Vorhalle. . Im Agnesheim Funckenhausen haben Kinder und Jugendliche in monatelanger Zusammenarbeit ein solides Holzgebäude für ihre Freizeit errichtet.
Kinder und Jugendliche des Agnesheims Funckenhausen haben sich den Traum vom eigenen Haus erfüllt. In monatelanger Zusammenarbeit entstand auf dem Grundstück am Ortsrand von Vorhalle ein solides Holzgebäude, in dem sie zukünftig einen Teil ihrer Freizeit verbringen können. „Es soll Lese- und Filmabende sowie Spielenachmittage geben“, berichtet Frank Schönhoff, Freizeitpädagoge des Kinderheims.
Hinter dem Projekt stand die Idee, dass die Kinder bei allen Arbeitsgängen, die zum Bau eines Holzhauses dazu gehören, mitwirken. Und so versuchten sich die einen als Architekten, die anderen als Tischler oder Inneneinrichter, eine weitere Gruppe führte Buch und überwachte die Ausgaben. „Ich habe extra einen Führerschein für die Schleif- und die Bohrmaschine gemacht, damit ich mit diesen Geräten arbeiten durfte“, berichtet der neunjährige Tommy Haubenreißer stolz. Sorgen bereitet ihm, dass das Gemeinschaftshaus keinen Blitzableiter hat. . .
Der ist am benachbarten Agnesheim natürlich vorhanden. Derzeit bietet die vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) geführte Einrichtung 45 Mädchen und Jungen verschiedener Altersstufen ein Ersatzzuhause. Die jungen Menschen, darunter Waisen und Kinder aus schwierigen Verhältnissen, wohnen in familienähnlich geführten Wohngruppen, für die älteren Jugendlichen stehen Apartments auf dem Heimgelände zur Verfügung.
Selbstständiges Leben
In diesen „Trainingswohnungen“ werden sie auf ein selbstständiges Leben vorbereitet, kaufen selbst ein, erledigen ihre behördlichen Angelegenheiten, achten auf Strom- und Wasserverbrauch und gehen arbeiten. „Einige verbringen ihre gesamte Kindheit hier“, berichtet Schönhoff. Spätestens im 21. Lebensjahr müssen sie ausziehen und sich eine eigene Wohnung suchen. Aber es gibt auch Kinder, die nur kurzfristig im Agnesheim wohnen und nach Möglichkeit in ihre Familie oder zu Pflegeeltern zurückkehren.
Sozialtherapeutische Betreuung
Da viele der jungen Leute belastende, wenn nicht gar traumatische Erfahrungen gemacht haben, werden sie auch sozialtherapeutisch betreut. Die Kinder sollen soziale Kompetenz, Beziehungs- und Familienfähigkeit aufbauen, die Geborgenheit und der strukturierte Tagesablauf im Heim helfen, Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsdefizite zu reduzieren. Erlebnispädagogik spielt eine große Rolle, das große Spielgelände bietet beste Voraussetzungen.
Auch der Bau des Holzhauses, das rund 6000 Euro kostete und durch Spenden finanziert wurde, gehört in diese Kategorie. „An einem solchen Projekt wachsen die Jugendlichen“, ist Schönhoff überzeugt: „Sie erkennen, wo ihre Stärken liegen und können diese fördern. Sie lernen, sich selbst realistisch einzuschätzen.“ Ganz wichtig sei auch die Steigerung des Selbstwertgefühls, die die Umsetzung eines solch großen Vorhabens mit sich bringe: „Dann bleiben in der Regel auch Schäden durch Vandalismus aus.“ Und in der Luft liegt ein stolzes Gefühl.
>>Hintergrund: 1927 eröffnet
- Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) wurde 1900 unter den Namen „Verein vom guten Hirten“ gegründet. 1968 erhielt er seinen jetzigen Namen.
- Das Agnesheim eröffnete der Verein 1927 als Zufluchtsort für junge, wohnungslose, schwangere Frauen. Nach einem Neubau wurde 1978 das heutige Agnesheim bezogen.