Haßley. . Nicht nur die Menschen entlang der A 1 leiden unter dem permanenten Autobahnlärm, auch entlang der Sauerlandlinie nimmt das Brausen zu.
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Von seinem Wohnzimmer aus hat Günter Wachenfeld durch ein großes Glasportal direkten Zugang zum Garten mit der Terrasse. Doch sobald er die Schiebetür öffnet und einen Fuß nach draußen setzt, schlägt ihm ein permanentes Rauschen und Tosen entgegen. Wachenfeld kann nicht sehen, woher das Dröhnen stammt, die A 45 liegt hinter einem Wäldchen verborgen, aber die Autobahn macht sein Leben zur Qual: „Ich schlafe verdammt schlecht. Und in letzter Zeit schlafe ich immer schlechter.“
Fehlender Lärmschutz
Wachenfeld wohnt in Haßley, vor 43 Jahren, als der Verkehr noch maßvolle Dimensionen hatte und Staus nicht die Regel, sondern die Ausnahme waren, hat er sein Häuschen an der Raiffeisenstraße gebaut: „Damals fuhren längst nicht so viele Autos vorbei, vor allem nicht so viele Laster.“
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Die Sauerlandlinie liegt zwar rund 300 Meter weit weg, doch die Topographie des Geländes und der fehlende Lärmschutz ebnen dem Schall den direkten Weg nach Haßley. „Nicht überall im Ort ist es so laut wie an der Raiffeisenstraße, doch im ganzen Ort ist stets ein eintöniges Rauschen zu vernehmen“, sagt Fritz Elsner (77).
Es ist eben nicht nur der von der A 1 bei Vorhalle und Bathey ausgehende Lärm dafür verantwortlich, dass Hagen das zweifelhafte Prädikat als lauteste Stadt im Ruhrgebiet genießt. Auch in Haßley und anderen Bereichen im Einzugsgebiet der A 45 hat die Lärmbelästigung unerträgliche Ausmaße erreicht. Da die Planfeststellungsverfahren zum Autobahnausbau längst abgeschlossen sind, haben die betroffenen Anwohner kaum Möglichkeiten, gegen den Geräuschpegel vorzugehen; der Klageweg ist in der Regel ausgeschlossen.
Neubau der Talbrücken
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Jetzt hoffen die Anlieger, dass die Verkehrsbehörden im Zuge des Ausbaus der Sauerlandlinie weitergehenden Lärmschutz veranlassen. Doch zumindest beim Neubau der Talbrücken Kattenohl und Brunsbecke, der in den kommenden fünf Jahren vonstatten gehen soll, seien bis auf Lärm mindernden Gussasphalt keine Maßnahmen geplant, berichtet Michael Neumann, Projektleiter beim Landesbetrieb Straßen NRW: „Wir orientieren uns an klaren Regelungen wie dem Bundesimmissionsschutzgesetz. Wenn Lärmschutz vorgeschrieben ist, setzen wir ihn auch um.“
Möglicherweise würden daher beim weiteren Ausbau der A 45 zwischen Autobahnkreuz Hagen und Hagen-Süd Schallschutzwände errichtet: „Es existieren aber noch keine lärmschutztechnischen Berechnungen. Das ist Zukunftsmusik, wir reden dann von den Jahren 2028 bis 2030.“
Lärm schadet der Gesundheit
So lange wollen die lärmgeplagten Anwohner nicht warten. Unterstützung erhalten sie vom Hagener Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg, der den Chef des Landesbetriebs, Ludger Siebert, zu einem Ortstermin nach Haßley eingeladen hat: „Ständiger Lärm schadet der Gesundheit viel stärker als bislang angenommen. Was das angeht, besitzt Hagen ein trauriges Alleinstellungsmerkmal.“
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Auch wenn er es nicht beweisen kann: Günter Wachenfeld ist überzeugt, dass es der Autobahnlärm ist, der ihn so schlecht schlafen lässt. Im Garten flüchtet er sich bisweilen in den Lärmschatten der Laube, die immerhin so viel Schutz bietet, dass man sich in normaler Lautstärke unterhalten kann: „Aber viel bringt das nicht.“
Und schließlich mag er sich bei schönem Wetter nicht den ganzen Tag hinter der Laube verstecken.