Hagen. . Zahngold, Palladium oder Titan. Was nach der Einäscherung im Krematorium Delstern übrig bleibt, verwertet meistens die Stadt.
Gebührenausgleich aus der Totenasche. Durch das Zahngold von Verstorbenen, die jährlich im Hagener Krematorium eingeäschert werden, nimmt die Stadt knapp mehr als 50 000 Euro ein. „Wir verwenden dieses Geld, um die Gebühren stabil zu halten“, sagt Martin Kümper, Chef der Friedhofsunterhaltung beim Wirtschaftsbetrieb Hagen. Der Betrag entspreche in etwa einer Ein-Mann-Arbeitskraft.
Wie groß zuletzt die Menge an Zahngold, aber auch Palladium aus Zahnkronen oder anderen Edelmetallen im Auffangbereich des Krematoriums gewesen ist, darüber kann Kümper keine genauen Angaben machen. Es bestünden Verträge mit einer Scheideanstalt, die sich um das Einschmelzen der wertvollen Überreste kümmere und den jeweiligen Tagespreis an den für das Krematorium verantwortlichen Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) gebe. Beispiel: Ein Gramm Gold lag gestern bei 34,88 Euro. Ein Gramm Palladium bei 27,65 Euro.
Eine Ofenanlage in Delstern steht still
Eine Ofenlage in Delstern, wo das älteste Krematorium Preußens (nach den Plänen von Peter Behrens 1907 erbaut und nach der Legalisierung von Feuerbestattungen 1911 in Betrieb genommen) steht, ist aktuell defekt und wird angesichts der geringen Einäscherungszahlen von etwa 1600 Fällen jährlich auch erstmal nicht wieder in Betrieb genommen.
Für den Fall, dass nach der Einäscherung die genannten Wertgegenstände in der Asche der Toten zurückbleiben, können die Angehörigen als Auftraggeber aus drei Optionen wählen. Wenn es keine Willensbekundung des Verstorbenen gibt, können die Angehörigen bestimmen, dass Wertgegenstände von der Krematoriumsverwaltung verwertet werden dürfen und der Erlös dem Gebührenhaushalt des Krematoriums gutgeschrieben werden darf. Oder sie werden mit in die Urne gelegt oder den Angehörigen ausgehändigt. „Die meisten Angehörigen entscheiden, dass wir die Gegenstände verwerten sollen“, so Kümper.
Zahngold müsste der Bestatter entnehmen
Das Zahngold werde nicht im Krematorium entnommen, falls Angehörige das wünschen würden. „Das müsste dann der Bestatter machen. Wir entfernen nichts davon.“
In der Nachbarstadt Dortmund kommen durch Zahngold, Palladium oder andere Edelmetalle nach Recherchen der Ruhrnachrichten jährlich rund 100 000 Euro zusammen. In Dortmund und Hagen darf man aber davon ausgehen, dass die Erlöse sinken werden, weil Gold als Zahnersatz stark rückläufig ist.
Einäscherung für 442,50 Euro
Eine Standard-Einäscherung mit allen dazu erforderlichen Maßnahmen kostet im Delsterner Krematorium 442,50 Euro. Etwa 1600 Einäscherungen gibt es in Delstern jährlich. Die Zahl ist extrem gesunken. Wie unsere Zeitung bereits im vergangenen Jahr berichtete, sorgt ein Preis- und Prämiendruck durch private Krematorien der Region dafür, dass in Delstern aktuell nur einer statt zwei Öfen läuft. Viele private Krematorien bieten Bestattern Lastschriftvergütungen für den pünktlichen Zahlungseingang an. Diese sind zwar oft „nur“ zweistellig. Bei großen Bestattungshäusern können diese Toten-Fahrten aber für deutliche Gewinne sorgen.