Hagen. . In der Langzeitbaustelle auf der A1 bei Hagen wird massenhaft zu schnell gefahren. So mancher Raser kommt trotz Messung ungeschoren davon.

Auf der Autobahn 1 in Hagen wird in bislang ungekanntem Maße zu schnell gefahren. Der neue Laserscanner, mit dem die Polizei seit einigen Monaten Verkehrsteilnehmer im Baustellenbereich zwischen Hagen-West und Haspe ins Visier nimmt, blitzte allein an 17 Tagen im April 7032 Fahrzeuge, die mindestens 21 km/h zu schnell waren. „Es ist einfach erschreckend, wie wenige Autofahrer sich noch an die Vorschriften halten“, zeigt sich selbst Kim Ben Freigang, Sprecher der Autobahnpolizei, betroffen.

In der Baustelle, die noch mehrere Jahre bestehen bleiben wird,dürfen 80 km/h gefahren werden. Angesichts der massenhaften Überschreitung dieser Höchstgeschwindigkeit haben die Ordnungsbehörden kapituliert. Autofahrer, die das erlaubte Tempo nur mäßig überschreiten, also zwischen 81 und 100 km/h fahren, werden häufig nicht per Verwarngeld belangt, weil der Arbeitsaufwand zu groß wäre. Es dürfe sich zwar niemand darauf verlassen, ohne Knöllchen davonzukommen, so Polizeisprecher Freigang. Doch für die Polizei ist es personell nicht zu bewältigen, jede Tempoüberschreitung zu ahnden.

Stadt kassiert Bußgelder

Wer mit 101 km/h oder sogar noch schneller durch die Baustelle rast, muss auf jeden Fall mit Konsequenzen rechnen. Fällig sind dann mindestens 70 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg. Die Bußgelder werden von der Stadt Hagen kassiert, die für die Jahre 2018 und 2019 bereits Mehreinnahmen von 800 000 Euro eingeplant hat. „Wir sind personell gerüstet, um die Fälle zu bearbeiten“, berichtet Thomas Lichtenberg, Leiter des Ordnungsamtes.

Zwei Tote auf A 1

Der April war beileibe kein Ausnahmemonat. Schon im März, obwohl in diesem Monat nur an zwölf Tagen gemessen wurde, registrierte der Laserscanner in der A1-Baustelle 6601 Tempoverstöße im Bereich von 101 km/h und mehr. Das Gerät ist in einen Anhänger eingebaut und soll helfen, die schweren Unfälle auf den Autobahnen rund um Hagen zu senken. Allein zwischen 1. Januar und 31. März ereigneten sich auf A 1, A 45 und A 46 im Hagener Bereich 295 Unfälle, zwei davon mit tödlichem Ausgang (beide auf der A1 in Fahrtrichtung Bremen). 17 Fahrzeuginsassen wurden schwer verletzt, 85 leicht.

Für die zahlreichen Unfälle macht die Polizei nicht zuletzt die Zunahme der Bautätigkeiten auf den Autobahnen verantwortlich. Daraus lässt sich schließen, dass das Risiko, in einen Unfall verwickelt zu werden, auf den Hagener Autobahnen mit ihren vielen Baustellen besonders hoch ist.

>>Hintergrund: 100 000 Fahrzeuge

  • Rund 100 000 Fahrzeuge passieren täglich die Strecke zwischen Hagen-Nord und Haspe.
  • Die Streifenwagen der Autobahnpolizei sind seit gestern auch mit Dashcams ausgerüstet. Damit werden Autofahrer, die Rettungsgassen blockieren, gefilmt.