Hagen. . Der Streit zwischen Stadt und Reiterverein Hagen eskaliert: Die Reiter wollen den Höing verlassen, das Veterinäramt kam erneut mit der Polizei.
Das Tischtuch zwischen der Stadt und dem Reiterverein Hagen ist endgültig zerschnitten. Über seinen Rechtsanwalt Dr. Michael Lingemann kündigte der Verein an, dass er keinen neuen Erbpachtvertrag mehr anstrebe, sondern das Gelände auf dem Höing über den Weg des Heimfalls (siehe Box) verlassen wolle. Allerdings müsse die Stadt zunächst eine Entschädigung für die auf dem Grundstück befindlichen Gebäude und Ställe zahlen.
Der Streit zwischen beiden Seiten war am Donnerstagmorgen erneut eskaliert, als Rechtsdezernent Thomas Huyeng, mit Mitarbeitern des Veterinäramtes im Gefolge, die Polizei und einen Schlüsseldienst herbeirufen musste, um sich Zugang zum Vereinsgelände zu verschaffen. Dort wollten die städtischen Tierärzte die Pferde und Stallungen kontrollieren.
Kontrolltermine geplatzt
Allerdings hatte der Verein vorher mitgeteilt, dass um diese Zeit niemand zugegen sein könne, erklärte Jugendwartin Annika Brucke: „Wir sind alle ehrenamtlich tätig und müssen um 8.30 Uhr morgens arbeiten. Herr Huyeng hat dennoch auf dieser Uhrzeit bestanden.“ Unter solchen Bedingungen sei der Vereinsbetrieb nicht weiter aufrechtzuerhalten, so Brucke.
Bei einer Kontrolle im Mai hatten die Veterinäre schon einmal die Polizei um Amtshilfe bitten müssen, weil ihnen der Zugang zum Verein verwehrt worden war. Auch diesmal habe der Verein allein in dieser Woche drei Kontrolltermine platzen lassen, hieß es aus dem Rathaus. Als Konsequenz aus dem jüngsten Vorfall beschloss am Donnerstagabend dann auch der Haupt- und Finanzausschluss, alle bestehenden Verträge mit dem Reiterverein so bald wie möglich zu kündigen.
Verein verlangt Entschädigung
Der Verein dagegen sieht sich als Opfer gezielter Schikanen, da die Stadt auf dem Höing eine Multifunktionshalle für die Basketballer von Phoenix Hagen und andere Veranstaltungen bauen wolle. „Man hätte uns doch umsiedeln können statt uns so zu traktieren“, sagte Brucke: „Ich finde diesen Umgang erschreckend.“
In einem Schreiben an Oberbürgermeister Schulz, das auch allen Ratsfraktionen zugegangen ist, betont der Verein, das Veterinäramt habe sich ohne Rücksicht auf ehrenamtliche Belange nicht an Abmachungen gehalten: „Stattdessen lauert man mit weiteren Ordnungsverfügungen in der Tasche vor unserer Tür.“
Es geht um viel Geld
Nun geht es ums Geld. Der Verein will das Gelände erst verlassen, wenn die Stadt, der das Areal gehört, ihn für die dort errichteten Bauten entschädigt. „Nach Auskunft meiner Mandantschaft steht eine Summe von fünf Millionen Euro im Raum“, so Rechtsanwalt Lingemann. Die Stadt Hagen wollte dazu keine Stellung abgeben. Bei einem Heimfall ist es ohnehin üblich, den Wert der Immobilien im Rahmen eines Gutachterverfahrens einschätzen zu lassen.
Außerdem verlangt der Verein Pachtzahlungen in Höhe von 10 500 Euro zurück, die er in gutem Glauben auf einen neuen Erbpachtvertrag, der jedoch nicht zustande kam, geleistet habe. Auch Grundbesitzabgaben (6461 Euro) und Grundsteuer (4500 Euro) aus den vergangenen vier Jahren will der Verein erstattet haben.
Wiedersehen vor Gericht
Ein Wiedersehen mit der Stadt wird es auch vor Gericht geben. Dort müssen die Klagen des Vereins gegen die vom Veterinäramt verhängten Bußgeldbescheide wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz wieder verhandelt werden.
>>Hintergrund: Heimfall
- Das Gelände auf dem Höing gehört der Stadt Hagen und wurde vom Reiterverein bis 2013 im Rahmen der Erbpacht genutzt.
- Durch einen Heimfall, wie ihn der Reiterverein nun gemeldet hat, werden die Rechte aus dem Erbbauvertrag an den Grundstückseigentümer, also die Stadt Hagen, wieder zurück übertragen.