Hagen. . Peter Schütze und Reinhard Gundlach gründen neue Ernst-Meister-Gesellschaft. Preis für Sprache und Poesie wieder vergeben.
Ernst Meister gehört zu den großen deutschen Lyrikern des zurückliegenden Jahrhunderts. Doch populär war der Dichter (1911-1979) aufgrund seiner oft als gekünstelt, unnatürlich und düster bezeichneten Sprache nie. Meisters Thematik, die meist um existenzielle Fragen, um Leben und Sterben kreist, war und ist nicht Mainstream und sprach und spricht nur eine begrenzte Zahl Interessierter an.
„In Hagen ist mein Großvater fast vergessen“, bringt es Reinhard Gundlach, ein Enkel Ernst Meisters, auf den Punkt. Einerseits versteht der 54-Jährige die Ruhe um das Werk seines 1979 verstorbenen Großvaters, den er als sehr introvertierten Menschen, der stets sein eigenes, auch unkonventionelles Leben, führte, beschreibt. Andererseits will Gundlach das Andenken an das Werk und die Persönlichkeit Ernst Meisters bewahren. Und sein künstlerisches Erbe öffentlichkeitswirksam verbreiten.
Im „Café Fachwerk“ in Hohenlimburg
„Wir gründen eine neue Ernst-Meister-Gesellschaft“, sagt Reinhard Gundlach. „Wir“ bedeutet Enkel Reinhard Gundlach, ein kleiner Kreis von Interessierten sowie Peter Schütze.
Der Autor und Dramaturg Schütze hat in den vergangenen Jahren häufig Ernst-Meister-Texte rezitiert. „Ich bin 1987 ans Hagener Theater gekommen. Und irgendwann stolpert man hier einfach über Ernst Meister“, so Schütze, der außerdem mit einer Meister-Tochter (Ulla Gundlach) befreundet ist.
Am Samstag, 24. Februar, um 18 Uhr wird die neue Gesellschaft – ein gemeinnütziger Verein – von den Gründungsvätern und „Motoren“ Gundlach und Schütze im „Café Fachwerk“ in Hohenlimburg ins Leben gerufen.
Bereits 1989, anlässlich des zehnten Todestages Meisters, wurde in Aachen eine Ernst-Meister-Gesellschaft gegründet. Aachen ist Sitz des Rimbaud-Verlages, bei dem sämtliche Rechte des literarischen Werks Meisters liegen. Die Gesellschaft wurde vor einiger Zeit aus Altersgründen der Mitglieder aufgelöst.
„2019, also im kommenden Jahr, ist der 40. Todestag meines Großvaters. Und 2021 wäre sein 110. Geburtstag gewesen“, begründet Gundlach die Gründung der neuen Gesellschaft zum jetzigen Zeitpunkt. „Wir stielen schon jetzt konkrete Projekte wie Lesungen und Ausstellungen ein. Wir möchten multimedial arbeiten, die Veranstaltungen mit Filmbeiträgen und Live-Musik umrahmen. Natürlich müssen wir noch Partner finden und Gelder akquirieren.“ Eine Vier-Jahres-Planung (2018 - 2021) sieht mindestens zwei größere Ernst-Meister-Veranstaltungen pro Jahr vor. Man wolle, so Gundlach, mit dem städtischen Kulturbüro und Tayfun Belgin, dem Direktor des Osthaus-Museums, eng zusammenarbeiten. Belgin hatte jüngst auch die Idee, den Ernst-Meister-Preis der Stadt Hagen wieder zum Leben zu erwecken. Der Preis soll das Werk eines Autors auszeichnen, welches die Verantwortung für Sprache und Poesie besonders zum Ausdruck bringt. Der mit 5000 Euro dotierte Preis (das Geld stiftet die Sparda-Bank) wird im Frühjahr an die in der ehemaligen DDR geborene und seit langem in Duisburg lebende Autorin Barbara Köhler verliehen.
„Der Ernst-Meister-Preis wurde 1981 zur Erinnerung an meinen Großvater gestiftet, doch 2011 schlief die Tradition ein. Das Ernst-Meister-Gymnasium gibt es nicht mehr, und auch sonst erinnert fast nichts mehr an den bedeutenden Lyriker“, bedauert Reinhard Gundlach. „Ich möchte das erstarrte Bild vom hermetischen Dichter aufbrechen, denn etliche Gedichte Ernst Meisters erschließen sich unmittelbar“, beteuert Gundlach. So sei seine teils im dadaistischen Stil geprägte Lyrik nicht immer abstrakt und düster, sondern spreche auch von Elementarem – von Lebensfreude, Einsam- und Zweisamkeit, von Natur, Technik und Musik.
Auch Ernst-Meister-Freund Peter Schütze will den Dichter, der zu Lebzeiten für seine Werke auch Kopfschütteln erntete, ins „normale Leben“ zurückführen: „Es gibt im Werk Meisters vieles zu entdecken und wieder zu entdecken. Er war nicht nur Lyriker, sondern schrieb auch Theaterstücke, Hörspiele und Erzählungen“, zählt Schütze auf.