Hagen. . Bis zum Sommer kann es in Hagen mit Kita-Plätzen eng werden: Die Stadt prüft die Errichtung eines Not-Angebots für einen begrenzten Zeitraum.
Der Zustrom in die Hagener Kindertagesstätten bleibt ungebrochen hoch. Aktuell kann die Stadt Hagen noch nicht versprechen, dass im Sommer zum Kita-Jahr 2018/19 tatsächlich alle Mädchen und Jungen, deren Eltern einen Platz suchen, auch versorgt werden können.
„Planerisch haben wir im Sommer 650 Plätze zu wenig“, bestätigt Reinhard Goldbach, Leiter des Fachbereichs Jugend und Soziales. Davon hätten 350 Mütter und Väter ihren Rechtsanspruch geltend gemacht. 150 Kindern können voraussichtlich in Tages- und Großtagespflegestellen untergebracht werden, für die übrigen 200 Sprösslinge muss noch eine Lösung gefunden werden.
Provisorium in der Innenstadt
Goldbach schließt daher die übergangsweise Einrichtung einer Not-Kita nicht aus. Die Verwaltung habe dazu für einen begrenzten Zeitraum von zwei bis drei Jahren eine bereits bestehenden Immobilie im Fokus. „Aktuell werden dafür die baurechtlichen Fragen geprüft“, möchte der Fachbereichsleiter den exakten Standort noch nicht verraten.
Allerdings handele es sich um ein zentral gelegenes Objekt, um die Unterversorgung in alle Himmelsrichtungen abdecken zu können. Sollte diese Übergangslösung nicht zustande komme, hat die Stadt als Alternative noch einem Freifläche im Auge, auf der sich für einen begrenzten Zeitraum ein Containerdorf errichten lässt.
Aufstockung mit Sondergenehmigung
Parallel dazu werden mit Sondergenehmigungen in den bereits bestehenden Einrichtungen noch weitere Kinder über den Maximalschlüssel hinaus aufgenommen, um den anhaltenden Zustrom abzufedern. Vorzugsweise durch Zuwanderer und Flüchtlinge sind in den vergangenen Jahren deutlich mehr Kinder in die Hagener Kitas geströmt als in den Vorjahren.
Diese Welle versuchen die kommunalen Einrichtungen Seite an Seite mit den kirchlichen Trägern, aber auch den bestehenden Elterninitiativen abzufangen. „Wir brauchen 40 Gruppen, also etwa zehn weitere Kitas“, fasst Goldbach die Situation zusammen.
Neue Standorte sind fast fertig
Ein Mosaikstein in dieser Investitionsoffensive ist die neue Kindertagesstätte in der Kochstraße in Altenhagen (Johanniter), die im August ans Netz gehen soll. Zum gleichen Zeitpunkt könnte auch die Einrichtung im Volmepark realisiert sein. Im Schatten des Ricarda-Huch-Gymnasiums findet sich derzeit zwar lediglich eine Bodenplatte, doch während der Osterferienwochen sind bereits Tieflader angekündigt, die die vorgefertigten Bauteile über den Schulhof anliefern. Im Anschluss folgt lediglich noch der Innenausbau, der dann während der Sommermonate abgeschlossen werden soll.
Zum Kindergartenjahr 2019/20 folgen dann auch noch die Kitas in der Königstraße in Altenhagen (AWO) sowie die städtische Einrichtung in der Martin-Luther-Straße, wo das ehemalige Gotteshaus umgebaut wird. Zudem hofft Goldbach, dass möglichst schnell die sogar sechszügig angedachte Kita der GWG in Wehringhausen (Block 1) während des 2019er-Kindergartenjahres fertig wird, um weiteren Druck vom Kessel zu nehmen.
Viele Einrichtungen sind in die Jahre gekommen
Sorge, dass in Hagen in Kürze sogar zu viele Kita-Plätze zur Verfügung stehen könnten, weil ja mittelfristig weiterhin ein Schrumpfen der Bevölkerung vorhergesagt wird, hegt Fachbereichsleiter Goldbach nicht. Zum einen sei durch den zunehmenden Migrantenanteil in Hagen die Geburtenrate in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. Zum anderen seien bei allen Trägern zahlreiche Einrichtungen inzwischen so in die Jahre gekommen, dass sie den modernen Ansprüchen nicht mehr genügten und eine Renovierung nicht mehr wirtschaftlich erscheine.
>>HINTERGRUND: ZUWANDERER STRÖMEN
- Insgesamt gibt es seit Ende 2014 exakt 2287 Kinder unter sechs Jahren aus Zuwanderer- und Flüchtlingsfamilien, die zusätzlich in das Hagener Kita-System gekommen sind. Davon stammen 60 Prozent aus Zuwandererfamilien.
- 62 Prozent dieser Kinder leben in der Innenstadt, Altenhagen und Wehringhausen (Stadtbezirk Mitte 67 Prozent), im Stadtbezirk Haspe sind es 14 Prozent und in Hohenlimburg 3 Prozent.
- Die meisten Zuwanderer stammen aus Rumänien, Bulgarien und in letzter Zeit vermehrt aus Polen. Bei den Flüchtlingsfamilien sind es in erster Linie nach wie vor Syrer.