstsein der Schüler. Dann ist eine Möglichkeit, ihnen Bereiche aufzuzeigen, in denen sie etwas geleistet haben – das kann im Sportverein oder in einem Computerspiel sein. Die Eigenschaften, die sie in diesen Gebieten zum Erfolg geführt haben, machen sie sich dann mit dem Lerncoach bewusst, um damit in Zukunft auch ihren schulischen Erfolg zu steigern.