Wehringhausen/La Gomera. Die Pleite der Airline Niki hätte Schürfelds aus Hagen fast den Urlaub verhagelt. Dann tagt der Familienrat und hat eine ungewöhnliche Idee.

Die Google-Karte mit der Route zeigt die Dimensionen: Wehringhausen – La Gomera, 4166 Kilometer, 69 Stunden, sagt das Navigations-Gerät. Allerdings nur, wenn man in einem Rutsch durchfährt. Das haben Lilly, Elfie und Patrick Schürfeld allerdings nicht vor. Gestern sind sie in Hagen gestartet, am ersten Weihnachtsfeiertag kommen sie um 20.20 Uhr mit der Fähre auf der kanarischen Insel an.

Die Tour, die manche als Tort(o)ur empfinden würden, nimmt die Familie aus Wehringhausen auf sich, obwohl sie schon im Sommer eine Flugreise gebucht hatte. Zunächst von Köln/Bonn aus mit Air Berlin. Als die Airline allerdings Konkurs anmeldete , war das der erste Schock: „Da haben wir unseren Urlaub schon sausen sehen“, sagt Elfie Schürfeld, „dann haben wir noch mal genau auf die Flugnummer geguckt und gesehen, dass wir in einem Flieger des Subunternehmens Niki sitzen sollten.“

Zweite Fluggesellschaft ist auch pleite

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„Das Appartement hatten wir ja separat gebucht – und wir hatten uns doch so auf den Urlaub gefreut“, sagt Elfie Schürfeld, die eine Internetplattform betreibt, auf der es um das nachhaltige Leben geht. „Wir wollten ausspannen, runterkommen, die Zeit in der Sonne genießen.“

Mehr als 4000 Kilometer mit Auto und Schiff

Also tagt der Familienrat und beschließt: Das Auto wird zum wohl kleinsten Wohnmobil der Welt umgebaut, und Mutter, Vater und Tochter fahren die mehr als 4000 Kilometer, die sie eigentlich fliegen wollten, mit dem Auto und dem Schiff.


Patrick, Lilly und Elfie Schürfeld räument das Bett in den Kofferraum.
Patrick, Lilly und Elfie Schürfeld räument das Bett in den Kofferraum. © Jens Stubbe

Also zimmert Patrick Schürfeld eine Holzkonstruktion aus Dachlatten und Brettern, aus der sich eine zweite Ebene in den Opel Meriva zusammenstecken lässt. Darauf kommen Isomatten. Und fertig ist für die dreiköpfige Familie das schmale Bett, auf dem sie an den nächsten vier Tagen zumindest nachts ein paar Stunden zur Ruhe kommen können.

Eingebautes Bett macht Familie flexibel

„So bleiben wir auf der Fahrt flexibel und haben die Möglichkeit, für ein paar Stunden anzuhalten, wenn es in unseren Zeitplan passt“, sagt Elfie Schürfeld, „man weiß ja nie, wie das Verkehrsaufkommen so ist und wie man auf dieser langen Strecke vorankommt.“

Drei gute Schlafsäcke sollen die drei Hagener auch in kühlen Nächten im Auto wärmen. Und auf einem Campingkocher wird morgens zumindest eine heißer Kaffee zubereitet.

Kulannte Schulleitung ermöglicht den Urlaub

Dass die Familie überhaupt ihren Urlaub genießen kann, liegt auch an einer äußerst kulanten Schulleitung, die Lilly – die am Freitag unterwegs ihren 14. Geburtstag feiert – drei Tage vor dem Ferienstart vom Unterricht befreit ist. „Wir haben ja nicht bewusst vor den Ferien gebucht, um Geld zu sparen“, sagt Elfie Schürfeld, „und auf La Gomera kann Lilly ihr Spanisch vertiefen.“

Gestern um 15.30 Uhr sind Schürfelds losgefahren. Die erste Etappe soll bis Lyon führen. Dann geht es über Barcelona und Valencia weiter bis zur Hafenstadt Huelva. „Wir wollen möglichst fix bis Südspanien durchfahren“, sagt Elfie Schürfeld, „die Fähre fährt genau einmal in der Woche. Immer samstags um 12.30 Uhr legt das Schiff ab. Das dürfen wir auf gar keinen Fall verpassen.“