Hagen. . Oliver Trelenberg ist trockener Alkoholiker. Er litt an Kehlkopfkrebs, an Depressionen und Zwangsstörungen. Und doch gibt er Menschen Hoffnung.

Oliver Trelenberg (52) hat viel durchgemacht. Er war alkoholsüchtig, litt an Zwangsstörungen und war krebskrank. „Mein Lebensweg war desolat“, sagt er, „der Alltag geprägt von Depressionen.“ Dann entdeckte er das Fahrradfahren für sich, vor drei Jahren radelte er erstmals durch Deutschland für den guten Zweck und legte für ihn unglaubliche 4560 Kilometer zurück. „Ich präsentiere keine Leistung, ich will meine Lebenszeit sinnvoll nutzen“, sagt er.

Immer eine Chance, eine Hoffnung

Am 14. Mai geht Trelenberg mit seinem Projekt „Oli radelt“ unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Erik O. Schulz wieder auf Tour. Von Stuttgart nach Berlin führt diesmal die 50-tägige Reise, auf der er Geld sammeln will für den Wünschewagen des Arbeiter-Samariterbundes, der sterbenskranken Menschen einen letzten Wunsch erfüllt. In den letzten beiden Jahren, als er noch für den Verein „Engel mit Herz“, der Krebspatienten Urlaube finanziert, radelte, trug Trelenberg 13239 Euro zusammen. „Seine Ausstrahlung macht Menschen Mut, die ein Päckchen zu tragen haben“, sagt OB Schulz voller Respekt für Trelenbergs Lebenswende: „Er zeigt uns, dass es immer noch eine Chance gibt, immer noch Hoffnung.“

Schulz hat im Vorfeld der Tour 43 andere Stadtoberhäupter entlang der Strecke angeschrieben und um Spenden und kostenfreie Übernachtungen für den Radler aus Hagen gebeten. 30 haben bereits geantwortet, erst gestern sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihre Unterstützung zu. Wird ihm kein Zimmer zur Verfügung gestellt, zahlt Trelenberg Kost und Logis aus eigener Tasche – die Spendengelder gehen zu 100 Prozent an den guten Zweck.

Seit 15 Jahren trocken

Mittlerweile ist der Mutmacher aus Hagen ein gefragter Redner in Selbsthilfegruppen und Kliniken, während seiner Tour wird er einen Vortrag beim Verein für psychische Selbsthilfe in Geesthacht halten. Seit 15 Jahren sei er jetzt trockener Alkoholiker, sagt er offen: „Ich lebe bewusst bescheiden und isoliert. Ich habe keinen Freundeskreis, denn sonst bestände die Gefahr, dass ich rückfällig werde.“

Sein Rad ist sein Leben. Ins Fitnessstudio kann er nicht mehr gehen, weil ihm die Muskelanspannung seit seiner Kehlkopfkrebserkrankung vor fünf Jahren die Kehle zuschnürt. „Ohne mein Rad ist wirklich nicht viel los mit mir“, sagt Oliver Trelenberg und verkennt, dass er für Menschen, die ein Päckchen zu tragen haben, zum Mutmacher geworden ist.

>>Hintergrund: Tour über 2500 Kilometer

  • Die Tour von Oliver Trelenberg startet am 15. Mai in Stuttgart und führt über 2500 Kilometer bis Berlin. Es handelt sich um seine vierte Spendenradeltour.
  • Am 30. Juni wird ihn die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kolak am Brandenburger Tor begrüßen. Unterwegs empfangen ihn zahlreiche Bürgermeister.