Hagen. . In Hagen taucht aktuell bei jedem größeren Immobiliengeschäft sein Name auf. Aber wer ist eigentlich Udo Krollmann? Ein Annäherungsversuch.

Sein Name schleicht sich zunehmend ins Stadtbild und sickert in die Köpfe der Hagener. Mit Augenmaß, aber dennoch offensiv investiert er sein Geld in markante Immobilien in der Hagener Innenstadt, um Attraktives zu erschaffen. Über seine finanziellen Möglichkeiten spricht er dabei nur zurückhaltend. Seinen Kontostand beschreibt er mit einem verschmitzten Grinsen in den Mundwinkeln und einem gehörigen Schuss Understatement als „ausreichend“.

Ansonsten agiert er durchaus extrovertiert, hat keine Berührungsängste mit dem großen Auftritt. Als Förderer von Sport und Kultur sucht Udo Krollmann mit seiner gleichnamigen Unternehmensgruppe seit ein paar Monaten in Hagen gerne die große Bühne. Für die örtliche Dependance seines Geflechts aus Investitionsgesellschaften mit Hauptsitz in der Hauptstadt erwarb er die ehemalige Enervie-Zentrale an der Körnerstraße. Dieser verpasste er ganz unbescheiden das Türschild „Kö 40“ und platzierte seinen Schreibtisch in einem verlassenen, aber weiterhin gediegenen Vorstandsbüro mit Blick auf die Sparkasse.

Tellerwäscher-Karriere

Der Immobilienkaufmann aus ursprünglich bescheidenen Verhältnissen hat es geschafft: Seine Lebensgeschichte, die keineswegs immer steil nach oben führte, erinnert an die klassische Karriere eines amerikanischen Selfmademan, der ganz ohne Rückenwind einer Elite-Uni als Tellerwäscher startete. Zum Spaziergang über den Drei-Türme-Weg fährt der Unternehmer, dessen Wanderleidenschaft längst verschüttet ist, im tiefschwarzen Luxus-Porsche vor. Mit dessen unbändiger Motorkraft ließe sich die Strecke locker in 90 Sekunden bewältigen.

Lange Fußwege sind nicht gerade Udo Krollmanns größte Leidenschaft. Der ehemalige Autohändler liebt es, sich in schicken, PS-starken Karossen zu bewegen. Auf Einladung von WP-Redakteur Martin Weiske macht er eine Ausnahme.
Lange Fußwege sind nicht gerade Udo Krollmanns größte Leidenschaft. Der ehemalige Autohändler liebt es, sich in schicken, PS-starken Karossen zu bewegen. Auf Einladung von WP-Redakteur Martin Weiske macht er eine Ausnahme.

Am Fuße des Bismarckturms kommen sofort Kindheitserinnerungen hoch. Geboren in Mönchengladbach verbrachte Krollmann ab dem dritten Lebensjahr seine Jugend in Hagen. Seinen Eltern gelang es in den frühen 50er-Jahren, eine 65-Quadratmeter-Wohnung in einem der ersten Wiederaufbauhäuser in der Mittelstraße zu ergattern. Potthof- und Volmepark sowie die verbliebenen Weltkriegsruinen mit Munitionshinterlassenschaften waren seine Spielreviere, Eickert- und Kaufmannsschule die klassischen Bildungsstationen. „Die Lehrer meinten immer, ich sei der freundlichste faule Schüler gewesen, den sie je gehabt hätten. Doch das meiste hat mich letztlich das Leben gelehrt, weil ich immer gut zugehört habe.“

Seine ersten beruflichen Schritte führten ihn als Auszubildenden zu einem Lebensmittelhändler. „Dort habe ich 50 Mark verdient und durfte dafür immer freitags seinen wunderbaren Mercedes waschen.“ Eine erste Liebe zum Automobil war geweckt, die sein weiteres Leben prägen sollte. Krollmann wechselte zur „Selbstfahrer Union“ in Hagen und fand so den Einstieg in die Mietwagen-Zunft. 1961 machte er sich mit einem Partner mit einer Autovermietung selbstständig und hatte damit die Branche seines Herzens gefunden. Seine besondere Passion gehörte schon damals kostspieligen Edel-Limousinen, die er interessierten Kunden aus der gesamten Region offerierte. Ein Auto-Segment, das ihm schillernde Kontakte bescherte, aber letztlich im Preiskrieg mit bundesweit agierenden Autovermietungsketten nach drei Jahrzehnten nicht mehr rentabel erschien.

