Hagen.. Das Landgericht Hagen verurteilte einen Räuber zu einer langen Haftstrafe. Sein Opfer - eine Juwelierein - schwebte zeitweise in akuter Lebensgefahr.

Sie kann sich bis heute nicht an die brutalen Schläge erinnern. Nachdem eine Kundin die damals 77 Jahre alte Frau blutüberströmt und bewusstlos in ihrem Juweliergeschäft in Hagen fand und ­Rettungssanitäter sie auf die Intensivstation eines Krankenhauses ­gebracht hatten, stellten Ärzte schwere Kopfverletzungen und akute Lebensgefahr fest. Der Peiniger der Goldschmiedin, ein heute 36 Jahre alter Serbe, wurde gestern vom Landgericht Hagen zu einer achtjährigen Freiheitsstrafe wegen besonders schweren Raubes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung ­verurteilt. Weil er wegen einer ­ähnlicher Tat bereits in Hamburg acht Jahre aufgebrummt bekommen hatte, legte das Hagener Schwurgericht eine Gesamt­freiheitsstrafe von zwölf Jahren fest.

Name des Komplizen nicht genannt

Der Raubüberfall im August 2016 hatte wegen des brutalen ­Vorgehens und der hohen Beute bundesweit Schlagzeilen gemacht. Der Angeklagte und ein mut­maß­licher Komplize - dessen Name der 36-Jährige im Prozess nicht ­nennen wollte - hatten den ­Juwelierladen verwüstet und handge­fertigten Goldschmuck im Wert von 300 000 Euro erbeutet. Nach einem Hinweis des „Internatio­nalen Juwelier-Warndienstes“ - Inhaber ist der Hagener Martin ­Winckel -, der Parallelen zum Überfall auf eine Goldschmiede auf der vornehmen Hamburger Rothenbaumchaussee im ­Dezember 2016 erkannte, führte ein DNA-Abgleich die eigens ­eingerichtete zehnköpfige ­Ermittlungskommission auf die Spur des Mannes vom Balkan.

In der U-Bahn festgenommen

Der 36-Jährige sitzt derzeit in einer Justizvollzugsanstalt in Norddeutschland ein. Er war kurz nach der Tat in der Hansestadt zusammen mit einem ­­Mit­täter in einer U-Bahn fest­ge­nommen worden. Die Polizei fand bei ihren Ermittlungen bislang keine Hinweise ­darauf, dass der 27 Jahre alte ­Begleiter auch im August 2016 in Hagen straffällig geworden war.

Der brutale Überfall hängt dem Opfer auch fast zwei Jahre nach der Tat nach. „Ich bin vorsichtiger geworden“, sagte die Geschäftsfrau im Zeugenstand vor dem Hagener Schwurgericht, „ich drehe mich häufiger um.“ Der 36-jährige Serbe hatte den Raub und die brutale Misshandlung beim Prozessauftakt über seinen Rechtsanwalt Jens Klein (Heidelberg) eingeräumt. Dass er den Tod der Ladenbesitzerin einkalkuliert hat, bestritt er allerdings. Im Laufe der Hauptverhandlung war der ursprüngliche Tatvorwurf - „versuchter Habgier- und Ermöglichungs- oder Verdeckungsmord in Tateinheit mit schwerem Raub und gefährlicher Körperverletzung“ fallen gelassen worden. Das Gericht konnte dem Serben eine Tötungsabsicht nicht nachweisen.

Im Prozess hatte sich der einschlägig vorbestrafte Angeklagte über seinen Verteidiger bei der betagten Goldschmiedin entschuldigen wollen. Deren kurze wie unmissverständliche Antwort: „Nein. Kein Interesse.“