Hagen. . Der Schornsteinfeger gilt als Neujahrs-Symbolfigur. In Hagen sind aber die HEB-Mitarbeiter Glücksbringer, die gegen den illegalen Müll kämpfen .

630 Kilogramm sind es nach einer knappen Stunde. 630 Kilogramm illegal entsorgter Müll von einem Sofa bis zu Restmülltüten, die Hagens Stadtbild weiter verschandelt hätten. Doch Frederik Freiheit (24) und seine Kollegen Alexander Baumeister (35) und Valerian Schön (47) haben zugepackt. Sie haben die Möbel, Holzplatten, alten Fernseher oder ­Matratzen mit Muskelkraft auf den Transporter gehievt. Die drei bilden einen Einsatztrupp des Hagener Entsorgungsbetriebs (HEB), der gegen die illegalen Müllkippen in der Stadt vorgeht.

Meist positive Bürger-Reaktionen

Und so haben sie das Zeug zu einer Neujahrs-Symbolfigur. So wie dem Schornsteinfeger seit Jahren und Jahrhunderten allerorten die Glücksbringer-Funktion zugeschrieben wird. Er kehrt den Kamin, beugt somit Bränden vor – in früheren Zeiten war dessen Arbeit für ganze Städte überlebenswichtig. Ein einzelner Brand konnte eine ganze Stadt zerstören.

Die illegalen Müllberge in Hagen zerstören zumindest das Stadtbild. Und gäbe es nicht Frederik Freiheit und seine Kollegen, dann könnten wohl auch schnell gesundheitliche Gefahren von dem Unrat ausgehen. Es ist auch dieser Gedanke, der den 24-jähriger Herdecker bei der Arbeit antreibt: „Wir sorgen für mehr Sauberkeit. Das ist ein gutes Gefühl“, sagt Frederik Freiheit. Und er hat auch durchaus den Eindruck, dass das von den Hagener Bürgern – wenn auch nicht von allen – anerkannt wird. „Die Reaktionen, die uns entgegen gebracht werden, sind meist positiv. Insbesondere von älteren Damen.“

© Michael Kleinrensing

Arbeit macht Spaß

Freiheit hat Berufskraftfahrer beim HEB gelernt. Er steuert die großen Kehrmaschinen und bei Schnee und Eis die Lkw mit dem Räumschild und dem Streugerät durch die engen Hagener Straßen. Doch dazwischen ist er für die illegalen Müllkippen zuständig. „Mir macht meine Arbeit Spaß“, sagt er voller Überzeugung.

Und das, obwohl sie oft der sprichwörtlichen Sisyphosarbeit gleicht. So wie Sisyphos der Legende nach einen großen Stein den Berg hinaufwuchten sollte, der aber immer wieder ins Tal hinabrollte, so müssen auch die HEB-Mitarbeiter die immer wieder gleichen Stellen anfahren, an denen illegal Müll abgekippt wurde.

Einige Müllhalden müssen sie einfach liegen lassen

„Da an der Hausnummer 7 liegen schon wieder Möbel“, sagt Frederik Freiheit bei der Fahrt durch Altenhagen. Trotzdem müssen sie diesmal vorbei fahren. „Wir dürfen nur einschreiten, wenn wir vom Ordnungsamt dazu beauftragt worden sind, den anderen Müll müssen wir zunächst da lassen.“ Ein Umstand, den Bürger, die den Trupp bei der Arbeit sehen, nicht immer nachvollziehen können.

2017 wieder Anstieg zu verzeichnen

Im Jahr 2016 wurden in Hagen 115 Tonnen illegaler Abfall beseitigt – für 2017 rechnet der HEB mit einer Steigerung um 5 Prozent.

Generell hat der 24-Jährige keinen Ekel vor seiner Arbeit. „Aber Matratzen mit Fäkalien und Restmüllsäcke sind schon schlimm. Insbesondere, wenn auch noch Ratten dazwischen sind.“ Seit fünf Jahren arbeitet Frederik Freiheit beim HEB. „In den vergangenen Jahre ist es schon erheblich schlimmer geworden mit dem illegalen Mülle“, so seine Erfahrungen.

Wird man da nicht irgendwann wütend, wenn man immer wieder den Müll an den Stellen abholen muss, die gerade erst gereinigt wurden? Alle drei schütteln den Kopf. „Ich kann es nur nicht nachvollziehen, warum man das tut“, sagt Freiheits Kollege Valerian Schön.