Gehversuche in der Gastronomie

Parallel dazu investierte Krollmann erstes Geld in Immobilien in Gevelsberg. „Das lief sehr gut, und so habe ich in Hagen weitere Häuser gekauft“, kann der Kaufmann noch heute die meisten Adressen aus dem Kopf aufzählen. Aber auch in der Gastronomie startete er seit den 70er-Jahren erste Gehversuche. Eine Cocktailbar in der Kampstraße gehörte ebenso zu seinem Geschäftsideen wie die „Island“-Diskothek an der Hindenburgstraße. „Das hatte mit Startschwierigkeiten begonnen, lief dann aber lange Zeit hervorragend.“ Die Hagener Partyszene – und nicht nur die – ging dort ein und aus. Internationale DJs machten den Treff zu einer bevorzugten Adresse für Feierwütige, aber auch leichte Mädchen und schwere Jungs.

Dennoch war der quirlige Charmeur seinerzeit keineswegs der größte Liebling der Kreditinstitute. Die oft schleppenden Einnahmen der Autovermietungen führten dazu, dass bei Feierlichkeiten auf großem Fuße schon mal ein stattlicher Deckel offen blieb. Milieu-Größe Jürgen Medenbach, Krollmanns Wohnungsvermieter und Freund aus Kindertagen, musste gelegentlich nachdrücklich die monatlichen Raten einfordern, und nervös gewordene Banker regten mit feuchten Händen zu Beginn der 2000er-Jahre an, er möge doch bitte einmal ein paar Immobilien abstoßen, um die bedrohlich wirkenden Kontostände gerade zu ziehen. „Da haben wir in Hagen innerhalb von drei Monaten für 15 Millionen D-Mark Häuser verkauft.“

Erfolg in den neuen Bundesländern

Im Rahmen dieser Geschäfte knüpfte der Kaufmann Kontakte zu einem Juristen aus Frankfurt, der den Hagener auf das in seinen Augen weitaus spannende Berliner Immobilien-Parkett lotste. „Das war der Start in eine äußerst interessante Zeit. Wir sind seitdem in den neuen Bundesländern stark vertreten“, rattert Krollmann ohne Atempause die wesentlichen Standorte seines Engagements herunter und lässt kaum eine größere Örtlichkeit in Ostdeutschland aus.

Sein Erfolgsrezept? „Viel Enthusiasmus und Risikobereitschaft. Umsatz kommt nur durch Einsatz“, schiebt er noch eine vermeintliche Phrase nach, die allerdings bis heute als sein Lebensmotto dient. Ein Beispiel gefällig: Mit einer seiner ungezählten Gesellschaften hat Krollmann beispielsweise 1200 Wohnungen in der Lausitz erworben, ein Viertel davon abgerissen, den Rest saniert und dann mit angemessenem Gewinn weiterverkauft. Seine Bilanz: „Wir waren sehr zufrieden.“

Angebote für Großstädter

Ebenfalls spannend das aktuelle Projekt in Wittenberge auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg. Jeweils 55 ICE-Minuten von den beiden Metropolen entfernt hat Krollmann im Herzen der Gemeinde einen kompletten Platz erworben, um hochwertig modernisierten Mietwohnraum zu bezahlbaren Preisen anbieten zu können. Und das in einer zeitlichen Distanz zu Kurfürstendamm und Elbchaussee, wie sie für Rushhour-geplagte Großstadt-Arbeitnehmer zum Alltag gehört – dafür jedoch deutlich günstiger. Obwohl noch nicht fertig, übersteigt die Nachfrage längst das Angebot.

