Zurstrasse. . „Ein bisschen bekloppt muss man schon sein“, sagt Schreiner Thomas Droste aus Breckerfeld. Er und seine Frau sind Landwirte im Nebenerwerb.
Die Mistgabel sticht er von oben in das Futter. Wieder und immer wieder. Die wiederkäuende Herde hat schließlich Kohldampf. WDR 2 tönt aus dem Radio. Erst Musik, dann Nachrichten. Für Thomas Droste, den Landwirt, der im wirklichen Leben auch noch Schreiner ist, und für seine Kühe.
17.30 Uhr – das ist die Zeit, um die der Arbeitstag vorbei ist für jemanden, der bereits um 7 Uhr in der Werkstatt gestanden hat. Es ist die Phase, in der man sich darauf freut, mit dem Kindern über den Tag zu plaudern, mal die Füße auf dem Sofa hochzulegen, vielleicht den Kronkorken einer Flache Bier ploppen zu hören. Prost.
Geburtshelfer im Rinderstall
Metzger zerlegt die Rinder auf dem Hof
Sabine und Thomas Droste züchten Rinder der Rasse Limusin. Aktuell haben sie 32 Tiere plus zehn Kälber.
Geschlachtet werden die Tiere im Alter von eineinhalb bis zwei Jahren bei einem biozertifizierten Landschlachthof in Wipperfürth.
Zu diesem Zeitpunkt haben sie ein Gewicht, das zwischen 300 und 350 Kilogramm liegt.
Thomas Droste fährt die Tiere selbst zum Schlachthof, dann hängen sie acht bis zehn Tage ab und werden auf dem Bauernhof von einem Metzger zerlegt.
Thomas Droste (44), Nebenerwerbslandwirt, steht im Stall. Am Nachmittag, manchmal noch am frühen Abend und jeden Morgen. Er versorgt die Tiere, schaut nach dem Rechten, hilft Kälbchen auf diese Welt. Er sitzt auf dem Traktor, fährt die Ernte ein. Oder er grübelt am Schreibtisch mit seiner Frau Sabine (43) über der Buchhaltung für den Betrieb, den er in jungen Jahren einst von seinen Eltern übernommen hat.
Erst kommt der Hof, dann kommt der Hof und schließlich der Hof – was hier im beschaulichen Oberfeldhausen einen mittelweiten Steinwurf von Zurstraße entfernt, niemand bedauert. Nebenerwerbslandwirt zu sein – das ist ein selbstgewähltes Schicksal, Drostes selbstgewähltes Schicksal.
Hochzeitsreise nur bei Regen
„Ich weiß noch, wie das damals bei unserer Hochzeitsreise war“, sagt Sabine Droste, „da konnten wir erst fahren, als es begonnen hatte, zu regnen. Vorher musste die Ernte eingefahren werden.“ Heute haben sie ein Wohnmobil, sind flexibel. Drei Wochen im Jahr kommen sie immerhin raus.
Der Opa, sagt Thomas Droste, habe den Hof noch im Vollerwerb betrieben. Die Eltern hätten schon zurückgefahren. „Ich selbst bin da so reingewachsen. Aber ein bisschen bekloppt muss man schon sein“, sagt Droste. „Meine Mutter und mein Vater haben mir immer geraten, ich solle etwas Gescheites lernen.“
Chef lässt Bauern aus Breckerfeld Freiheiten
Hat er dann auch: Schreiner. Und als solcher sagt er: „Ohne einen Chef, der das mitmacht, kann ein Hof im Nebenerwerb nicht funktionieren. Wenn ich mal länger auf dem Hof gefordert bin, ist das kein Problem. Umgekehrt weiß er auch, dass er sich auf mich verlassen kann, wenn er mich braucht.“
Vor 20 Jahren hat Thomas Droste den Hof übernommen, vor etwas mehr als zehn Jahren beschlossen, auf Bio umzustellen. „Das war ein dreijähriger Prozess“, sagt er. „Im Grunde genommen haben wir schon zuvor nach den Kriterien produziert. Jetzt wird das alles auch dokumentiert – bis zu jedem Leckstein, den wir kaufen. Aber für gutes Bio-Fleisch machen sich die Kunden auf den Weg.“
Fleisch wird direkt vom Hof aus vermarktet
Gutes Fleisch, das es direkt auf dem Hof gibt. Nicht fein sortiert wie an der Fleischtheke, sondern im Grunde im Ganzen. „Wenn jemand ein Achtel eines Rindes bei uns kauft, dann gibt es ein Achtel von allem – vom Filet bis zum Knochen. Das ganze Tier wird so vermarktet“, sagt Sabine Droste, die nach der Schlachtung der Tiere verbindliche Abholtermine mit den Kunden vereinbart. „Dazu geben wir den Verbrauchern gerne Tipps, wie man zum Beispiel eine Schmackhafte Brühe zubereitet.“
Die Perspektive für ihren Hof . . . Thomas Droste muss grübeln. Die Kinder Peter und Johanna sind 15 Jahre alt, besuchen ein Gymnasium in Hagen. „Sie können völlig frei entscheiden. So in zehn Jahren werde ich sie fragen, ob sie den Hof übernehmen wollen“, sagt Thomas Droste, „ich selbst werde mit 65 Jahren sicherlich keine Tiere mehr zum Schlachthof bringen. Das steht fest.“