Breckerfeld. . Es ist der siebte Aufschlag, das siebte Stück . . . „Wirklich?“ fragt der Mann im blauen Pulli und lächelt. „Wie die Zeit doch vergeht.“
Es ist der siebte Aufschlag, das siebte Stück . . . „Wirklich?“ fragt der Mann im blauen Pulli und lächelt. „Wie die Zeit doch vergeht.“
Die Zeit vergeht. Werner Hahn, der Schauspieler, der Regisseur, den sich niemand an anderem Ort als am Stadttheater Hagen vorstellen konnte, hat noch einmal eine neue Herausforderung gesucht. Siegen, das Apollo-Theater. Und doch haben wenige seiner Projekte Bestand. Das Bürgertheater Breckerfeld ist eines davon.
„Habt ihr alle nichts Besseres zu tun?“ fragt der Regisseur, als er das Martin-Luther-Haus an diesem Samstagmorgen betritt. Probe zu „Standing Ovations – Der Traum vom großen Ruhm“ – neun Darsteller sind erschienen. Besseres hat keiner zu tun. Sie stehen mit Leidenschaft alljährlich bei bis zu acht Vorstellungen auf der Bühne. Und sie lieben es, das, was ihnen Hahn auf den Leib geschrieben hat, zu spielen.
Diesmal könnte man meinen, das Ensemble spiele sich selbst. Es geht um eine Laientheatergruppe, die sich den Klassiker „Der eingebildete Kranke“ vorgenommen hat. Das Bürgertheater-Stück spielt in der Garderobe in den letzten zwei Stunden vor der Premiere. Selbst stellen sich die Darsteller aber nicht dar. „Die Figuren sind schrill, bewusst überzeichnet, weit weg von der lokalen Wirklichkeit“, sagt Werner Hahn. Es gibt den verzweifelten Hauptdarsteller, der sich seinen Text nicht merken kann. Oder den Kollegen, der vorher noch mal beim guten Metzger im Dorf vorbeischaut und jetzt mit Knoblauchfahne auf die Bühne will. Oder den Intriganten. Oder die Besorgte, die verzweifelt versucht, den Laden zusammenzuhalten.
Entwicklung zu Charakterdarstellern
Es ist eine Entwicklung, die sich in der Wirklichkeit auf der Breckerfelder Bühne über Jahre hinweg abzeichnet. „Die Schauspieler sind im Laufe der Jahre von reinen Textverarbeitern zu richtigen Charakterdarstellern geworden“, sagt Werner Hahn. „Es ist dieser Prozess, der für das Publikum eine besondere Theaterfreude möglich macht.“
Flotte Dialoge zählen zu „Standing Ovations“ – und natürlich wieder Musik. „Dabei kommt es zur Uraufführung eines Chansons, das extra für das Stück geschrieben und komponiert wurde“, sagt Werner Hahn, der schon vor einigen Jahren nach und nach begonnen hat, die Stücke musikalisch auszugestalten.
Hahn ackert, er hängt sich rein und manchmal kommt er eigens aus Siegen, wo er unter anderem für ein Jugendtheater-Projekt in den zehn Städten des Kreises zuständig ist, nach Breckerfeld. Für ein Stück und für ein Theater, das sein Kind ist. Dass Werner Hahn einst gemeinsam mit der Bürgerstiftung (die heute noch immer von den Erlösen soziale Projekte unterstützt) aus der Taufe gehoben hat.
„Die kleine, übersichtliche Struktur, all das Organisatorische, das rundherum erledigt wird, verteilt auf viele Schultern – das sind beste Bedingungen für einen Regisseur“, sagt Werner Hahn über den Ort, an dem er jetzt im siebten Jahr arbeitet, „da kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren, auf das Theaterspiel.“
So wie jetzt. Es wird Zeit. „Darf ich um Ruhe bitten . . .“, sagt Werner Hahn und klatscht kurz in die Hände. „Schließlich geht es hier um Kunst.“ Spricht’s und schickt seine Darsteller wieder zur Probe auf die Bühne.