Hagen. . Als Albert Einstein im Jahr 1915 mit der Allgemeinen Relativitätstheorie eine der Grundlagen der modernen Astronomie und Physik im 20. Jahrhundert entwickelte, sagte er die Existenz von Gravitationswellen voraus. Hundert Jahre später wurden diese tatsächlich nachgewiesen, wofür ihre Entdecker 2017 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurden.
Als Albert Einstein im Jahr 1915 mit der Allgemeinen Relativitätstheorie eine der Grundlagen der modernen Astronomie und Physik im 20. Jahrhundert entwickelte, sagte er die Existenz von Gravitationswellen voraus. Hundert Jahre später wurden diese tatsächlich nachgewiesen, wofür ihre Entdecker 2017 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurden.
Während dieses anspruchsvolle wissenschaftliche Gebiet für die große Mehrheit der Menschen ein Buch mit sieben Siegeln darstellt, hat sich Luca Diekgraefe (17), Schüler am Theodor-Heuss-Gymnasium, in einer Facharbeit mit der komplizierten Materie befasst und ein 36-seitiges Theoriepapier hinzugefügt. Da seine Leistung den üblichen Anforderungsrahmen von Facharbeiten weit übersteigt, sandte Physiklehrer Dr. Holger Thurn die Abhandlung an den Göttinger Physikrofessor Karl-Henning Rehren, der in einem Gutachten schlussfolgerte, dass Luca „ein hohes Maß an Abstraktionsfähigkeit und ein Potenzial theoretischer Herangehensweise erkennen lässt, das weit über die Erwartungen in der gymnasialen Oberstufe hinausgeht“.
Raumzeit, Einsteinsche Feldgleichungen, Riemannsche Geometrie – Luca Diekgraefe besitzt offenbar einen Zugang zur höheren Mathematik, der den meisten Menschen verwehrt bleibt. „Auch ich verstehe das nur ein bisschen“, gibt Physiklehrer Thurn zu: „Lucas Leistung ist herausragend.“ Denn die Feststellung, dass die Raumzeit gekrümmt ist, ist eine Sache, die dazu erforderliche Mathematik beschreiben zu können, jedoch eine andere: „Gravitationswellen werden durch Körper, die sich im Raum bewegen, erzeugt. Man kann sie aber nicht sehen. Und es ist verdammt schwierig, sie zu messen. Es braucht kosmische Ereignisse, um sie nachzuweisen.“ So war es denn auch die Kollision zweier Schwarzer Löcher (das sind erloschene, besonders massereiche Sterne von hoher Dichtigkeit), bei der sich Gravitationswellen erstmals registrieren ließen.
Inspiriert von seinem Vater, der ebenfalls Physiker ist, beschäftigt sich Luca Diekgraefe seit jeher gern mit hoher Mathematik, die in großem Maße aus reinen Denkprozessen und logischen Abstraktionen besteht.
Die Frage nach den letzten Dingen
Aber wer sich mit dem Universum und seiner Entstehung auseinandersetzt, dem stellt sich unweigerlich die Frage nach den letzten Dingen. Nein, er glaube nicht an Gott, sagt Luca mit Entschiedenheit: „Ich hoffe, die Physiker finden eines Tages heraus, wie das Weltall entstanden ist. Der Urknall ist eine mögliche Erläuterung.“ Aber wer weiß, vielleicht sei das dem menschlichen Verstand auch gar nicht möglich, fügt er hinzu.
Seinen eigenen Verstand benutzt der THG-Schüler jedenfalls außerordentlich gut und gerne. Mit Sicherheit sei er zu einem Studium im mathematischen oder theoretisch-physikalischen Bereich qualifiziert, heißt es im Gutachten von Professor Rehren. Und wirklich will Luca, der in ein paar Monaten sein Abitur bauen wird (Leistungsfächer: Mathe und Physik), Physik und Philosophie studieren – beides Disziplinen, in denen man vor allem eines können muss: denken.