Als sein Geschäftspartner Firedhelm Sodenkamp ermordet wurde, setzte Udo Krollmann eine Belohnung von 100 000 Euro aus.
Als sein Geschäftspartner Firedhelm Sodenkamp ermordet wurde, setzte Udo Krollmann eine Belohnung von 100 000 Euro aus. © Michael Kleinrensing

Begleitet hat den zeitlos wirkenden 70-Jährigen mit inzwischen imposanter Bonität bei seinen Aktivitäten lange Jahre der rotlichtschillernde Jurist Friedhelm Sodenkamp, der 2008 Opfer eines brutalen Auftragsmordes am Spreeufer wurde. Wer den Namen Krollmann googelt, stolpert bis heute unweigerlich über diesen Halbwelt-Krimi. „Ich war der Reeder, er der Kapitän“, beschreibt der Immobilien-Kaufmann heute das Miteinander mit seinem Trauzeugen, dem er schon seit Autovermietungstagen vertraute. Für die Ergreifung der Täter setzte er 100 000 Euro Belohnung aus. „Ich habe ein Leben geführt, das außerordentlich bewegt war“, blickt Krollmann mit großer Gelassenheit auf die vergangenen Jahrzehnte zurück. Aber er legt Wert darauf, dass seine Weste weiß sei und viele Histörchen aus seiner Vita unter Legendenbildung abzuheften seien.

Heute widmet Krollmann einen Großteil seiner unternehmerischen Leidenschaft der Verwandlung des Marien-Hospitals in eine niveauvolle Wohnresidenz. „Das ist von der Lage her eines der markantesten Objekte in der Hagener Innenstadt.“ In der Hauptstadt seien die Preise inzwischen so explodiert, „dass für einen Investor meiner bescheidenen Größenordnung kaum noch Entwicklungsspielraum bleibt“, begründet Krollmann die teilweise Rückkehr zu seinen unternehmerischen Wurzeln auch mit den schwierigen lokalpolitischen Verhältnissen in Berlin.

Dabei richtet der Heimatverbundene seinen Fokus gezielt auf den Hagener Wohnungsmarkt mit besonderen Ausstattungsvarianten. „Das macht mir auch persönlich Spaß. Ich möchte mich in einer Stadt bewegen, in der ich noch Highlights und nicht bloß Zweckbauten habe.“ Das Logo „Krollmann-Gruppe“ möchte er als Synonym für „Wohnen in angenehmer Atmosphäre und guten Lagen“ etablieren, greift er rhetorisch tief in die Marketing-Schublade.

Udo Krollmann erläutert WP-Redakteur Martin Weiske nicht bloß seine geschäftlichen Visionen, sondern auch seine Ideen für seine Nachfolge.
Udo Krollmann erläutert WP-Redakteur Martin Weiske nicht bloß seine geschäftlichen Visionen, sondern auch seine Ideen für seine Nachfolge. © M. Kleinrensing

Aus diesen Visionen zieht er bis heute die Energie, die Geschäfte – begleitet von seinen im Unternehmen ebenfalls engagierten vier Söhnen – weiter persönlich zu führen und seinen Wohlstand nicht ausschließlich an sonnigen Gestaden zu genießen. Zumal der Berufsoptimist den mutigen Traum verfolgt, 112 Jahre alt zu werden. Aber auch die Weltstädte rund um den Erdball üben aufgrund ihrer futuristischen Architektur und der damit einhergehenden Inspiration auf Krollmann eine besondere Faszination und Anziehungskraft aus. Gewonnene Eindrücke und Erkenntnisse, die in die Gestaltung seiner Projekte einfließen. Demnächst will er wieder häufiger auf Reisen gehen – einerseits auf der Suche nach wohliger Wärme, aber auch nach Genuss und anregenden Ideen.

Parken in der zweiten Reihe

Als wir den Parkplatz am Goldberg wieder vor Augen haben, erzählt der Autoliebhaber noch, dass er in Berlin keineswegs Porsche fahre, sondern sich lieber mit seinem Mercedes-Maybach über die breiten Boulevards bewege. Eine Edel-Limousine mit hohem Gaffer-Faktor bringe neben unvergleichlichem Komfort den unschätzbaren Vorteil mit sich, dass man in der Hauptstadt auch mal in der zweiten Reihe parken könne – Politessen machten einen respektvollen Bogen um eine solche Karosse.

>>HINTERGRUND: ZENTRALE IN BERLIN