Wehringhausen. . Im Rahmen einer Bürgerinformation präsentierte die GWG ihre Entwicklungsideen für Wehringhausen. Dafür soll ein Wohnblock abgerissen werden.

Wer den entsetzten Aufschrei der Wehringhauser Pohlbürger garniert mit heftigem Wehklagen enttäuschter Mieter erwartet hatte, der wurde am Donnerstagabend im gut gefüllten Paulus-Gemeindesaal enttäuscht: Dort stellte Christoph Rehrmann, geschäftsführender Vorstand der Gemeinnützigen Wohnstätten-Genossenschaft (GWG) nicht nur die Zukunftsideen seines Hauses für das Gelände des dem Abrissbagger geweihten Wohnblocks zwischen Ewald- und Gustavstraße dar, sondern er stellte sich auch den Fragen der etwa 120 interessierten Besuchern einer Bürgerinformationsveranstaltung. Polemik: Fehlanzeige.

Ausführlich lieferte der Immobilienmanager Argumente, warum in den Augen der Genossenschaft der „Block 1“ – ein aus 23 Häusern aus den Jahren der Jahrhundertwende bestehendes Wohnkarree (ca. 130 Wohnungen) – nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren und damit ein Abriss die in seinen Augen einzige vernünftige Option sei.

Sechszügige Kindertagesstätte

Im Anschluss präsentierte GWG-Architekt Roland Brieke seine durch die Gestaltung der weltberühmten Terrassierungen am Hang des Potsdamer Schlosses Sanssouci inspirierten Ideen für das ausladende Grundstück am Rand von Wehringhausen. Herzstücke der ersten Entwürfe sind ein Lebensmitteldiscounter entlang der Minervastraße sowie eine sechszügige Kindertagesstätte an der Lange Straße. Diese könnte auf einen Schlag den erheblichen Bedarf des städtischen Fachbereichs Jugend und Soziales bei der künftigen Versorgung der Familien im Quartier mit Kita-Plätzen lösen.

Die Flächen zwischen den beiden Objekten sollen sowohl für Stellplätze der Discounter-Kunden (Rehrmann: „Früher gab es neben dem Kaufpark auch schon mal einen Aldi.“) als auch für Außenspielflächen der Kita und in Stufen abgesetzte Grünflächen für die Bürger genutzt werden. Gleichzeitig, so betonte Planer Brieke, schaffe die Öffnung Lebensqualität und werte den nebenstehenden „Block 2“ deutlich auf. „Man muss auch mal den Mut haben, eine Stadt weiterzubauen“, unterstützte der Wehringhauser Architekt Christian Dickert die Ausführungen seines Kollegen.

Unterstützung bei den Umzügen

Aber auch von den Zuhörern wurden die Pläne durchaus wohlwollend aufgenommen, auch wenn der GWG-Chef sich mehrfach den Vorwurf gefallen lassen musste, dass sein Unternehmen die Häuser in den vergangenen Jahrzehnten systematisch heruntergewirtschaftet habe. Entsprechend beantwortete der ansonsten äußerst eloquente Rehrmann Fragen nach der Vermietungsstrategie der vergangenen Jahre auch eher schmallippig.

Gleichzeitig versicherte er ausdrücklich, dass selbst Verfügungen der Denkmalschutzbehörden die GWG nicht dazu bewegen könnten, in den „Block 1“ noch einen Cent zu investieren: „Dann bleibt hier eben alles als Denkmal stehen, die Wohnungen werden sich leeren und mitten in Wehringhausen entsteht ein Freilichtmuseum.“

Beruhigende Worte richtete Rehrmann an jene etwa 50 verbliebenen Mieter, die zu traumhaften Konditionen noch in dem Karree wohnen, aber bald ihr Zuhause räumen ­sollen: „Wir werden für jeden eine individuelle Lösung finden“, verwies er auf die guten Erfahrungen, die die GWG beim Abriss an der ­Eugen-Richter-Straße bereits gemacht habe.

>>HINTERGRUND: SO GEHT ES WEITER

  • Der Lenkungskreis „Soziale Stadt Wehringhausen“ wird sich am Dienstag, 13. März, in der Pelmke mit den GWG-Plänen beschäftigen.
  • Auch NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach wird sich die Situation an der Lange Straße präsentieren lassen. Sie ist bereits am Freitag, 9. März, um 16.30 Uhr auf Einladung der CDU zu einer Bürgersprechstunde auf dem Wilhelmsplatz zu Gast.
  • Einen Zeitplan für ihre Pläne hat die GWG noch nicht. Zunächst werden die BV Mitte (7. März) und der Stadtentwicklungsausschuss (20. März) das Thema diskutieren.