Hohenlimburg. . Irmgard Wehowsky, deren Mann auf den Rollstuhl angewiesen ist, beklagt große Probleme in der Innenstadt und in Elsey.

Hohe Bordsteine, holprige Wege in der Fußgängerzone und keine behindertengerechte Toilette. Die Zustände in Hohenlimburg für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, sind beschwerlich, teilweise sogar entwürdigend. Der ganz normale Alltag – Einkaufen, Arztbesuche oder einfach nur ein Spaziergang – gestaltet sich als eine schwere Aufgabe. Daher fand gestern nun ein Ortstermin mit Vertretern der Politik und der Stadt Hagen statt.

Die Initiatoren

Bei der OB-Sommertour hatten sich die Hohenlimburger Eheleute Irmgard und Günter Wehowsky an Oberbürgermeister Erik O. Schulz gewandt. Günter Wehowsky wurde vor zwei Jahren aufgrund einer Durchblutungsstörung das rechte Bein amputiert, seitdem ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Das Ehepaar klagt über fehlende Barrierefreiheit in der Innenstadt und in der Möllerstraße. Daraufhin hat sich der Beirat für Menschen mit Behinderung unter dem Vorsitzenden Meinhard Wirth des Themas angenommen. Krankheitsbedingt kann Günter Wehowsky gestern nicht am Termin teilnehmen, dafür der Hohenlimburger Olaf Born, der aufgrund einer Hautkrankheit seit 2014 in einem elektronischen Rollstuhl sitzt. Meinhard Wirth hat Thorsten Sievers aus der Laurentius-Werkstatt mitgebracht. Er schiebt seinen Rollstuhl selbstständig.

Die Probleme

In der Fußgängerzone tauchen die ersten Missstände auf. „Die Steine sind spitz und holprig, zur Mitte hin senkt sich der Weg ab. Da können wir gar nicht drüber fahren“, sagt Irmgard Wehowsky. Der Rollstuhl von Thorsten Sievers rattert, als er über die Steine fährt. „Ich merke jeden Stein, das zieht richtig im Rücken. Ich brauche hier unheimlich viel Kraft“, so Thorsten Sievers. Mit dem Rollstuhl lässt es sich nur über die flachen, roten Steine an der Ladenzeile fahren.

„Steigungen sollten nicht mehr als sechs Prozent betragen“, sagt Meinhard Wirth. Auf der „Norwich-Brücke“ an der Langenkampstraße/Bahnstraße kann sich Thorsten Sievers nicht mehr ohne fremde Hilfe fortbewegen. Für die Eheleute Wehowsky ist der Weg ebenso beschwerlich – auch in Richtung des ehemaligen Hoesch-Bürogebäudes. „Wir sind hier sehr viel unterwegs. Wir müssen auch einfach mal raus“, so Irmgard Wehowsky, klagt über hohe Bordsteine. „Wenn wir die Straßenseite wechseln wollen, sind wir auf rücksichtsvolle Autofahrer angewiesen.“ Und Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Voss: „Vor den Garagen an den Wohnhäusern sind die Bürgersteige abgesenkt. Warum nicht auch gegenüber?“

Wenn ein Rollstuhlfahrer in der Innenstadt – und auch in Elsey – ein Bedürfnis hat, gibt es ein Problem. Es steht keine behindertengerechte Toilette zur Verfügung. So gibt es keine Möglichkeit, die Notdurft zu verrichten, lediglich zu den Öffnungszeiten des Rathauses. „So etwas ist entwürdigend“, sagt FDP-Ratsfrau Monika Schlößer.

Lange Umwege

Für Olaf Born sind die Bushaltestellen das größte Problem, ist er doch auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. „Oft muss ich 100 Meter wieder zurück fahren, um zu einer Haltestelle zu kommen, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt“, so der 48-Jährige. Ansonsten ist die Überquerung der Straße aufgrund der hohen Bordsteine kaum möglich. Hierfür sind die Übergänge in Elsey an der Esserstraße/Möllerstraße sowie am Hohenlimburger Bahnhof Beispiele.

Die Maßnahmen

Wie kann man kurz- bis mittelfristig helfen? „Am Langenkamp werden wir im Zuge einer Gehwegsanierung Bordsteine absenken. Je nach Länge würden die Kosten 1500 Euro bis 4000 Euro betragen“, sagt Uwe Spannaus von den Wirtschaftsbetrieben Hagen (Straßenunterhaltung). Die Maßnahme soll in den nächsten Wochen, spätestens im Frühjahr 2018 beginnen. „Weitere Maßnahmen sind zunächst nicht geplant.“ Monika Schlößer sagt aber: „Wir werden uns im Rat für weitere Verbesserungsmöglichkeiten einsetzen.“