Breckerfeld. . Der Stadtsportverband rückt bei seinem Neujahrsempfang in Breckerfeld das Thema sexualisierte Gewalt in den Fokus.

Zwei Dinge machen den Sport aus. Soziale Gemeinschaft und emotionale Nähe. Sportler gewinnen gemeinsam, sie verlieren gemeinsam. Sie jubeln, sie trösten sich, sie nehmen sich in den Arm. Trainer die Sportler, Sportler die Trainer. Manche Sportler sind Kinder. Also gibt es Grenzen. Aber wo liegen die? Das Thema „Sexualisierte Gewalt“ steht im Mittelpunkt des ersten Neujahrsempfangs, den der Stadtsportbund am 27. Januar gibt. Darüber sprach unsere Zeitung mit den Vorstandsmitgliedern Peter Schneider, Gerd Nowak und Wolfgang Köppen.

Warum greifen Sie ausgerechnet dieses Thema auf?

Gerd Nowak: Wir wollen eine Art Türöffner sein. So ein Neujahrsempfang eignet sich da aus unserer Sicht gut. Das Thema bestimmt gerade die Medien, weil sich immer mehr berühmte Persönlichkeiten unter dem Motto „me too“ in den USA outen und von ihren Erfahrungen berichten.

Wolfgang Köppen: Trotzdem ist die Thematik in unseren Sportvereinen nicht so präsent, wie wir uns das vorstellen. Wir wollen die Verantwortlichen dafür sensibilisieren, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.

Peter Schneider: Unser Ziel ist es, dass es zunächst in jedem Verein einen „Experten“ gibt, der sich intensiv mit sexualisierter Gewalt beschäftigt und auch entsprechende fortgebildet wird. Es braucht aus unserer Sicht diese festen Ansprechpartner, die mit möglichen Fällen diskret und verantwortungsvoll umgehen. Und diese Ansprechpartner müssen Mitgliedern und Eltern von Kindern auch bekannt sein.

An wen wenden Sie sich denn mit dem Neujahrsempfang?

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Wolfgang Köppen: Wir wollen die Vereine erreichen. Ihre Aufgabe ist es zunächst, Kinder so zu schützen, dass sie mit Freude ihrem Sport nachgehen können.

Peter Schneider: Aber die Teilnahme ist offen. Politik, Kindertagesstätten, Schulen aber auch Eltern, Jugendliche und Kinder direkt sind eingeladen. Dazu kommen auch Organisationen wie der Kinderschutzbund. Eine Vernetzung ist wichtig. Am Vormittag führt eine Referentin des Landessportbundes in die Thematik ein. Im Anschluss gibt es eine Podiumsdiskussion. Am Nachmittag steht das interaktive Theaterstück „Anne Tore – sind wir stark“ auf dem Programm.

Gibt es denn in Breckerfeld konkrete Fälle?

Gerd Nowak: Zumindest sind uns keine bekannt. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Es gibt immer wieder im Alltag in den Vereinen Grenzsituationen. Und was ist zu tun, wenn Grenzen überschritten werden?

Wolfgang Köppen: Wie intensiv sollte beispielsweise der Trainer einer Mädchenmannschaft mit seinen Spielerinnen jubeln? Wer hat bei welchem Team wann etwas in der Kabine zu suchen? Das sind zwei von vielen Fragen, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.

Peter Schneider: Immerhin gibt es eine Umfrage der Deutschen Sporthochschule Köln unter Kaderathletinnen. Ein Drittel dieser Sportler ist schon einmal mit sexualisierter Gewalt im Sport in Berührung gekommen. Einer von neun Athleten sogar in schwerer Form oder über einen längeren Zeitraum hinweg.

Was können Vereine noch tun?

Peter Schneider: Sie sollten den Kinder- und Jugendschutz fest in ihren jeweiligen Satzungen verankern. Und die Prävention, die in diesem Zusammenhang ja eine zentrale Rolle spielt, sollte immer wieder auf Übungsleitersitzungen zum Thema gemacht werden. Daneben sollte es verbindliche Kriterien geben, die bei der Auswahl, aber auch bei der Qualifizierung von Übungsleitern zur Anwendung kommen.