Dortmund. . Bis vor drei Jahren noch habe er gern gejagt und geangelt, erzählt der Italiener Alfredo Meschi beim Rundgang durch die Ausstellung im Künstlerhaus. Das sei Familientradition, auch sein Vater und Großvater hätten gejagt und geangelt. Es habe ihn Jahre gekostet, diese Gewohnheiten loszuwerden. Das Gute daran, die Liebe zur Natur, habe er behalten, aber das Schlechte, das Jagen und Töten von Tieren, habe er abgelegt. „Ein Veganer“, sagt Meschi, „ist kein Heiliger. Veganismus ist nur ein Weg.“
Bis vor drei Jahren noch habe er gern gejagt und geangelt, erzählt der Italiener Alfredo Meschi beim Rundgang durch die Ausstellung im Künstlerhaus. Das sei Familientradition, auch sein Vater und Großvater hätten gejagt und geangelt. Es habe ihn Jahre gekostet, diese Gewohnheiten loszuwerden. Das Gute daran, die Liebe zur Natur, habe er behalten, aber das Schlechte, das Jagen und Töten von Tieren, habe er abgelegt. „Ein Veganer“, sagt Meschi, „ist kein Heiliger. Veganismus ist nur ein Weg.“
40 000 Tiere pro Sekunde
Eines Tages nahm er einen Straßenhund bei sich auf. Er betrachtete den Hund als Teil seiner Familie. „Irgendwann wurde mir klar, dass mein Hund genauso ein Lebewesen ist wie die Kuh, die wir essen“, sagt Meschi. Von diesem Tag an habe er vegan gelebt, konsequent und ohne Zweifel. Meschi arbeitete weiter als Theatermacher, Theaterpädagoge, Autor und Bildhauer auf Sardinien. Doch seine Kunst wurde politischer. Er begann sich zu informieren über Veganismus und über die Umstände der weltweiten Massentierhaltung.
So las er zum Beispiel, dass, zurückhaltend geschätzt, während der Dauer eines Wimpernschlags (eine Zehntelsekunde) weltweit 220 Landtiere getötet werden. Pro Sekunde sind es, die Fische mitgerechnet, insgesamt 40 000 Tiere. Diese Zahl ließ ihn nicht mehr los. Vor anderthalb Jahren traf er die Entscheidung, sich tätowieren zu lassen: 40 000 kleine „x“-Zeichen, eines für jedes Tier, dass pro Sekunde getötet wird. „Ich wollte diese Zahl auf meiner Haut einfrieren“, sagt er. Seitdem, sagt er, seien schon 300 Menschen weltweit seinem Beispiel gefolgt.
Sein Ohranhänger, das gelbe Plastikschild, habe früher einer Kuh gehört. Diese Kuh sei von der Polizei konfisziert worden, weil ihr Halter sie misshandelt habe. Jetzt lebe die Kuh in einer Art Altenheim für Kühe, und es gehe ihr gut. Tierschützer hätten ihm das Markierungsschild der Kuh geschenkt, seitdem trage er das. Für seine Tätowierungen werde er sehr oft beleidigt, sagt Meschi, aber das geschehe nur im Internet. Er werde auch oft in der physischen Welt auf seine Tätowierungen angesprochen, aber da seien die Menschen bisher immer freundlich und interessiert gewesen.
Das Plastikschild trage er, damit er auch im Winter angesprochen werde, wenn die Tätowierungen unter dicker Kleidung versteckt sind. Normalerweise trage er im rechten Ohr auch einen ständigen Anhänger: einen großen Angelhaken. Aber den habe er beim Hinflug nach Dortmund nicht mit an Bord nehmen dürfen. „Der war Ryanair wohl zu lang und spitz.“
Die Ausstellung „I Wanna Be Your Dog II“ im Künstlerhaus stellt ausschließlich Werke aus, die sich mit der Frage unserer Ernährung auseinandersetzen und mit den Folgen für die Tierwelt. Die Werke sind höchst unterschiedlich. Manche sind witzig, andere ernst, wieder andere böse. Doch ihr gemeinsames Thema hilft den Besuchern der Ausstellung, zu jedem Werk schneller einen Zugang und einen Verständnisansatz zu finden, als das bei vielen anderen zeitgenössischen Werken der Fall ist.
Den Kuratoren Barbara Koch und Marco Wittkowski ist es wichtig, dass diese Ausstellung nicht dogmatisch ist. Jeder ist willkommen, und auch für die beteiligten Künstler war es keine Voraussetzung, vegan zu leben.
Es gehe ihnen, sagen Koch und Wittkowski, darum, Fragen zu stellen. Die Ausstellung soll Anregung sein, über die Auswirkung der eigenen Ernährung und der eigenen Art zu leben nachzudenken.