Hagen. . Die Fümi-Gruppe des Hagener Kinderschutzbundes ist ein wertvolles Angebot. Doch es werden Spendengelder und weitere Helfer gesucht.

Über Kinder mit Behinderung ist schon 1000-mal geschrieben worden. Jeder weitere Artikel ist wertvoll, keine Frage. Weil er zur Aufklärung beiträgt. Und weil er vielen Kindern, die die Gesellschaft oft vergisst, eine Stimme gibt. Dieser Hagener Ansatz hier ist aber ganz anders. Er dreht sich um eine besondere Gruppe des Kinderschutzbundes und der AWO-Frühförderung. Der Blickwinkel ändert sich in dieser Gruppe. Dies ist ein Artikel über die Geschwister der behinderten Kinder. Sechs- bis zehnjährige Brüder und Schwestern, die oft im Schatten aufwachsen. Und deren Leben unweigerlich durch die Behinderungen ihrer Geschwister geprägt ist.

Nächster Durchgang ab 19. Februar

Interessierte Familien sind in der Fümi-Gruppe herzlich willkommen.

Der nächste Durchgang der Gruppe beginnt am Montag, 19. Februar. Die erste Sitzung geht von 17 bis 19 Uhr beim Kinderschutzbund, Potthofstraße 20. Die Familien mögen sich auf jeden Fall unter 3860890 anmelden.

Wir berichten nicht nur darüber, weil es wichtig ist, Licht in diesen tabuisierten Bereich zu werfen. Wir berichten auch darüber, weil der Kinderschutzbund in diesem Bereich dringend personelle und finanzielle Unterstützung benötigt. „Sehr weiterhelfen würden in dieser Sache Menschen, die einen sozialen oder pädagogischen Hintergrund haben. Und natürlich finanzielle Unterstützung“, sagt Manuela Pischkale-Arnold. Wie viele Angebote des Kinderschutzbundes ist auch dieses Projekt am Ende nicht refinanziert. Bislang haben die mitmachenden Eltern im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten einen Beitrag pro Gruppensitzung gezahlt.

Normale Kinder stecken viel zurück

Im Herbst 2017 hatte der Kinderschutzbund gemeinsam mit der AWO-Frühförderungsstelle die Gruppe an den Start gebracht. „Mit acht Kindern ging es los“, sagt Pischkale-Arnold, die von der Emotionalität und dem Blick in die Seele der Kinder mit behinderten Geschwistern sehr beeindruckt ist. „Zunächst haben viele Eltern es als ihr Bedürfnis und ihren Wunsch geäußert, dass ihre ,normalen’ Kinder unter Ihresgleichen sind, Entlastung erfahren und noch mehr Verständnis für ihre behinderten Geschwister aufbringen“, so Pischkale-Arnold. Am Ende, nach der Arbeit in der Gruppe, haben die Eltern gespiegelt, dass die Gruppe ihren Kindern sehr gut getan hat und äußerten den Wunsch zur Fortführung.

„Fümi“ heißt die Gruppe. Das steht für Zeit „für mich“. Viele Brüder und Schwestern von Geschwistern mit einer Behinderung, chronischen oder lebensverkürzenden Krankheiten, stecken viel zurück, müssen die Bedürfnisse, die Einschränkungen oder das Leid ihrer Geschwister ihren eigenen Gefühlen und Befindlichkeiten überordnen. Im ersten Durchgang dieser Gruppe, die sich achtmal traf, waren Eltern und Kinder aus sämtlichen Bevölkerungsschichten dabei. „Die Kinder haben mitunter richtig Dampf auf dem Kessel“, drückt Pischkale-Arnold bildhaft aus, dass diese Kinder ein Ventil benötigen, eine Gelegenheit ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Und: Überhaupt die Chance zu haben, sagen zu dürfen, wie sie sich fühlen. Auch wenn das paradox klingt, weil sie doch schließlich normal entwickelt sind und ihre Geschwister in irgendeiner Weise beeinträchtigt sind.

„Wir haben mit dieser Gruppe gemeinsam mit der AWO etwas in Bewegung gebracht. Bei den Eltern und bei den Kindern. Aber wir stehen jetzt auch vor Schwierigkeiten“, so Pischkale-Arnold. Denn neben der Geldknappheit und dem Bedarf an weiterer Fachlichkeit stehen den Kolleginnen der AWO-Frühförderstelle zu wenig zeitliche Kapazitäten zur Verfügung, um die Gruppe und die Arbeit darin zu realisieren.

Noch größere Dunkelziffer

„Wir wissen, dass es noch viele weitere Geschwister von Kindern mit Behinderung, chronischer oder lebensverkürzender Erkrankung in Hagen gibt, für die diese Gruppe wertvoll wäre. Diese Familien dürfen sich gern bei uns melden und in die Gruppe kommen.“