Hagen-Mitte. . Die Johanniskirche wird im großen Stil umgebaut. Doch im Erdreich unter dem Gotteshaus könnte eine Überraschung auf die Planer warten.
Es geht los. Hagens ältestes Gotteshaus, die Johannis-Kirche am Markt, wird umgebaut und saniert. Ein Umbau-Projekt, das Ende 2018 fertiggestellt sein soll. Doch es gibt noch eine große archäologische Herausforderung für die Planer. Der Überblick.
Die Maßnahmen
Der Kirchenboden kommt raus, ein neuer wird gegossen und mit einer Bodenheizung versehen. Elektronik, Lichtkonzept, Sound – alles wird erneuert. Die Kirche wird innen komplett eingerüstet und neu gestrichen. Der Altarraum wird nach vorne verlegt, ein Großteil der Kirchenbänke wird durch eine Halbrund-Bestuhlung ersetzt.
An der Südseite der Kirche (Richtung Frankfurter Straße) wird ein Anbau errichtet. 100 Quadratmeter, multifunktional, mit großem Foyer für ein Eingangs-Erlebnis in die Kirche. Dazu ein Kirchencafé mit Außenterrasse in Sonnenlage. Alles behindertengerecht mit Rollstuhlrampe. Kleinere Räume für Gruppen, Sanitäranlagen, ein Veranstaltungsbereich, ein Bühnenbereich für angedachte Open-air-Gottesdienste.
Die zur Frankfurter Straße deutende Fensterrosette, errichtet 1992 durch Leo Janischowsky (nach dem Christuswort „Ich bin das Licht der Welt“) wird im Kircheninneren wieder freigelegt. Bislang ist sie noch von einer Mauer versperrt, die entfernt wird.
Der Ausbau der Orgel
Die Orgelmanufaktur Peters aus Glandorf hat am Montag und Dienstag die große Ott-Orgel im Kircheninneren zerlegt. Rund 2500 Pfeifen wurden entnommen (teilweise 100 Kilo schwer), werden unter adäquaten klimatischen Bedingungen nun zwischengelagert, gereinigt und nach Ende der Maler- und Bodenarbeiten in der Kirche wieder eingesetzt. Während der Staubarbeiten wird das Orgelgehäuse mit einer Spezialfolie so dicht verschlossen, dass im Inneren eine Luftfeuchtigkeit von 45 bis 65 Prozent herrscht.
Das archäologische Problem
Architekt Lars Krug zweifelt nicht daran, dass das Kircheninnere und der Anbau in 2018 fertiggestellt werden können. Dennoch gibt es eine Variable, die er nicht beeinflussen kann: Das Erdreich unter Hagens ältester Kirche birgt noch archäologische Geheimnisse.
Kirche bleibt 2018 geschlossen
Der Umbau der Johanniskirche soll schätzungsweise 1,8 Millionen Euro kosten.
Sämtliche Maßnahmen müssen in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde stattfinden.
Während der Bauarbeiten bleibt die Kirche im Jahr 2018 geschlossen. Normalerweise ist sie auch tagsüber frei zugänglich.
„Die Fundamente der romanischen Vorgängerkirche, erstmals erwähnt um 1150, liegen noch unter der Johanniskirche. Außerdem ist hier im Jahr 1636 ein Massengrab für vielleicht Tausende Opfer der großen Pestepidemie im damaligen Gericht Hagen angelegt worden“, erklärt Ralf Blank, Chefhistoriker der Stadt.
Erst als 1810 der Buschey-Friedhof auf Anweisung der preußischen Regierung angelegt wurde, um Bestattungen nur noch außerhalb von Wohngebieten vorzunehmen (Wehringhausen war damals Stadtrand-Lage), wurde im Stadtzentrum niemand mehr beerdigt.
Deshalb werden Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) die Erdarbeiten in der Kirche (für die Heizung) und im Außenbereich (für den Anbau) begleiten. Was bei Funden auch für Verzögerungen der Bauarbeiten sorgen kann. „Ich hoffe natürlich auf Funde fürs Stadtmuseum, glaube aber nicht, dass das für einen Baustopp sorgen könnte“, sagt Ralf Blank. Beim Bau der Cinestar-Tiefgarage seien seinerzeit Goldmünzen gefunden worden.