Hagen. . An 18 Zagen 7000 Autofahrer geblitzt: Der Laserscanner stößt in neue Dimensionen vor. Er steht häufig tagelang an der A1 auf Hagener Stadtgebiet.

Die Autobahnpolizei macht mit einem neuen Blitzgerät Jagd auf Schnellfahrer und nimmt dabei auch die Strecken rund um Hagen ins Visier. Der sogenannte Enforcement Trailer, ein in einen Anhänger eingebauter Laserscanner, tastet den entgegenkommenden Verkehr ab und kann bis zu 320 km/h schnelle Fahrzeuge erfassen. „Ziel ist es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Unfallzahlen, insbesondere an möglichen Gefahrenstellen, zu senken“, teilt Polizeisprecherin Dana Seketa von der Autobahnpolizei Dortmund mit, die für die Überwachung der A 1, A 45 und A 46 auf Hagener Stadtgebiet verantwortlich ist.

Vor allem an der A1 zwischen den Anschlussstellen Hagen-Nord und Haspe wird mit dem Gerät kräftig abkassiert. Zweimal, an acht Tagen im November und an zehn Tagen im Januar, knipste der Enforcement Trailer (frei übersetzt: Vollstreckungsanhänger) im Bereich der Baustelle an der Auffahrt Hagen-West. Dabei registrierte das Gerät insgesamt 7000 Überschreitungen der dort zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Vereinzelt seien Autos mit bis zu 150 km/h durch die Baustelle gerast, so die Autobahnpolizei.

Mehrere schwere Unfälle

Von dem fälligen Geldsegen will auch die Stadt Hagen profitieren, da sie alle Bußgelder kassiert, die im Rahmen der Kontrollen fällig werden. Nach einem Gespräch mit der Autobahnpolizei hat die Verwaltung hochgerechnet, wie oft der Laserscanner im Hagener Bereich zum Einsatz kommen wird. Stadtsprecher Michael Kaub gibt zu, dass dies zwar schwer zu kalkulieren sei: „Doch wir legen eine Woche pro Monat zugrunde.“ Was im Haushalt wiederum Mehreinnahmen von 800 000 Euro pro Jahr bedeuten würde, die Kämmerer Gerbersmann für die Jahre 2018 und 2019 denn auch fest eingeplant hat.

Auf der A 1 in Hagen ist es in der Vergangenheit zu mehreren schweren Unfällen gekommen, häufig mit Beteiligung von Lastwagen. Nach Auskunft von Polizeidirektor Ralf Ziegler ist die Zahl der gemessenen Tempoverstöße auf Autobahnen in und um Dortmund zwischen der ersten Jahreshälfte 2016 und 2017 um 86,2 Prozent gestiegen: „Wir müssen das Tempo-Niveau wieder senken.“

Kein Personal im Einsatz

Der unscheinbare Anhänger mit dem breiten Schlitz, durch den die empfindliche Messtechnik die Fahrbahnen abtastet und die Fahrzeuge fotografiert, ist mit einem kugelsicheren Mantel vor Vandalismus geschützt. Das Gerät kommt ohne Personal aus, es arbeitet autark und kann fünf Tage lang hintereinander am Einsatzort aufgestellt werden. Die Stromversorgung wird über Akkus gesichert.

Da er tagelang fotografieren und messen kann, können mit dem Laserscanner Geschwindigkeitsverstöße in bisher nicht gekannter Anzahl festgestellt werden. Die von den Temposündern zu zahlenden Verwarngelder behält die Polizei bzw. das Land NRW ein.

Stadt zieht Bußgelder ein

Anders verhält es sich mit Bußgeldbescheiden, die zum Beispiel fällig werden, wenn ein Autofahrer Einspruch gegen eine Verwarnung einlegt und ein langwieriges bürokratisches, eventuell sogar gerichtliches Prozedere folgt. Diese Verfahren werden von der Stadt Hagen geführt, die somit auch die Bußgelder einzieht. Das erklärt die relativ hohe Summe von 800 000 Euro, mit der die Stadt in diesem und dem nächsten Jahr rechnet.

Aber auch der städtische Superblitzer an der Lennetalbrücke auf der A 45 lässt die Stadtkasse weiterhin zuverlässig klingeln. 2017 maß er 71 430 Fälle mit einem Einnahmevolumen von rd. 2,4 Millionen Euro. Seitdem die Anlage im Juli 2015 installiert wurde, hat die Stadt aufgrund von 282 816 regi­strierten Tempoverstößen zehn Millionen Euro eingenommen.

>>Hintergrund: 20 Prozent Bußgeldbescheide

  • Die A1-Baustelle bei Hagen-West ist ein Nadelöhr. Der rechte Fahrstreifen ist hier 3,25 m breit und der mittlere und linke Fahrstreifen jeweils nur 2,6 m schmal. Es gibt keinen Seitenstreifen.
  • Diese Engstelle wird nach Angaben der Autobahnpolizei tagtäglich von 30 000 bis 50 000 Fahrzeugen durchfahren.
  • Erfahrungsgemäß teilen sich Tempoverstöße auf Autobahnen zu 80 Prozent in Verwarngelder und zu 20 Prozent in Bußgeldbescheide auf. Letztere werden von der Stadt Hagen bearbeitet und einbehalten.