Hagen. . Manche mögen die Multikulti-Atmosphäre, andere schreckt die Entwicklung in Altenhagen ab. Unsere Tauschreporterin hat sich ein Bild gemacht.

Am Fuß der Altenhagener Straße reiht sich Spielcasino an Wettbüro an Trödel-Laden an Leerstand. In einem Park füttern ein älterer Herr und ein Junge Tauben. Eine Polizeistreife fährt vorbei.

Leider ein typisches Bild: Nicht bloß in der Wittekindstraße werden die Baumbeete als Abstellfläche für Sperrmüll missbraucht.    
Leider ein typisches Bild: Nicht bloß in der Wittekindstraße werden die Baumbeete als Abstellfläche für Sperrmüll missbraucht.     © Laura Sandgathe

Altenhagen – das war einst das Wohnviertel der Industriellen. Seine Gründerzeithäuser künden noch davon, einige von ihnen mit neuem Anstrich. Doch viele Straßenzüge sind heruntergekommen.

Vor einem Supermarkt unterhalten sich zwei Frauen – beide sind über 70 Jahre alt und wohnen seit rund 50 Jahren in Altenhagen. Sie wollen ihre Namen aber nicht in der Zeitung lesen. „Hier sieht es aus wie im Schweinestall“, sagt die eine. „Die schmeißen ihren Müll überall hin.“ Mit „die“ meint sie Migranten, die entlang der Altenhagener Straße wohnen. In dem Park neben dem Supermarkt gehe es oft laut zu. „Da gehen wir abends nicht vorbei.“

Friedliches Miteinander

Tekin H. ist in Hagen geboren und betreibt in der Alleestraße einen Reparaturservice für Elektrogeräte. Er beschreibt den Stadtteil anders: „Das ist hier die internationale Ecke, eine ruhige Gegend, es gibt ein friedliches Miteinander“, sagt der 45-Jährige.

An der Brinkstraße kehrt eine Müllstreife den Bürgersteig. Der 48-jährige Müllwerker, der seinen Namen nicht nennen will, wägt seine Worte genau ab: Als 2015/2016 die „Neubürger“, wie er es formuliert, kamen, habe sich der Stadtteil gewandelt. Heute sei er sehr dreckig.

Sperrmüll am Straßenrand

An der Düppelstraße stehen ein altes Sofa, ein kaputter Fernseher und mehrere Einkaufswagen am Straßenrand. Vor allem die Grünflächen rund um Bäume werden offenbar gern als Ablageorte für Müll genutzt.

Doch folgt man etwa der Hermannstraße den Berg hinauf, werden die Häuser kleiner und haben gepflegte Vorgärten; es wird ruhiger, grüner – bürgerlicher. Früher einmal muss es auch im unteren Teil des Stadtteils Altenhagen so gewesen sein. „Damals war es noch schön hier“, sagt eine der über 70-Jährigen.

>>HINTERGRUND: STADTTEIL MIT HISTORIE

  • Altenhagen gilt als ältester Stadtteil. Das Rittergut Altenhagen lag in der Nähe der heutigen Altenhagener Brücke. Hier soll Historikern zufolge die Besiedelung des Stadtgebietes begonnen haben. Spuren aus dieser Zeit finden sich nicht mehr.
  • Altenhagen war Wohnviertel der Industriellen, unter anderem Carl Brandt hatte hier ein Haus.
  • Im zweiten Weltkrieg wurde der Stadtteil vergleichsweise wenig zerstört, viele Gründerzeithäuser sind deshalb erhalten.