Haspe. . Der eskalierende Streit zwischen Hasper Lachszüchtern und Mark-E ist vorerst auf Eis gelegt. Jetzt soll an Mediator in dem Konflikt schlichten.

Im schwelenden Konflikt zwischen den Lachszüchtern an der Hasper Talsperre und dem Trinkwasserversorger Mark-E ist eine weitere Eskalation vorläufig gestoppt worden. Das Unternehmen hat nach den Appellen aus der Politik zunächst darauf verzichtet, den Rohwasserzufluss für die Fischzuchtanlagen weiter zu drosseln.

Zuletzt hatte das kommunal getragene Unternehmen angekündigt, künftig lediglich noch zwei Liter/Sekunde aus dem Stausee abgeben zu wollen – entsprechend ist es mit dem Zuchtverein vertraglich geregelt. Inzwischen nutzen die Lachsfreunde, deren Anlagen in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen sind, jedoch acht Liter/Sekunde, und Mark-E sieht aufgrund des Mehrverbrauchs die Trinkwasserversorgung der Hagener gefährdet.

Zwei-Liter-Limit unterschrieben

Die Lachszüchter hatten sich einst auf das Zwei-Liter-Limit eingelassen, weil damals unter anderem vom Land in Aussicht gestellt wurde, das Öko-Projekt, das der Wiederansiedlung des Fischs in europäischen Gewässern dient, mit Mitteln für eine Wasserkreislaufanlage subventionieren zu wollen. Doch diese Gelder, so der Vereinsvorsitzende Rainer Hagemeyer, sind in erforderlicher Höhe bis heute nicht geflossen: „Ohne eine ausreichende Wasserversorgung aus der Talsperre können wir das Projekt nicht mehr wirtschaftlich betreiben.“

Momentan fließt das Rohwasser noch in ausreichenden Mengen aus der Talsperre in die Zuchtstation, so dass die nächste Lachsgeneration sicher aufwachsen kann.
Momentan fließt das Rohwasser noch in ausreichenden Mengen aus der Talsperre in die Zuchtstation, so dass die nächste Lachsgeneration sicher aufwachsen kann.

Gleichzeitig vertritt Hagemeyer die These, dass bei einem Zufluss von acht Millionen Kubikmetern pro Jahr ins Hasper Bachtal die etwa 250 000 Kubikmeter für die Lachse nicht nennenswert ins Gewicht fallen. Bei etwa 1000 Millimetern Niederschlag alljährlich im Sauerland sei die Entnahme für die Lachszucht gar nicht wahrnehmbar.

Daher appellieren die Züchter an die Stadt Hagen, das Hasper Projekt weitaus offensiver in den Fokus des Stadtmarketings zu rücken. „Das Interesse aus ganz Europa ist hoch, auch der Chef des Ruhrverbandes wird bald unser Gast sein – warum nutzt man unsere Bemühungen nicht für das Image der Stadt?“ rätselt der Vorsitzende.

Zwei Kandidaten im Blick

Für neue Einsichten soll jetzt ein Mediationsverfahren zwischen den streitenden Protagonisten sorgen. Dabei steht vor allem die Frage im Mittelpunkt, ob die jetzige Rohwasserabgabe an die Lachszuchtstation tatsächlich die Trinkwasserversorgung in Hagen gefährden könnte.

Immerhin hat Mark-E aus dieser Sorge heraus zuletzt mit Gebührengeldern der Kunden für knapp 40 000 Euro Mess- und Regeltechnik montiert, um dem Verein kontrolliert das Wasser abdrehen zu können. Diese drastische Maßnahme wurde bis zum Abschluss der Mediation zunächst ausgesetzt.

Oberbürgermeister schlägt Mediator vor

„Natürlich respektieren wir den Wunsch, uns einem solchen Verfahren zu stellen“, sagt Mark-E-Sprecher Uwe Reuter zu, dass sein Unternehmen dort alle Argumente auf den Tisch legen werde. Aktuell liegt der Ball aber noch bei Aufsichtsratschef und Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der einen geeigneten Mediator vorschlagen möchte.

Nach Informationen dieser Zeitung sind der ehemalige Hagener Superintendent Bernd Becker sowie der Kommunalberater Jens Stachowitz, der schon in Hohenlimburg beim Streit um die Amprion-Stromtrasse als Vermittler unterwegs war, potenzielle Kandidaten.

Zum Auftakt der Gespräche möchte Schulz nach den Osterferien die Repräsentanten der Konfliktparteien auf eine konstruktive Kompromisslösung einstimmen. Bis zum Abschluss des Verfahrens wächst die nächste Hasper Lachsgeneration in den grünen Bottichen mit noch genügend frischem Nass und damit ungefährdet heran.

<<HINTERGRUND: KEINE MINDESTABGABE

  • Die europäische Wasserrahmenrichtlinie schreibt den Betreibern von Talsperren eine Wassermindestabgabe vor, die diese in die angrenzenden Gewässer abfließen lassen müssen. Das Wasser, das die Lachszüchter nutzen und im Anschluss in den Hasper Bach abfließen lassen, entspricht nicht einmal zur Hälfte diesem heutigen Wasserführungsgebot.
  • Allerdings genießt die Mark-E als Betreiber der Hasper Talsperre ein Sonderprivileg aus dem Jahr 1904. Dieses besagt, keinen einzigen Tropfen an den Hasper Bach abgeben zu müssen. Das Wasser für den Fischzuchtverein ist somit – selbst mit der Menge unter den heutigen Mindeststandards – eine reine Goodwill-Geste des Versorgers.