Garenfeld. . Ende einer traditionsreichen Schule in Hagen: Das 2017 geschlossene Privat-Gymnasium Garenfeld verkauft das Rest-Inventar auf einem Trödelmarkt.

Statt Schülern, die durch die Gänge toben, dem Gong, der zur Pause schellt und Kreide, die an der Tafel quietscht, stehen am Samstag Bücher, Tische und Stühle mit Preisschildern in den ehemaligen Klassenzimmern des Gymnasiums Garenfeld. Interessierte können Gegenstände des verbliebenen Inventars des Gymnasiums kaufen, nachdem die Privatschule aufgrund zu geringer Anmeldezahlen und somit mangelnder Wirtschaftlichkeit 2017 geschlossen hatte.

Noch prangt das Logo der Schule an den Türen, doch es erinnert nur noch wenig an regulären Schulbetrieb: Hinweisschilder auf den Durchgangstüren weisen zum Trödelmarkt statt zur nächsten Veranstaltung in der Aula. Ob Lexika, Löffel oder Lederstühle: Wer sich im Gebäude umsieht, kann alles begutachten und erwerben, was sich in einer Schule mit 110-jähriger Historie ansammelt.

Zuletzt noch 121 Schülerinnen und Schüler

Das Privatgymnasium Garenfeld wurde zum Ende des Schuljahres 2016/17 geschlossen. Zuletzt besuchten es noch 121 Mädchen und Jungen, nach den Sommerferien drohte die Schülerzahl aber auf 111 zu sinken.

Die Schule erhob zuletzt einen finanziellen Beitrag von 675 Euro pro Schüler und Monat.

Zunächst ist ein Teil der Einrichtung an andere Bildungseinrichtungen weitergegeben worden, nun steht sie für Privatleute zum Verkauf. Dutzende Helfer – mehrheitlich Ex-Schüler, die an ihren Warnwesten zu erkennen sind – wickeln Geschäfte ab: mal zwischen sich stapelnden Biologiebüchern und Atlanten, mal umgeben von van Gogh-Drucken und alten Kalendern.

Erlös für Schülerstipendien

Einer von ihnen ist Achim Surmann, der 1986 sein Abitur am damaligen Internat ablegte. Zwei kleine Mädchen sprechen ihn an, sie sind an einem Vogelhäuschen interessiert und Surmann verkauft es den beiden. Bei solchen Verkäufen hat er ambivalente Gefühle: „Ich bin Lehrer an einer Privatschule in Iserlohn. Für uns ist es natürlich gut, dass es weniger Konkurrenz gibt“, sagte er. Als Ehemaliger jedoch sei es auch bedrückend.

Hier werden die Erinnerungen an den Biologie-Unterricht wieder wach: Etliche Utensilien aus den Naturwissenschaft werden angeboten.
Hier werden die Erinnerungen an den Biologie-Unterricht wieder wach: Etliche Utensilien aus den Naturwissenschaft werden angeboten.

Wo ehemals Schüler in der Kantine aßen, stöbern nun Familien mit kleinen Kindern und sind auf der Suche nach Schnäppchen: Schlichte Stühle für zwei Euro oder Computerboxen für einen Euro mehr, scheinen die Privatleute und auch Händler zu reizen, auch wenn die Verkäufer eher ein schleppendes Bild der Geschäfte zeichnen. In der Tat kann wohl nur ein Bruchteil der unzähligen kleinen und großen Gegenstände tatsächlich an den Mann gebracht werden.

03. März 2018, Hagen Garenfeld. Trödelmarkt / Verkauf der Restbestände aus der Schließung des Gymnasium Garenfeld. Schulinventar und Lehrmittel werden verkauft. Chemie. Mit Ablauf des Schuljahres 2016/ 2017 stellte die Dr. Hermann und Katharina Hille Stiftung den Betrieb des Gymnasiums Garenfeld mit Zustimmung der Schulaufsicht und der Stiftungsaufsicht der Bezirksr. ein. WP-Foto: Michael Kleinrensing
03. März 2018, Hagen Garenfeld. Trödelmarkt / Verkauf der Restbestände aus der Schließung des Gymnasium Garenfeld. Schulinventar und Lehrmittel werden verkauft. Chemie. Mit Ablauf des Schuljahres 2016/ 2017 stellte die Dr. Hermann und Katharina Hille Stiftung den Betrieb des Gymnasiums Garenfeld mit Zustimmung der Schulaufsicht und der Stiftungsaufsicht der Bezirksr. ein. WP-Foto: Michael Kleinrensing

Andreas Füchtenbusch, ehemaliger Schüler des Gymnasiums Garenfeld, hatte sich in den letzten zwei Jahren mit Marketingaktionen dafür eingesetzt, dass es gar nicht erst zu einer Schließung hätte kommen müssen. Ihm liegt die Schule am Herzen: „Ich habe die Hälfte meiner Jugend hier verbracht: Seit ich 12 war, bis ich 18 wurde. Unter anderem hat die Umstellung auf G8 zu einem merklichen Einbruch bei den Schülerzahlen geführt“, sagt der 53-jährige. Seine Wunschvorstellung sei eine neue Schule auf dem Gelände, „doch dazu braucht es einen finanzkräftigen Investor“.

Die am Samstag erzielten Einnahmen kommen der Dr.-Hermann-und-Katharina-Hille-Stiftung zugute, die das Gymnasium trug, in das bis 2010 noch ein Internat integriert war. Ziel der Stiftung war stets die Fortführung des Schulbetriebs in Garenfeld. Nun will sie sich auf eine andere Form der Bildungsförderung konzentrieren: Stipendienvergabe an Schüler.

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